Daily Diary (36) und Ankündigung in fremder sowie in eigener Sache

Ohne viele Worte zeige ich diese Photographien.

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Die Illustrationen und Bilder sind von der Grafik-Designerin Juliane Pieper, die Mode-Kollektion von Sandra Winschu, die Kollektionen des Berliner Taschenlabels alice‘n‘tosch  illustrierte ebenfalls Juliane Pieper.

Nach so viel Werbung in fremder Angelegenheiten folgt ein Hinweis in eigener Sache: ab Samstag geht es in den Urlaub. Erst in Richtung Tauberfranken, dann weiter nach Polen, nach Warschau. Es kann passieren, daß ich entgegen meiner ursprünglichen Absicht kürzere Berichte aus Polen schreibe, obwohl ich es im Urlaub eigentlich vorziehe, nicht erreichbar zu sein und kein Internet zu benutzen. Wir werden es sehen. Es bleibt offen. Ich weiß nicht, wann ich zurückkehre. Sollte ich eine Frau treffen wie die Moderatorin Ola Rosiak, bleibe ich in Polen, obgleich ich diese Sprache wohl niemals lernen werde. Ich habe bereits wieder vergessen,was „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“, „Bitte“, „Danke“ heißt. Zu guter letzt scheitert das Leben an der Sprache, und weil wir die Sprache haben, werden wir die Welt nicht los.

Die Sendung „Schmidt und Kowalski“ schaue ich nur wegen Ola Rosiak , meine damalige Freundin war sehr eifersüchtig und versuchte es mit Herummäkeln.

Aber damit – zum Ende dieses kleinen Textes hin – Betrachterin und Betrachter sehen, daß der Antisubjektivitätsmetaphysiker ohne Herz doch ein Herz für das Herz besitzt (freilich: kein Herz für Kinder), gleichsam in der Form einer Reflexion auf die Reflexion sich das reflektierte Herz zu eigen macht, zeige ich geneigten Zuschauerinnen und Zuschauern schnell noch diese Photographie bevor ich in den Äther verschwinde, mich verflüchtige als das, was ich bin: jenes kalte Herz.

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Doch Vorsicht! Verleiben Sie sich diese Herzen nicht ein: es sind nur Bilder, so wie Texte nur Texte sind und nicht mehr. Freilich in der unendlichen und mehrfach gesättigten Konnotation und im Überschuß der Bedeutung.

Bis dahin eine feine Zeit, wünscht Ihnen Ihr Peter Munk

Fashion Week in Berlin

Der Titel sei auf Englisch zu lesen, oder besser noch: Auf Amerikanisch! Angesichts dessen, daß wir uns in der tollen Stadt Berlin befinden, wo es Musik und Trends hinzieht, und wo die Modewoche mit „Fashion Week Berlin“ sowie „Bread and Butter“ (Flughafen Tempelhof) ihren Höhepunkt erreicht, ich allerdings zu dünne Models, aber auch schlecht gekleidete Menschen häufig nicht leiden mag, und vor allem deshalb, weil dieser Blog stilbildend unter den Menschen wirken möchte, zeige ich heute Modetrends aus den USA. Wie immer sind dieses Land und seine Menschen ihrer Zeit weit voraus und zu Erstaunlichem fähig. So wie hier zum Beispiel:

Seien Sie stark und tapfer, nehmen Sie sich die Zeit und hören Sie bis zum Ende. Schauen Sie auf das Publikum und auf die Protagonisten! Wichtig ist es dabei, sich beim Betrachten des Videos von den Bildern inspirieren zu lassen. Keine Band der Welt wirkte derart auf die Welt der Mode. Danach ab in die Schönhauser, nach Mitte oder Kreuzberg in die einschlägigen Geschäfte. Lebst Du noch oder kleidest Du dich schon?

Aber lassen wir zum Schluß ein wenig Baudelaire sprechen, damit durch das Video kein Unbehagen oder schaler Nachgeschmack verbleibt:

„Das Schöne besteht aus einem ewigen, unveränderlichen Element, dessen Anteil außerordentlich schwierig zu bestimmten ist, und einem relativen, von den Umständen abhängigen Element, das, wenn man so will, eins ums andere oder insgesamt, die Epoche, die Mode, die Moral, der Leidenschaft sein wird. Ohne dieses zweite Element, das wie der unterhaltende, den Gaumen kitzelnde und die Speiselust reizende Überzug des göttlichen Kuchens ist, wäre das erste Element unverdaulich, unbestimmbar, der menschlichen Natur unangepaßt und unangemessen. Ich bezweifle, daß sich irgendein Probestück des Schönen auffinden läßt, das nicht diese beiden Elemente enthält.“ (Baudelaire, Der Maler des modernen Lebens, in: Sämtliche Werke, Bd. 5, S. 215)

Die Mode muß deshalb als ein Zeichen für das Streben nach dem Ideal gelten, das im menschlichen Gehirn alles überdauert, was das natürliche Leben dort an Grobem, Irdischem und Schmutzi­gem anhäuft, als eine erhabene Deformation der Natur, oder viel­mehr als ein dauernder und wiederholter Versuch, die Natur zu­rechtzubringen. So hat man denn auch verständlicherweise darauf hingewiesen (ohne den Grund dafür zu entdecken), daß alle Mo­den reizvoll sind, das heißt relativ reizvoll, jede als eine mehr oder minder gelungene erneute Anstrengung auf das Schöne hin, eine jeweilige Annäherung an ein Ideal, dem nachzutrachten den unbe­friedigten menschlichen Geist ein unaufhörlicher Kitzel treibt. Doch man soll die Moden, wenn man sie recht genießen will, nicht wie abgestorbene Dinge betrachten; ebensogut könnte man den Kleiderplunder bewundern, der schlaff und reglos wie die Haut des heiligen Bartholomäus beim Trödler im Schrank hängt. Man muß sie sich verlebendigt vorstellen, zum Leben erweckt durch die schönen Frauen, die sie einmal trugen. Nur dann wird man begrei­fen, wozu sie dienten und was sie bedeuteten. Sollte demnach der Aphorismus: Alle Moden sind reizvoll, in seiner Unbedingtheit Widerspruch erregen, so sage man, und man wird sicher sein dür­fen, sich nicht zu täuschen: Alle Moden waren berechtigterweise einmal bezaubernd. (dgl. S. 249)

„Die besondere Schönheit des Dandy liegt vor allem in dem Ausdruck der Kälte, der dem unerschütterlichen Entschluß entstammt, sich nicht rühren zu lassen; als glimme da ein Feuer, das sich höchstens andeutet, das zwar auflodern könnte, sich dessen jedoch enthält.“ (dgl. S. 245)

In einem etwas anderen Zusammenhang als dem der Mode, nämlich in bezug auf einen Begriff von „zeitloser Wahrheit“ und dessen Kritik schreibt Walter Benjamin in seinem „Passagenwerk“:

„… daß das Ewige jedenfalls eher eine Rüsche am Kleid ist als eine Idee.“ (GS V, S. 578)