Von den Zarenknechten sowie mit Worten von Thomas Mann, Harald Martenstein und Wladimir Klitschko

Zum Jahrestag dieses russischen Angriffskrieges und zum teils genozidalen Krieg gegen die Ukraine und ihre Kultur ist vieles geschrieben worden. Wir erinnern uns heute aber gerne und gut an die Worte von Sahra Wagenknecht, kurz vor dem Überfall auf die Ukraine:

Soviel zu Wagenknechts Urteilsvermögen. Aber in einem Punkt hat sie recht: Mit Vranyo-Gestalten wie Putin ist kaum Diplomatie möglich. Insofern macht diese Aussage zur Unmöglichkeit von Diplomatie ihr Gefasel im „Manifest für den Frieden“ um so lächerlicher und erst recht diese Demonstration am Samstag in Berlin. Es ist eine Demonstration der Schande und wer daran teilnimmt, will keinen Frieden, sondern Unterwerfung der Ukraine unter ein brutales russisches System, das die Ukraine mit der Auslöschung ihrer Identität, mit Kinderverschleppungen, mit Terror und Foltergefängnissen überzieht. Mit anderen Worten: diese Demonstranten betreiben, ob sie es wollen oder nicht, Parteinahme für ein faschistoides und wenn nicht das, dann doch für ein brutales, totalitäres System. Frei nach Marxens Satz aus dem „Kapital“: „Sie wissen das nicht, aber sie tun es.“ Wer Frieden sagt, aber Unterwerfung meint, ist kein Pazifist, sondern im besten Falle ein elender Feigling und im schlimmeren Fall einfach nur ein Schuft. Und ich bin durchaus der Meinung, daß auch Menschen mit einem eher geringen Verstand diese Umstände zu erfasen in der Lage sind. Daß dort auch die neue „Friedenspartei“ AfD auftritt, sagt alles über diese neue Querfront aus Friedensbewegung und neuer Rechten, wie man sie bereits 2014 im Umfeld von Ken Jebsen und anderen Akteuren bei den Montagsmahwachen beobachten konnte. Adressat von Protesten war bei diesen Leuten nie der Aggressor Rußland.

In einem Interview im „Spiegel“ gibt Chatherine Belton eine gute Einschätzung zu Putin und seinem Regime:

Belton: Er war sehr gut darin, anderen Leuten genau das vorzuspielen, was sie sehen wollten. Er war ein regelrechtes Chamäleon, hielt sich im Hintergrund, gab sich bescheiden – obwohl er bald nach seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg mit seinen Freunden aus Geheimdienst und Mafia die Wirtschaft der Stadt an sich riss. So erarbeitete er sich einen Ruf als Mann, der Probleme effizient löst.
SPIEGEL: Aus dem Sankt Petersburger Rathaus wurde er in den Kreml befördert
Belton: … und gab sich auch dort bescheiden. Das war ungewöhnlich in einem Umfeld, in dem jeder mit harten Bandagen um den eigenen Vorteil kämpfte. Also erkor Boris Jelzin den jungen Putin zum Nachfolger, als er infolge einer Finanzkrise, eines Bestechungsskandals und sinkender Umfragewerte abtreten musste. Jelzins Leute dachten, dass sich dieser unscheinbare Mann loyal verhalten und ihren liberalen Kurs fortsetzen würde. Das Chamäleon hatte Jelzins Umfeld getäuscht.

Ein Überlegung, die zugleich viel auch mit dem Umgang der deutschen Politik mit Putin zu tun hat. Aber: Wir haben uns nicht nur täuschen lassen, sondern wir wollten getäuscht werden. Zu lukrativ waren die Geschäfte mit Putin. Insofern sei hier noch einmal an die Dokumentation und Recherche „Gazprom – Die perfekte Waffe“ erinnnert. Zu sehen in der Arte-Mediathek.

Geschichte wiederholt sich nicht, aber es gibt Ähnlichkeiten. Thomas Mann, in einer Rundfunkübertragung an Deutsche Hörer, im März 1941, was die Verlängerung des Krieges und Frieden betrifft (gefunden auf Twitter bei Timothy Snyder):

„Den Widerstand Englands, den Beistand, den Amerika ihm leiht, brandmarken eure Führer als ‚Kriegsverlängerung‘ Sie verlangen ‚Frieden‘. Sie, die vom Blute des eigenen Volkes und anderer Voelker triefen, wagen es, dieses Wort in den Mund zu nehmen. Damit meinen sie: Unterwerfung, die Legalisierung ihrer Verbrechen, die Hinnahme des menschlich Unerträglichen. Aber das ist nicht möglich. Mit einem Hitler gibt es keinen Frieden, weil er des Friedens von Grund aus unfähig, und weil dieses Wort in seinem Munde nur eine schmutzige, krankhafte Lüge ist.“

Ansonsten formulierte es Harald Martenstein für den Juni 2022 und auch im Rückblick auf das deutsche Putinanbiedern oder das Nicht-sehen-wollen, wie ich und wie so viele es taten. Bei Marielouise Beck, Alice Bota, Golineh Atai, Michael Thumann, Andrea Böhm, die den Putinismus von Anfang an richtig einschätzten, als es gegen Krim und gegen den Donbas ging, ist bis heute große Abbitte zu leisten. Vor allem aber pointierte Martenstein diese ungeheure deutsche Naivität im Blick auf Putin:

„Jahrelang wurde Wladimir Putin von deutschen Politikern falsch eingeschätzt. Sie hielten ihn für gutmütiger und vernünftiger, als er es ist. Deshalb haben wir uns bekanntlich von russischem Gas abhängig gemacht. Wie? Putin könnte eines Tages sein Gas als politische Waffe einsetzen? Quatsch, hieß es, so was tut der Mann doch nicht.

Als Putin sich die Krim holte, dachten in Deutschland viele, dass er damit zufrieden sein wird. Das war Fehler Nummer zwei. Exakt der gleiche Fehler wurde einige Zeit später ein drittes Mal gemacht. Als Putin seine Truppen an der ukrainischen Grenze aufmarschieren ließ, sagten in Deutschland viele: Der wird schon nicht angreifen, so unvernünftig ist er nicht. Von ihrer eigenen Friedensliebe schlossen sie auf die Friedensliebe Putins. Unmöglich, dachten sie, dass jemand völlig anders tickt als wir. Wunschdenken spielt bei uns oft eine große Rolle.

[…]

Der Westen ist uneins, schwach und feige, diese Botschaft hat Putin seinen Leuten immer wieder eingehämmert. Wenn die Leute in ihrer Wohnung Pullover tragen müssen, im Winter, wird die jetzt schon kriegsmüde Stimmung im Westen vollends kippen.

Die Zeit arbeitet für ihn. Verhandlungen wären erstrebenswert. Aber es wird keine Verhandlungen und keine Kompromisse geben, weil Putin in Anbetracht der militärischen Lage beides nicht nötig hat. Er weiß, dass er siegen wird, wenn die Ukraine nicht bald und in großem Umfang die Waffen bekommt, die sie braucht. Der Sieg wird teuer erkauft sein, aber es ist ja nicht er, der den Preis zahlt. Sein Volk zahlt den Preis. Und Putin wird glauben, dass er wieder mal das Richtige getan hat.

Inzwischen spricht er offen über sein Ziel, das Großreich aller Russen, auch derer, die gar keine Russen sein wollen. Putins Klarheit unterscheidet ihn von Olaf Scholz. Versprochen waren der Ukraine viele Waffen. Geliefert wurden wenige, aufreizend langsam, jede Woche steht dafür eine neue Ausrede in der Zeitung. Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte man Parallelen zum Bau des Berliner Großflughafens ziehen, dessen Eröffnung wurde ähnlich oft verschoben wie einige Waffenlieferungen. Inzwischen gibt es eine Liste der erfolgten Lieferungen, 100 Maschinengewehre und 178 Fahrzeuge unter anderem. Nach vier Monaten sind auch sieben Haubitzen eingetroffen, dazu fallen mir die sieben Zwerge ein. Das kleine Norwegen hat 22 geliefert.“ (Martenstein, Putins willige deutsche Wunschdenker werden wieder sichtbar)

Beenden will ich diesen Artikel mit einem Satz von Wladimir Klitschko in der Talkshow von Sandra Maischberger am 22.2. Maischberger sprach von Opfern auf beiden Seiten. Klitschkos richtige Antwort: „Es gibt keine russischen Opfer, denn wer mit Waffen kommt, stirbt durch Waffen, die Opfer sind Ukrainer.“

 

Klare Worte von Annalena Baerbock zu jener unsäglichen Petition

Ich bin nicht als Freund der Grünen bekannt, aber in dieser kurzen Rede findet die Außenministerin Annalena Baerbock in Sachen dieser unsäglichen „Petition“ die treffenden Worte:

„Das was wir in der Ukraine tun, damit verteidigen wir auch unsere eigene Freiheit. Weil es eben nicht nur ein Angriff auf ein souveränes Land ist, ein Angriff auf ein Land mitten in Europa, sondern das ist ein Angriff auf unsere europäische Friedensordnung. Das ist ein Angriff auf die Charta der Vereinten Nationen. Rußland als Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, das eigentlich zum Auftrag hat, den Weltfrieden zu sichern, versucht auch diesen Weltfrieden, die internationalen Regeln in Schutt und Asche zu legen. Und da gerade an diesem Tag wieder ein Aufruf die Runde macht, man sollte sich einfach nur mal an den Tisch setzen, ob jetzt die ganze Ukraine oder die halbe Ukraine, möchte ich daran erinnern, was das bedeutet. Menschen sitzen nicht einfach, wie wir hier, in einem Kino und fragen sich, wann sie im letzten Jahr zum letzten Mal einen Film gesehen haben, Menschen sitzen zum Teil seit elf Monaten im Keller und trauen sich nicht raus. Kinder gehen teils seit einem Jahr nicht zur Schule. Das sind die Menschen, die in der Ostukraine leben, wo wir nicht wissen, wie es ihnen geht, weil selbst das Internationale Komitee des Roten Kreuzes dort nicht hinkommen kann. Und all diejenigen, die sagen, Waffen müssen nur schweigen, weil dann haben wir Frieden, dem möchte ich sagen: Was ist das für ein Frieden, wenn man unter russischer Besatzung leben muss, jeden Tag die Sorge hat, dass man kaltblütig ermordet, vergewaltigt oder als Kind sogar verschleppt wird? Ein Diktatfrieden, wie ihn manche jetzt fordern, das ist kein Frieden. Sondern das wäre die Unterwerfung der Ukraine unter Russland und es wäre das Ende der Charta der Vereinten Nationen. Gerechter Frieden bedeute, dass auch die Menschen in der Ukraine wieder in Freiheit leben können.“

Irrsinnig ist dieser „Aufruf zum Frieden“ im übrigen deshalb, weil er das Gegenteil vom Frieden bedeutet – nämlich die Zerstörung einer souveränen und demokratischen Ukraine. Einen solchen demokratischen Staat neben sich und der belarussischen Diktatur, womöglich noch in der EU, ist es, was Putin mehr fürchtet als alles andere. Und das eben motiviert auch seinen Angriff auf dieses Land – neben jenen neoimperialistischen Ambitionen einer russischen Welt und einem Ausgriff auf Europa als geschichtliches Erbe, das Putin hinterlassen möchte.

Und dieser Aufruf ist auch in einem zweiten Punk nicht nur irrsinnig, sondern vor allem auch Propaganda. Zum Ende des Aufrufs hin wird nämlich so getan als stünden sich da zwei gleichwertige Akteure gegenüber. Dem ist aber nicht so. „Eskalation durch Waffenlieferung“ ist eine weitere Lüge: eskalierend in diesem Konflikt verhält sich einzig Putin bzw. Rußland. Sie nämlich sind die Aggressoren. Wer sich verteidigt, eskaliert nicht. Und um sich zu verteidigen sind nun einmal Waffen nötig. Was im Grunde diese Leute unausgesprochen fordern, ist die bedingungslose Kapitulation der Ukraine und die Abtretung von Territorium – und das noch im Namen der Ukraine, was eine Dreistigkeit ohnegleichen ist und ein Schlag in die Fresse für jeden Ukraine. Wer sich um den Frieden in Europa sorgt, sollte diese Sorgen in Moskau oder aber vor der russischen Botschaft zum Ausdruck bringen. Das aber tun diese Gestalten ganz bewußt nicht.

Falco † 6. Februar 1998

Vor 25 Jahren starb Falco, (bzw. Johann Hölzel) bei einem Autounfall nahe Puerto Plata in der Dominikanische Republik. Es ist „Out Of The Dark“ ein Pop-Song mit viel Pathos und für verlorene Seelen. Und leider auch eine Abschiedhymne. Ich war damals beruflich in Bayreuth und es war, als ich das in den Nachrichten hörte, ein großer Schreck.

Das System Putin und was das mit 90 Jahren Machtergreifung zu tun hat

Einmal wieder hat Putin gestern bei seiner Geschichtsshow in Wolgograd demonstriert, daß mit einem solchen Menschen kaum noch Verhandlungen denkbar sind. Und er hat einmal wieder gezeigt, auf welche Weise der Zweite Weltkrieg zum Zwecke eines neuen Angiffskrieges instrumentalisierbar ist – dabei der brutale Täter, der Kriegsverbrecher, der wie in Butscha, Irpin, Mariupol, Cherson Zivilsten hinrichten läßt, der Kindermörder, der Frauenvergewaltiger sich als Opfer ziert. Einmal wieder die russische Kunst der vranyo als politisches Instrument. Und aus brutalen Tätern werden Opfer. Nur daß eben diese Opfer bedauerlicherweise andere überfallen: dieses Faktum bekommt der blutige Lurch aus Moskau nicht weggelogen – auch wenn er es mit jenem System des vranyo zu verschleiern gedenkt. In Rußland jedoch beim gegenwärtigen Geschichtsbewußtsein der allermeisten Menschen dort, wird kaum einer wissen, daß es den Leopard 2-Panzer während des Zweiten Weltkriegs nicht gab. Es können also auch keine Leopard-Panzer im damaligen Stalingrad zum Einsatz gekommen sein. Davon abgesehen, daß es in diesem Fall der notwendigen Panzerlieferungen an die Ukraine nicht Rußland ist, das von der Ukraine überfalllen wurde, sondern umgekehrt führt Rußland seit 2014 einen Krieg gegen die Ukraine: von der Einflußnahme auf die Marionette Viktor Janukowitsch bis zur Annexion der Krim und dem russischen Krieg im Donbas. Wolgograd wurde übrigens gestern zu den Feierlichkeiten noch einmal in Stalingrad umbenannt und fröhlich tanzten dort die russischen Stalinisten unter Stalins Konterfei. Auch diese Bilder illustrieren das System Putins gut.

Aber auch im Westen wird man nicht müde, beim Aufbau einer neuen Querfront. Putins Kumpeline Sevim Dagdelen und Björn Hocke, der alte Russenbock: da wächst zusammen, was zusammengehört.

Sozusagen der Hitler-Stalin-Pakt in Westentaschenformat. Sicherlich wollen Dagdelen und Höcke, das Traumpaar, die russischen Angreifer mit Wattebällchen und Wasserpistolen aufhalten.

Es gibt einen treffenden Satz, den eine Facebook-Kommentatorin im Blick auf eine jener Putin-Apologetinen geschrieben hat, die im Internet die Foren volltrollen. Im Blick auf das Weltbild Putins und im Blick auf die russische Außenpolitik schrieb sie:

@Aureliana: Leider hast Du Unrecht. Du denkst, Du verstehst Russland, aber gehst 100% von Deiner westlichen Friedenswarte (!) aus!! Bist also viel ablehnender zu Russland und dem Frieden als Du denkst!! – Ich habe vier Jahre ( 2007-2011) in der russ. Botschaft als Beraterin gearbeitet und dabei mit Schrecken festgestellt, dass das russ. Weltbild in deren Politik ( ja, bin auch Putin begegnet!) Krieg und Waffen und Unterwerfung und Mord an Andersdenkende (auch politische Gegner und ehemalige Freunde!) als „normal“ ansieht und Frieden als Schwäche!!!

Darum werden Putin und Co. nur bei einem Sieg der Ukraine aufhören… sonst immer und immer so weitermachen… leider. Putin ist schlimmer als die Mafia, und die lacht bei einem Friedensangebot auch nur, das kennst Du vielleicht… (war auch zwei Jahre in Palermo.. Russland hat die grausamere Energie gehabt, leider)

Sehr liebe friedvolle Grüsse!! ( Dasmeine ich ernst! Aber Friedenswünsche dürfe nicht naiv sein, sondern sorgfältig abwägend angegangen)“

Interessanterweise tarnen sich diese Apologeten Putins, wie auch Gabriele Krone-Schmalz, regelmäßig hinter der Maske des Friedensfreundes, sämtliche historischen und politischen Fakten ignorierend, die jenen russischen Imperialismus und die Putin-Diktatur samt vranyo (spezielle Form des Lügens) betreffen. Vor der russischen Botschaft demonstrieren und ihre Friedensforderungen in Moskau vorbringen – da nämlich, wo der Krieg begonnen wurde – hat man diese Leute aber niemals gesehen. Es wird so getan, als hätten die USA die Ukriane überfallen.

Von keinem einzigen dieser „Friedens“freunde habe ich bisher einen einzigen sinnvollen Vorschlag gehört, wie man Putin zum Abzug seiner Soldateska bewegen könnte. Und das gilt leider auch für seriösere Akteure wie Juli Zeh, die ich nicht für eine ideologisch verblendete Hetzerin halte – anders als die Haßprediger Dagdelen und Höcke. Natürlich sollten Verhandlungen die oberste Option sein. Wenn aber keiner da ist, der verhandeln will, dann ist es sinnlos, Verhandlungen zu fordern.

Putins Logik ist die des Schulhofschlägers, und es liegt einmal mehr den Verdacht nahe, daß im Kreml langes schon keine Politik mehr regiert, sondern ein kriminelles Kartell, das mehr Ähnlichkeit mit dem Methoden der Organisierten Kriminalität hat als mit einer politischen Ordnung. Dieser Bericht ist durch vielfältige andere Berichte und Aussagen von Privatleuten, Diplomaten, Politikern und Journalisten bestätigt, die ähnliches über russische Politiker – beileibe nicht nur Putin – aussagen. Und dies zeigt sich auch darin, daß, fast wie in einem Failed State, mittlerweile Warlords den Ton angeben: so der Chef der Wagner-Söldner Jewgeni Prigoschin oder der brutal-dumme tschetschenische Milizführer Ramsan Kadyrow.

Wir haben in Rußland eine Situation wie sie für gefestigte Diktaturen typisch ist, die sich über Jahre etablieren konnten. 90 Jahre Machtergreifung durch die Hitlerdiktatur geben in dieser Linie zumindest einen guten Aufschluß, was die Durchseuchung einer Gesellschaft mit Ideologie und mit Haß betrifft – bei allem Unterschied der Systeme ansonsten.(Der Osteuropahistoriker Karl Schlögel spricht vom Putinismus, was eine harmlose Umschreibung ist.) Dennoch: Wer heute „Nie wieder Faschismus“ sagt, der muß zwangsläufig auch sagen „Putin muß weg!“ – und das geht im Augenblick am ehesten, indem Putin in der Ukraine besiegt wird. Soviel auch in die Richtung derjenigen in der Partei Die Linke gesprochen, die sich noch nicht von Zarenknechts braunrotem Taint haben anstecken lassen und die hier letzten Sonntag am Rosa-Luxemburg-Platz demonstrierten, ohne dabei vor die russische Botschaft zu ziehen: „Verhandlungen statt Panzer“ wie eine der Aufrufparolen lautete, sind nur dann sinnvoll, wenn es jemanden gibt, der verhandeln will. Ilko-Sascha Kowalczuk schrieb es im Blick auf diese Demo in drastischen, zugespitzten, aber auch deutlichen Worten:

„Die sind so lost – wenn sie sich schon nicht nach Moskau trauen, wohin die Forderung gehört, sie stellen sich nicht einmal vor die Botschaft Russlands in Berlin, nur 15 Gehminuten von der Volksbühne entfernt. Schämt Euch, Ihr Kriegstreiber, Putinfreunde, Unterstützer von Kriegsverbrechen und Massenmord – Ihr habt weder aus der SED-Diktatur noch vom 30. Januar 1933 irgendetwas gelernt! Ihr versteht nicht, was „Nie wieder!“ bedeutet! Linkspartei“

Sowenig wie man mit der Mafia verhandeln kann, kann man mit Rußland verhandeln,solange das kleptokratische und terroristische System Putin in Rußland im Sattel sitzt. Und da muß man es für die Zukunft mit dem SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sagen:

„Die Aussage, dass es Sicherheit und Stabilität in Europa nicht gegen, sondern nur mit Russland geben kann; dieser Satz hat keinen Bestand mehr. Heute geht es darum, Sicherheit vor Russland zu organisieren.“

Was getan werden muß: Leopard 2

Es geschieht genau das, was ich und viele andere schon lange sagten und was bereits vor einem dreiviertel Jahr hätte geschehen müssen und was militärisch unbedingt erforderlich ist, als klar war, daß der blutige Lurch aus Moskau nicht verhandelt: Es werden Kampfpanzer geliefert und es wird die ukrainische Armee an jenen Panzern trainiert.

Was die Eskalation betrifft: diese geschah am 24. Februar 2022 mit dem Überfall auf die Ukraine – und wenn man es genauer nimmt, geschah sie bereits im Jahr 2014 mit der Annexion der Krim durch Rußland und dem russischen Einmarsch im Donbas samt Abschuß eines Passagierflugzeugs, bei dem 298 Menschen starben. Der einzige, der für eine derartige Eskalation verantwortlich ist, ist der blutige Lurch in Moskau. Die Ukraine wurde angegriffen. Sie besitzt, vom Völkerrecht gedeckt, das Recht auf Selbstverteidigung, und vom Völkerrecht ist es ebenfalls gedeckt, daß eine Koalition der Freiwilligen und all jener, die solches Gebaren nicht dulden, das vom russischen Aggressor überfallene Land mit allen Mitteln unterstützt – und dazu gehören insbesondere Waffen, da Worte und Telefonate bisher keinen russichen Panzer und keinen russischen Terrorangriff auf Zivilisten gestoppt haben. Für diese Unterstützung der Ukraine mit Waffen ist die Meinung eines Wladimir Putin unerheblich.

Le Rayon vert: Der Eisregen, der Eiskomet

„Grüner Komet wird in wenigen Wochen am Himmel zu sehen sein – zum ersten Mal seit der Steinzeit“, so fand ich heute in der Timeline auf Facebook: Gehet hin und sehet von Lars von Trier „Melancholia“ und staunet! Natürlich auch, weil wir immer wieder gerne Kirsten Dunst und Charlotte Ginsburg, aber auch Charlotte Rampling gerne sehen.

Weiter heißt es:

„Der Komet wird am 2. Februar voraussichtlich etwa 26 Millionen Meilen von der Erde entfernt sein. Das wäre nach Angaben der Astronomen die größte Erdnähe seit 50.000 Jahren. Zur damaligen Zeit befanden sich die Menschen in der Jungsteinzeit. Damals verließen die Menschen vermutlich Afrika und ließen sich in Asien und Europa nieder. Neandertaler lebten noch auf der Erde. Der Planet befand sich mitten in einer Eiszeit.

Der eisige kosmische Besucher wird unseren Planeten in einer Entfernung passieren, die fast 109 Mal so groß ist wie die durchschnittliche Entfernung des Mondes, aber der Komet leuchtet so hell, dass er noch am Nachthimmel zu sehen sein könnte.“

Raketen auf Rußland

„Die Erde ist rund […] Wenn etwas in den Luftraum anderer Länder eindringt, kehren früher oder später unbekannte Flugobjekte zum Ausgangspunkt zurück.“ So äußerte sich Mychailo Podoljak, Berater von Wolodymyr Selenskyi, kürzlich auf Twitter hinsichtlich der Raketenangriffe auf Militärstellungen in Rußland.

Und da die Russen 2014 bei der Invasion auf der Krim und im Donbas ihre Marsmännchen einsetzen, kann es passieren, daß die Ukraine nun Putins Russen mit ihren eigenen Mitteln schlägt. Oder wie es früher in den 1980er Jahrne der Schlachtruf der Autonomen war: „Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland!“ Und daß eben muß auch für Rußland gelten. Jeder Ort in Rußland, von dem Raketen auf ukrainische Zivilisten, auf Kraftwerke, auf Städte, auf Krankenhäuser und Wohnblöcke abgefeuert werden, muß sich sicher sein, daß diese Raketen auch wieder zurückkehren werden. Der Aggressor muß seine eigenen Mittel zu schmecken bekommen.

Heute Katastrophenalarm

In Berlin aber nicht. Weil es nämlich keine Sirenen gibt. In Berlin fällt im Zweifelsfall auch die Katastrophe aus, wenn Putin Invasion macht. Denn man kann vermuten, daß Putin um ganz Berlin, um Ranz-Berlin einen riesengroßen Bogen schlagen wird. Ansonsten gibt das Bundesamt für Katastrophenschutz diese Meldung heraus:

„‚Auch in Durchsagen und auf Anzeigetafeln der Deutschen Bahn wird das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnen.‘ Und zwar so:

11.00: ‚Aufgrund einer technischen Störung verzögert sich die Katastrophe um wenigen Minuten. Wir bitten um Entschuldigung.‘

12.35: ‚Wegen Bauarbeiten fällt heute die Katastrophe aus.'“
(Guillaume Paoli)

Cherson

Tanzende und feiernde Menschen auf den Straßen Chersons. Und so muß es überall in der Ukraine aussehen, und das gelingt nur mit Waffen und am Ende auch mit dem verdeckten Einsatz von NATO-Kommandos und Armeebrigaden aus dem Westen – in Uniformen der ukrainischen Armee versteht sich.

Im Februar kamen die Russen, jetzt die Ukrainer: „Als unsere Soldaten einfuhren, waren ihre Maschinengewehre in die Luft gerichtet. Als die Russen einfuhren, waren ihre Waffen auf die Menschen gerichtet. Das erklärt alles. Und sie sagten, sie seien unsere Befreier.“ So berichtet es im Tagesspiegel einer der Bewohner von Cherson – einer jener Menschen dort, die über Monate Widerstand gegen die russischen Besatzer leisteten.