„Oh, oh!“ so ächzt es und fragt es nachts vor der Pforte der heiligen Halle im Chor der Wartenden: muß der Gast in der Schlange draußen bleiben, kommt der Gast hinein? Zur kollektiven Ekstase, zu Tanz und Vergnügen, zu Schweiß und Ausschweif. Menschen in der Menge und das Berghain – ein Arkanum, ein Abaton, ein Adyton. Ein Bezirk, wo man nicht so ohne weiteres und ohne Gefahr eindringt – es sei denn, man kommt hinein und der Zerberus namens Türsteher tut’s Tor auf. Ein Gerücht, ein Mythos, was auch immer und immer sich da verbirgt: man wird es nur erfahren, wenn man dort getanzt oder einem Konzert gelauscht hat – wobei Lauschen nicht ganz das richtige Wort ist, wenn Sunn O))) dort spielen. Aber Mythen sind auch nur solange solche, sofern man an sie glaubt und geduldig wartet. Ich habe mich den Klubs meist wie Odysseus genähert: ich fuhr vorbei.
Nun aber gibt es wegen Pandemie und Ansteckung über Tröpfchen keinen Danz op de Deel, keinen Drink drinken in der Panorama-Bar und damit auch keinen Tanz im ehemaligen Heizkraftwerk, das des Ostens Arbeiterviertel einstemals warm hielt. Das Berghain hat sich fürs Überleben insofern eine Idee gesucht, nämlich die bildende Kunst – bildende Kunst dient dabei freilich als Gattungsbezeichnung in einem weiten Sinne genommen: denn im Berghain zu sehen sind Installationen, Photographien, Malerei, Plastiken, Videos, Environments, ein Architekturmodelle verschiedener prominenter Gebäude dieser Welt und ein Musik-Loop-Video. Und dazu der Ort selbst, der sich ausstellt.
Die meisten Werke sind in den letzten Monaten der Corona-Pandemie entstanden, und zwar gewirkt von 117 zeitgenössischen Künstlern, die in Berlin leben und arbeiten: eine Gruppenausstellung, die unter dem Titel „Studio Berlin“ läuft. Es gibt also einen Bezug zum Ort, was ich als Leitidee interessant finde, wenngleich ich am Ende die Umsetzung nur mäßig überzeugend fand. Denn in der Regel hat der Ort, an dem ein Künstler lange oder kurze Zeit lebt, erheblichen Einfluss auf sein Schaffen; gerade, wenn es um die Klub-Kultur geht, wenn Kunst, Tanzen, Drogen, Mädchen, Boys, wildes, tanzaffines oder musiklauschendes Leben das Schaffen der mal mehr, mal minder begabten Genies auf irgendeine Weise beeinflussen und der Bezug der Künstler zu solchen Äußerungen auch Thema der Kunst wird, weil jene Wesen dort eben ihre Nächte zuweilen verbringen. Es schreiben die Macher der Ausstellung:
„In Berlin gibt es europaweit die größte Dichte an Ateliers und Kunstwerkstätten – Künstler_innen aus aller Welt ziehen an diesen Ort, um von hier aus arbeiten zu können. Im Frühjahr 2020 trafen drastische Veränderungen ein: Unter anderem wurden geplante Ausstellungen und Kunstmessen abgesagt oder verschoben, Galerien und Museen geschlossen, größere Projektvorhaben konnten nicht realisiert werden. Das Nachtleben in Berlin wurde ebenso gänzlich stillgelegt. Aus dieser Situation heraus fanden sich Boros und das Berghain zusammen. Das Ausstellungsprojekt dient vor allem dazu, aktuelle Strömungen und Veränderungen in Kunst und Gesellschaft widerzuspiegeln und Berliner Künstler_innen einen Präsentationsort für ihr künstlerisches Schaffen zu geben.“
Das klingt zunächst wie eine gute Idee, einen Ort der Nacht zu nutzen. Man kauft für 20 Euro ein Zeitfensterticket – für Oktober bereits ausgebucht – und wird in einer kleinen Gruppe von 16 Menschen durch die Hallen geführt. White Cube statt Darkroom? Nicht ganz: denn schön grau, düster und herrlich dunkel bleibt es im Inneren des monolithisch in der Stadtlandschaft liegenden Klotzes am Wriezener Bahnhof, nahe dem Ostbahnhof. Eben jener herrliche Industriecharme. „Morgen ist die Frage“, so ragt da ein Installationsplakat des Künstlers Rirkrit Tiravanija überm Eingang hoch am Mauerwerk unterm Dach. Wer auf den Eingang zusteuert, kann es nicht übersehen.
Schon der Weg dorthin durch die kleine Straße ist ein Ereignis für sich: neben heruntergekommenen, aber auch renovierten Plattenbauten liegen Brachen, teils mit Müll gefüllt, teils an den Zäunen zu den Brachen hin abgelegt: Matratzen, Tüten, Plastik, Kleidung, an der Straße parken die Autos, Kleingewerbe, Obdachlose, die auf dem Gehsteig campen und mir zunicken, als ich beinahe über ihre Schuhe stolpere, eine Unterkunft für Flüchtlinge, auf deren tristem Hof Flüchtlingskinder spielen, lachen und in einer fremden Sprache reden, und ein Gewerbegebiet mit Hellweg-Baumarkt in Standardbauweise und etwas weiter ab ein Metro-Markt, es stoßen Welten zusammen, die freilich eine Bezeichnung eint: Nicht-Orte, um es mit dem Ethnologen Marc Augé zu schreiben. Die Nebenstraße grenzt an die Straße der Pariser Kommune und geht man die ein paar Schritte weiter nach Norden, so gelangt man zum Franz-Mehring-Platz und dem Gebäude des Neuen Deutschlands, einer Bersarin-Gedenkplakette, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Karl-Dietz-Verlag, wo man in einer passablen Fassung neu wieder die alte MEW-Ausgabe erstehen kann, vor allem aber mit besserem Papier. Wenngleich das Umfeld nicht Thema einer Kunstkritik ist, gehört es gleichwohl fürs Betrachten und das Denken über das Betrachtete mit dazu, sozusagen als Überraschungspaket, das man, bei vorherigen oder nachträglichen Schlendern hinzu buchen kann. Es sei ein Rundgang hier unbedingt empfohlen, wenn Du, Wanderer, von außerhalb einreist, etwa von so wundervoll friedlichen Orten wie St. Eglitz.
Im Inneren des Berghains ist das Photographieren und jede Art von Bildaufzeichnung, wie auch sonst dort bei den Tanznächten, verboten. Man kann also die Objekte und Installationen fürs Familienalbum oder fürs Internet nicht ablichten. Das ist prinzipiell eine gute Idee, lebt doch einerseits der Ort selbst wie auch die Kunst von der Einmaligkeit einer Präsenz, eines Augenblicks, der nicht reproduzierbar ist, sondern einzig im Erinnern, Erzählen oder dem Schreiben darüber seinen Ort hat. Vor allem aber im Erleben selbst. Ein letzter Rest von Magie. Das Problem bei solcher Einmaligkeit des Augenblicks vor Kunst andererseits: für eine solche Intensität wäre ein gehöriges Maß an Zeit zum Verweilen nötig, auch einmal zehn Minuten vor einem Objekt zu stehen. Doch diese Zeit ist leider bei dieser geführten Rundtour nicht gegeben, denn die Führerin, die sich als Kunstvermittlerin vorstellte, drängt nach ihren Erläuterungen weiter. Wer die Kunst will und sich auf den Ort zudem noch einlassen möchte, muß dies im Sauseschritt der Zeit tun, und leider nicht einmal mit den Siebenmeilenstiefeln des Begriffs, sondern nur vermittels des Zeitfensters. Viel Zeit bleibt vor den Objekten nicht. Dazu später mehr.
Was gibt es zu sehen? Man kommt in den Eingangsbereich, dort im Wartebereich, bevor es in die Ausstellung geht, sieht man ein Bild von Norbert Bisky, es gehört, so vermute ich, zur Dauerausstellung. Da fliegt ein Mann durch den Raum, hoch oben gehängt, dass man den Kopf heben muß, zerstückelt der Mann, da auch das Gemälde fragmentiert, mithin auseinandergeschnitten ist – in satten, grellen und irgendwie auch wieder blassen Farben der DDR-Wandgemälde, so wie Bisky dies gerne malt: oft zarte oder muskelbepackte Jünglinge. Das sieht schön aus, das ist eine gute Idee für einen solchen Klub. Auch Teile sind da zu sehen, wie Weltraumschrott oder Raketen, die im Raum schwirren. Aber niemand der wartenden Besucher scheint so recht auf dieses Werk zu achten, es geht vielleicht als Deko unter, scheint mir aber, selbst als Nichtänzer und Nicht-in-Klubs-Geher, doch passend für den Ort, und zwar in dem Sinne, daß wir in einem Tanzklub uns zerstreuen, schweben und bersten: ein faszinierendes Bild, das aufs Kommende deutet und dem Besucher Versprechen macht – zumindest in effigie. Denn Tanzen tun ja nicht die Bilder, sondern nur wir selbst, wenn wir es wollen. Die entsprechenden Sätze zum Tanzen von Nietzsche und dem glatten Eis und von Marx und den Verhältnissen lasse ich beiseite. Es wäre dies, zu der Kunst, ein Extrastrang, wo wir Hedonismus, Räume, Räusche, Bewegung, Revolte und Denken in ein Gleiten bringen könnten. Irgendwo anders beim Eingang hängt noch ein Schriftzug „Love“. Warum auch immer.
Wenn die Besucher die erste Etappe der Ausstellung betreten, von der Führerin ins Reich der Kunst geleitet und mit Ansagen und Regeln versehen, dann stoßen wir Betrachter auf eine hoch und wieder hinunter und zu den Seiten und wieder nach oben schwingenden Boje. Ausladend und ein wenig gefährlich auch schwebt, schwingt und tanzt sie über den Besuchern. Es handelt sich um eine Installation Julius von Bismarcks. Die Boje ist per Funk und Sensor synchronisiert mit einer anderen, aber ähnlichen Boje, die irgendwo an der Atlantikküste verankert und vom Meer bewegt ist. So tanzt die eine Boje in ihrem Wasser-Element und die andere synchron dazu in einem luftigen Raum, in einem anderen Element. Ein schönes Bild zum Auftakt. Julius von Bismarck war Meisterschüler bei Olafur Eliasson am Institut für Raumexperimente der Universität der Künste und diesen Raum im Treppenhaus nun bespielt Bismarck. Man möchte seinen Blick gar nicht abwenden, weil ich mir gerade den Atlantik in der Bretagne vorstelle. Die Boje, so sagt die Führerin, kann Ausschläge von bis zu sechs Metern ausführen, aber alles sei mehrfach abgesichert. Gut daß Kunst keine Gefahr bereitet, denke ich mir. Aber was sollten auch die Versicherungen und die Veranstalter sagen und erst der Künstler, wenn ein Besucher von der Kunst erschlagen würde? Im Wortsinne und direkt ohne Metaphernumweg.
Allüberall im Berghain (bis auf den Darkroom), in der Panorama-Bar und ebenso in der Unisex-Toilette ist Kunst zu sehen: Cyprien Galliard hat auf dem Edelstahl der Klo-Verkleidung feine Gravuren angebracht und insofern mit dem bei seiner Tanz-Anwesenheit damals, als noch getanzt wurde, dort eh schon von ihm eingeritzten Botschaften nun eine kunstvolle Ritzung hinzugefügt, und zwar die Reproduktion eines Gemäldes en miniature, einen Ausschnitt aus Pieter Bruegels „Das Schlaraffenland“, in Englisch nett mehrdeutig betitelt „The Land of Cockaigne“. Irgendwo draußen dann Rosemarie Trockels aufblasbarer Penis ist nett, aber so originell nun auch wieder nicht, und so geht das leider bei einigen der Kunstwerke. Der Betrachter schaut und schlendert weiter. Von dem Photographen und Berghain-Türsteher Sven Marquard gibt es eine Video-Arbeit mit Blumen. Die würde ich mir gerne genauer ansehen, wie auch die Photographien der Schwarzen von einem anderen Künstler. Aber es geht schon wieder weiter zum nächsten Objekt.
Die Führerin erklärt, daß es den Machern vor allem darauf ankäme, Diversität in bezug auf Geschlecht und Herkunft zu zeigen und Werke von solchen Menschen auszustellen, die sonst nicht zu Wort kommen. Ich denke mir bei ihren Worten, dann müßte man wohl eher die Kunstgewerbesachen von Menschen, die liebevoll Zwerge bemalen, oder die Malerei der Arbeiter hier zeigen. Aber der Bitterfelder Weg ist vorbei. Leider, denke ich mir manchmal. Hier, so die Führerin vor einem Bild, wolle die Künstler_in eine nichtbinäre Sicht auf Sexualität zeigen und bleibt vor einem Bild stehen. Die binärsexuelle Gruppe nickt bedeutungsvoll. Ich habe hier eher den Eindruck, daß Parolen die Kunst ersetzt haben und ein Setting von Form- und Zugangsvorgaben an die Stelle der Qualität getreten ist. Malste queer, biste wer. Aber seiʼs drum: es paßt immerhin zum Ort und da der Ort diesen Anspruch vertritt, ist es zumindest konsequent – wobei man ja im Zeitalter des Quengelns als Kritik immer noch einen Zacken schärfer „Dekonstruieren“ und bekriteln kann, daß dies ja nur eine Maskerade sei usw. usw usf. Ein_e Hans_*In Moser findet sich immer. Jede Epoche hat ihre Macken, Parolen und ihr Marketing. Das wird sich ganz divers ändern, morgen die nächste Sau im Dorf. Auf dem Bild erkenne ich vom Diversen zwar nichts, aber wenn es die Führerin so sagt, wird es so sein. Hauptsache die Parole und die Einordnung stimmen.
Viele der Werke habe ich nach dem Rundgang wieder vergessen oder sie sind einfach nur banal. Sie blieben nicht haften. Das ganz und gar große Manko ist, daß man als Besucher gerade einmal 1 ½ Stunden Zeit hat. Im großen Heizkesselhaus etwa darf man sich nicht frei bewegen, sie habe das einmal versucht, so die Kunstvermittlerin, den Leuten 15 Minuten Freizeit zu lassen, aber das Experiment sei nach hinten losgegangen und die Leute waren nicht wiederzufinden – was schon aus dem Grunde nicht geht, weil zur selben Zeit mindestens vier andere Gruppen durch die Hallen geführt werden. Pflicht ist es also bei der Gruppe zu bleiben. Sich in ein Werk zu vertiefen, ist dabei ganz und gar unmöglich. Das Kollektiv oder genauer gesagt die Kunstvermittlerin gibt den Takt. Offene Kunst trifft auf ein rigides Zeitregime. Die Theorie-Heroen der sogenannten „Postmoderne“, die man in solchen Fällen von Diversität, Offenheit und rhizomartigem Verwobensein des Unterschiedlichen als Andersheit des Anderen, das leider doch auch irgendwie wieder in der Betonung des Unterschiedes dann gleich anmutet, gerne anruft, hätten bei der strengen Durchführung des Ganges durch Kunst ihre helle Kritikfreude. Von der Kontroll- zur Disziplinargesellschaft: alle in der Gruppe halten sich brav an die strengen Ansagen der Führerin – so auch ich. Lediglich ein deutlich älteres Ehepaar mit Wampe weicht ein paarmal ab, wird aber qua Kontrolle wieder zur Ordnung der Dinge gerufen und reiht sich ein. Seltsamer performativer Widerspruch: Der Offenheit der Kunst ist das Gehetztsein des Besuchers vorm Bild gegenübergestellt. Immerhin heißt es auf der Homepage des Veranstalters: „Wer sich die Ausstellung ohne einen/eine Kunstvermittler_in anschauen möchte, hat die Möglichkeit das Haus am Samstag und Sonntag zu besuchen.“ Das sollte man auch unbedingt tun, wenn man sich auf die Werke länger einlassen möchte.
Denn überhaupt, und das ist vielleicht der Sinn dieser Ausstellung und darin liegt das Interessante, erkunden wir hier einen besonderen Raum, von der Höhe der Haupthalle her eine Kathedrale fast, mit seinen Säulen und den Wänden in grauem Beton und den umgedrehten Trichtern an der Decke, die in den Raum ragen und wie riesige Saugvorrichtungen wirken. Und diese Raumbegehung und dabei sich von den Eindrücken treibenzulassen, wenn denn die Führerin nicht wäre, scheint mir das eigentliche Ziel. Eine Mischung aus Höhle, Hölle und Kathedrale. Und eben der Kunst dazu, so daß es ein Gleiten und Wandern der Blicke vom Ganzen zum Detail und wieder zu einzelnen Werken im Raum ist.
Vor allem aber kann man einen Ort begehen, der sonst nur schwer zugänglich ist, und da sind wir wieder bei der Raumkunst und bei Bismarcks Boje und auch bei einigen anderen Objekten, die bewußt den Raum bespielen, so etwa Jimmy Robert mit seinen auf Papier gebrachten menschlichen Körpern, die zerschnitten, zerknittert und auseinandergefaltet auf dem Boden auf zwei Podesten ausgebracht wurden: Tänzer, die nicht mehr tanzen, sondern dekonstruiert liegen, wenngleich man ihre wilden Bewegungen noch ahnen kann. Doch in der Weite des Saals verlieren sie sich. Der Raum und der Ort sind am Ende die eigentlichen Protagonisten und die Kunstwerke fügen sich in diesen Dark-Cube. Eine Art Festspielhaus mit Objekten, die man in Intensität aufsaugt oder liegenläßt.
Ein gutes Moment hat dieses Zeitregime aber: es zeigt sich darin, was einem von der Kunst noch im Gedächtnis haftet und was nicht, was in den Orkus durchrauscht und vergessen wird. Aber auch das ist identitätspolitisch insofern schlecht, weil auf diese Weise der Begrenzung durchs Erinnern das Bekannte und Genehme haften bleibt und das Neue, das Andere, das, was nicht sofort eingängig ist, im Vergessen untergeht. Als Idee aber ist dieses Kunst-im-Berghain-Ding gut. Die Verwertung jedoch und eben auch die Notwendigkeit, Geld einnehmen zu müssen, um diesen Ort weiter zu unterhalten, zwingen zum Zeit-Regime. Verständlich, aber als Besucher fühle ich mich gehetzt. Gerne hätte ich vor Wolfgang Tillmans Musik-Bilder-Loop verweilt: eine tranceartige Clubmusik spielt da kurz vorm Ausgang, ein wenig wehmütig, ein wenig traurig, klingt dieser Musikfluß; in seinem Gleiten und Rauschen korrespondiert dieser Abschied mit der Boje von Bismarck zum Anfang, ein wenig schwingt und schäumt die Musik wie ein Regensonntag and some of these days, dazu werden auf einem Bildschirm Photographien von Tillmans gezeigt, eine digitale Diashow sozusagen, ein Loop: auch Bilder vom Meer, von Objekten, von einer weißen Feinrippunterhose, von Ferne und Sehnsucht und all das schärft vielleicht das Bewußtsein dafür, daß schöne Dinge flüchtig sind. Vielleicht kein besonders originelles Kunstwerk, aber doch eines das zum Verweilen und Nachdenken einlädt – wenn man denn nicht die Kathedrale wieder verlassen müßte, weil sich ein Zeitfenster schließt. Katholische Kirchen sind da großzügiger. Aber die müssen sich eben auch nicht über Eintritt finanzieren.