Was von einem Leben übrigblieb: Boris Romanchenko

Dies ist, laut der Facebookseite von Igumen Savvatiy Sobko, das, was vom Leben des 95jährigen Boris Romanchenko aus Charkiw übrig blieb. Romanchenko überlebte vier Konzentrationslager der Nazis: Buchenwald, Mittelbau Dora, Bergen-Belsen und Peenemünde. Putins Angriffskrieg auf die Ukraine überlebte er nicht.

Krieg wird manchmal dann verständlicher, wenn wir ihn am Einzelschicksal zeigt. Dazu sind Photographien wie diese da. Manchmal leisten das Reportagen. Im Fall von Boris Romanchenko wäre beides gut gewesen: Die Geschichte seines Lebens und sein Ende in Russenraketen zu erzählen. Eine Sache für das ZEIT-Dossier wäre dies.

Nach einem Monat des Mordens und Zerstörens, des Einsatzes von Steumunition hört der Mörder aus Moskau mit dem Töten nicht auf. Er hätte verhandeln können und seinen Angriff für die Zeit der Verhandlung stoppen können. Das alles tat Putin nicht. Das einzige, was ihn stoppen kann, ist militärische Gegenwehr. Und das bedeutet: die Ukraine mit allem an Waffen, an Material und an Hilfsgütern zu unterstützen, was sie braucht. Wir sind im freien Europa Millionen von Menschen, wir können spenden und helfen, jeder wo, er kann. Und langfristig gesehen muß es die Perspektive sein, daß auch Rußland zu einem freien Europa gehört, wo Menschen ihre Regierung und ihre Lebensform frei wählen können, wo sie auf der Straße demonstrieren können, ohne verhaftet und zusammengeschlagen zu werden. Wo Menschen als Journalisten frei schreiben und arbeiten können, ohne ermordet zu werden, wie die Journalistin Anna Politkowskaja, oder zusammengeschlagen zu werden, wie Nikolai Andruschtschenko in St. Petersburg. An den Folgen des Überfalls verstarb Andruschtschenko. Das ist das Rußland Putins. Es gehört beseitigt. Und dieser Angriff auf die Ukraine ist, anders als Putin sich dies dachte, der erste Schritt zu seinem Ende. Der Kreml-Kritiker Michail Chodorkowsk formulierte es im Tagesspiegel sehr richtig: „Putin ist ein Mafioso“. Aber das trifft nur einen Teilaspekt:

„In der Vorbereitung des Krieges habe Putin eine Reihe von Fehlern gemacht, sagte der Kreml-Kritiker, der auf Einladung des Zentrums Liberale Moderne in Berlin ist. Der russische Präsident sei sicher gewesen, dass seine Truppen in der Ukraine wenn nicht mit Blumen, so doch ohne Widerstand empfangen würden. Vor dem Einmarsch seien riesige Geldsummen zur Verfügung gestellt worden, damit in den ukrainischen Städten russlandfreundliche Kräfte bereitstanden. „Dieses Geld ist einfach geklaut worden“, sagt Chodorkowski mit einem Lächeln. Auch das Geld, das für die Modernisierung der russischen Armee ausgegeben werden sollte, sei gestohlen worden.“

Solches immerhin macht Hoffnung. Und die Korruption, Rußlands erstes Exportgut, noch vor dem Gas, schlägt am Ende um, weil die Gier stärker ist als Verstand.

4 Gedanken zu „Was von einem Leben übrigblieb: Boris Romanchenko

  1. Leuchtet ein was Chodorkowski da sagt. In Diktaturen traut sich niemand, einem Vorgesetzten die Wahrheit zu sagen, denn es könnte ihn den Kopf kosten. Mit Sicherheit haben die russischen Geheimdienste Putin genau das erzählt, was er hören wolte; man wollte ja keinen Ärger haben. Daher die Fehleinschätzungen. Und es geht weiter damit.

  2. Dies vermute ich ebenfalls: Es wird gesagt, was der Mörder aus Moskau hören will. Ich hoffe sehr, daß ihn das am Ende seinen Thron kosten wird. Und der Westen wird hoffentlich die Würgegriffe an Putins Gurgel stärker und stärker ansetzen.

  3. Wie gesagt: Ein Schah von Khorezm (das heutige Turkmenistan, Tadschikistan und Usbekistan mit Teilen Kasachstans) ließ den Überbringern schlechter Nachrichten die Köpfe anschlagen. So erfuhr er nichts vom Herannahen der Horden Dschingis Khans, bis dieser vor den Toren standen.

  4. Der ist gut, che, und passend. Geschichtswissen könnte den Putin schlauer machen. Na ja, nun erfährt er es am eigenen Leib. Um so besser eigentlich. Schlecht wäre, wenn er es mit seinem Angriffskrieg in sieben Tagen geschafft hätte. Und mit Glück ist dieser Anfang das Ende vom Putinismus

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