Weihnachten 2024

„Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lukas 2)

Zum freundlichen Weihnachtston allerdings und zu den Friedenswünschen gehört die klare Kante, sofern man nicht naiv sein möchte:

„Wer sich für ein Ende des Krieges im Gaza einsetzen will, möge mit der Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation der Hamas und der sofortigen bedingungslosen Freilassung aller Geiseln auf die Straße gehen.
Jede Feuerpause verlängert den Krieg und das Leiden der Unbeteiligten. Jeder Waffentillstand wird einen nächsten Krieg gegen die Hamas nach sich ziehen.“ (Jonas Dörge)

Dies gilt für zahleiche Kriege auf dieser Welt, wo ein Aggressor ein anderes Land überfällt, so wie Rußland die Ukraine, oder wo islamische Terroristen Menschen ausrotten. Die Weihnachtsbotschaft ist für alle gedacht. Aber nicht allen ist es möglich, die Waffen niederzulegen. Wer sich gegen Terror und Raubüberfall verteidigen muß, wird, wenn er einem solchen Friedensaufruf folgt, morgen tot sein. Und es wird eben genau das in der Welt triumphieren, was nicht triumphieren sollte: nämlich das radikal Böse. Die Friedensbotschaft für Putin sollten Tauris-Raketen und mehrere Divisionen der US-Army in der Ukraine sein. Friedliches Weihnachten läßt sich nur feiern, wenn dieser Frieden bewacht wird und wenn ein Land wehrhaft gegen Diktatoren und Terroristen sich zeigt.

Das Jesuskind in der Krippe konnte nur gedeihen und überleben, weil keine Hamas-Terroristen oder russische Orks über das Kindlein herfielen und die Maria vor den Augen des Josef blutig fickten, folterten, dann mit Öl übergossen und die Maria anzündeten und das Kindlein sowie Josef mußten dies mit eigenen Augen ansehen. Auch das ist die Wahrheit der Weihnachtsgeschichte.

Werkstatt Martin Schongauer
Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie /
Christoph Schmidt Public Domain Mark 1.0

123 Gedanken zu „Weihnachten 2024

  1. Leider gehörte islamistischer Terror schon immer zum Weihnachtsfest. Erkennbar wird das an dem alten Weihnachtslied „Haidschi Bombaitschi Bum Bum!“, das sich auf den Hadschi Bombatschi, den islamistischen Terrorbomber als bösestmögliche Negation des Weihnachtsmanns bezieht. Hegel zufolge ist dies die negativste Form, in der der Weihnachtsmann zu sich selbst kommt.

  2. 2016 leider bittere Realität und auch dieses Jahr im Kölner Dom. Aber bestimmt reicht es in Köln auf der Domplatte aus, eine Armlänge Abstand zu halten, so wird uns eine unfähige Innenminsterin erzählen.

    Hoffen wir aber, daß die IDF die Heidschi-bumpeitschi-Hamas und das ganze Gelumpe dort in die Hölle schafft.

    Ansonsten: leider ist das so. Oder um das Zitat des berühmten Fußballers Andreas Brehme abzuwandeln: haste Scheiße im Land, dann haste Scheiße im Land. Aber das ist zum Glück kein unabänderliches Schicksal.

  3. Das Problem sind aber die vielen zivilen Opfer. 1982, anlässlich des damaligen Libanon-Krieges, sprach ein Nahost-Experte dessen Namen ich nicht mehr weiß davon, dass israelische Vergeltungsschläge immer der Logik der asymmetrischen Vergeltung folgen würden, für einen toten Israeli 10 bis 100 tote Araber. Das wäre keine gezielte Strategie sondern zwangsläufiges Ergebnis, wenn eine gewaltige Militärmaschinerie auf einen partisanenmäßig vorgehenden Gegner losgeht. Und das bestätigt sich auch diesmal. Es sind schon zehnmal mehr palästinensische Zivilisten getötet worden als Israelis, und weit überwiegend völlig unschuldige Leute. Damit erzeugt man schon die nächste, noch fanatischere und noch grausamere Generation von Attentätern.

  4. Ja, dies war bei der Bombardierung von Hamburg und Dresden ebenso. Das ist leider die Logik des Krieges: es gibt zivile Opfer. Zivilisten allerdings, die wie in Gaza gar keine Zivilisten sind, sondern Terroristen, müssen damit rechnen, daß sie bombardiert werden. Wer unschuldig und wer schuldig ist, läßt sich hier schwer sagen. Zumal wenn sich an den Massakern vom 7. Oktober unzählige Zivilisten der Gaza-Araber beteiligten. Und wenn wir über die Opfer reden, dann reden wir bitte auch über die Hamas, die eben jene Zivilisten bewußt als menschliche Schutzschilde gebraucht, um die Opferzahlen zu erhöhen.

    Was die Angriffe betrifft: Der erste Akt, die Aktionen der IDF zu beenden, kann nur die Freilassung der Geiseln und die Auslieferung und Festsetzung der Hamas sein.

    Der Haß der palästinensischen Araber besteht seit Jahrzehnten und der wird sich auch nicht ändern, solange es bei diesen Arabern keine Politiker gibt, die dazu aufrufen, auf die Gebiete, die heute zu Israel gehören, zu verzichten. (Im Grunde das, was Brandt in den 1970er Jahren mit der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens mit dem Ostverträgen leistete.

    In Nazi-Deutschland immerhin gab es einen kleinen Teil der Bevölkerung, der Widerstand leistete oder vom Ausland aus Deutschland bekämpfte. Gleiches gilt für die sozialistischen Dikaturen. Für die palästinensischen Araber ist mir keine Organisation bekannt, die irgendwie gegen diesen Haß auf Israel protestiert – außer einige wenige Einzelpersonen, die zu Versöhung aufrufen. Ansonsten aber fördert die EU leider Schulbücher, dain der Haß auf Israel gepriesen wird. Auch hier muß ein Umdenken einsetzen. Gelder nur noch gegen Kontrolle und Transparenz: wohin fließen die Gelder exakt? In welche Projekte?

    Und wer die Bilder von Kindern aus Gaza sieht, die zu Märtyrern augebildet werden, dem wird es schwerfallen, mit solchen Leuten Mitleid zu empfinden. Sie sind dann eben ein paar Jahre früher im Paradies mit den 72 Jungfrauen. Dank der IDF.

    Richtig ist, daß diese Aktion zunächst mal und unmittelbar nicht zur Ruhe beitragen wird. In langer Sicht aber wird sich die Vernichtung der Hamas als Glücksfall erweisen. Und ich denke, dies sehen auch all die umliegenden arabischen Staaten nicht viel anders. Keiner von ihnen hat Israel irgendwie angegriffe. Und was die übrigen arabischen Länder von den palästinensischen Arabern halten, sieht man an ihrer Aufnahmepolitik.

    Solange die palästinensischen Araber nicht begreifen, daß sie nie wieder in diese alten 1948 verlorenen Gebiete zurückkehren können, wird es aber in der Tat keinen Frieden geben. Und nach deren Logik wäre also auch ich ein Flüchtling immer noch, weil unsere Familien aus Danzig und aus Ostpreußen vertrieben wurden.

  5. @“Der Haß der palästinensischen Araber besteht seit Jahrzehnten und der wird sich auch nicht ändern, solange es bei diesen Arabern keine Politiker gibt, die dazu aufrufen, auf die Gebiete, die heute zu Israel gehören, zu verzichten. “ —– Doch, gibt es: Die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) mit ihrem Chef Nayef Hawatmeh, der auch zur Hamas gesagt hat, dass diese überhaupt keine Politik betreibe sondern nur eine Aneinanderreihung irrationaler Racheakte. Die DFLP hat schon während der erste Intifada die Zwei Nationen – zwei Staaten Lösung propagiert und den Oslo-Prozess und die Roadmap überhaupt erst ermöglicht. Ebenso die abgespaltene frühere Jugendorganisation der DFLP, die Fida.

    Dann Hanan Aschrawi, frühere Kultusministerin der palästinensischen Autonomiebehörde. Es gibt solche Leute, nur sind sie zur Zeit einflusslos.

    Bringe über den Themenkomplex demnächst was Größeres auf meinem Blog.

  6. Ich weiß nicht, was die DFLP gegenwärtig tut, aber in den 1970er Jahren war es eine Terrororganisation. Sofern sie dem Rückkehrrecht abgeschworen haben, mag das ein guter Ansatz sein. Ansonsten ist es derselbe Dreh.

    Zentral wird bei allem sein, daß die palästinensischen Araber auf eine Rückkehroption verzichten – denn nur dann und wenn genügend Zeit ins Land gegangen ist, wird der dumme Slogan „From the river to the sea“, der am Ende nichts anderes als eine Vertreibung der Juden bedeutet, keine Relevanz mehr besitzen und vergessen sein. Und nur dann wird auch eine Zweistaatenlösung einen Sinn haben, wenn es nicht mehr um irgendwelche Rückeroberungen geht.

  7. Der Bombardierung deutscher Städte ging die Bombardierung von Rotterdam, Coventry und London voraus. Schon vor dem Krieg Guernica.

    Niemand weint der Hamas eine Träne nach, und es gibt in der Tat auch „Zivilisten“ in Gaza, die den Terror unterstützen (u.a. sollen sich Familien Geiseln aus Israel bewacht haben).

    Doch das sind nicht alle. Es gibt nun mal jede Menge zivile Opfer, darunter auch Kleinkinder, die das eben nicht „verdient“ haben. Der Judenhass geht dann in die nächste Runde, und leider begründet.

    Soll das Motto des Albigenserkreuzzuges gelten? „Caedite eos. Novit enim Dominus qui sunt eius.“ Wirklich?

    Wer mal durchs Westjordanland gefahren ist, das politisch schlimmer aussieht als jeder Emmenthaler, der muss wissen, dass so kein Frieden entstehen kann. Und wenn israelische Politiker Gaza mit Juden besiedeln wollen, nachdem die Palästinenser vertrieben worden sind (und danach sieht es derzeit aus), kann daraus kein Frieden entstehen.

    Es gibt sowohl in Israel wie in den Palästinensergebieten auch vernünftige Menschen. Welche Chance haben die im Bombenhagel?

    Israel wird wahrscheinlich der Hamas in Gaza die Existenzgrundlage entziehen. Im Westjordanland gewinnt sie dafür an Zulauf.

    Den USA wird allmählich mulmig. Einen Flächenbrand im Nahen Osten mit dem Iran als Gegenspieler brauchen die nun wirklich nicht. Momentan geht es allerdings genau in die Richtung.

  8. „Der Bombardierung deutscher Städte ging die Bombardierung von Rotterdam, Coventry und London voraus. Schon vor dem Krieg Guernica.“

    Ganz genau. Und das meinte ich damit auch. Gerade in der Linken ist, wenn es um unschuldige Opfer geht, immer eine große Empathie für palästinensische Araber herauszuhören. Anders als bei den deutschen Opfern. Aber es waren eben auch bei den entsetzlichen und doch nötigen Bombardierungen von Deutschland viele, sehr viele völlig unschuldige Zivilisten dabei. Und ebenfalls viele Kleinkinder und Babys. Mag die historische Situation in vielen Aspekten unterschiedlich sein, weil die Verbrechen der Deutschen noch viel unermeßlicher waren als die der Gaza-Araber.

    „Welche Chance haben die im Bombenhagel?“

    Meinst Du, die Hamas wird sich freiwillig zerschlagen? Meinst Du, die Bevölkerung von Gaza ist es leid und liefert die Hamas aus? (Sie müßten dann wohl einen Großteil der eigenen Leute ausliefern, nebenbei.) Meinst Du die Gaza-Araber werden die Geiseln freilassen? Ich glaube an diese Szenarien nicht. Und damit Israel nie wieder in dieser Weise von Gaza bedroht und mit derartig blutigem Terror überzogen wird, sind im Augenblick harte Schnitte nötig. Das ist der Gang der Geschichte. Wir sollten lernen, in längeren Zeiträumen zu denken.

    Der Iran mit seiner islamo-faschistischen bzw. -totalitären Regierung hätte schon lange, lange ausgeschaltet werden müssen. Der Sicherheitsberater John Bolton stellte das schon vor über 10 Jahren fest. Die größte Gefahr in dieser Region geht vom Iran aus, der diesen Krieg und immer wieder neue Kriege braucht.

    Und was den Flächenbrand betrifft: Seit Monaten schweigen die arabischen Staaten um Israel. Auch ihnen ist es recht, daß einer ihnen die Drecksarbeit abnimmt, die Hamas auszuschalten und damit den Iran ein Stück weit aus der Region zu drängen. Solange Hamas, Hisbollah und den Iran mit der derzeitigen Regierung existieren, wird es keinerlei Frieden geben. Und da ist es völlig egal, ob es ein paar, vermutlich eine Handvoll gerade mal, vernünftiger palästinensischer Araber gibt.

    Richtig ist, daß im Westjordanland die derzeitige Lage zu keiner sinnvollen Lösung führt. Aber das ist am Ende Sache der israelischen Politik und es dürfte Israel wenig interessieren, was nun ausgerechnet wir Deutsche darüber denken.

    Gaza ist ein Lost Place und darf in dieser Weise nicht mehr existieren. Gaza hätte eine blühende Region sein können. Wo sind denn bitte all die Gelder, die Entwicklungshilfen, die Gelder aus Deutschland und der EU hingeflossen? In den Tunnelbau, in den Kauf von Kassam-Raketen, in Terror und Gewalt, in Schulbücher, mit denen die Kinder der Gaza- wie auch der Westbank-Araber indoktriniert werden, um schlimmsten Judenhaß zu lehren. Wenn dort ein Geschäft Hitler 2 heißt und nicht boykottiert wird von den Gaza-Arabern, dann sagt das alles aus. Dümmer und entsetzlicher und naiver kann man Geld nicht zum Fenster herauswerfen, als es Deutschland getan hat. Man kauft sich von der Verantwortung frei und wie immer ist Deutschland zu feige oder einfach zu dumm, Rechenschaft darüber zu verlangen, was mit den Geldern gemacht wird. Wo bitte kommen all diese Tunnel in Gaza her? Das ist hochprofessionelle Arbeit. Wo kommen all die Waffen her? Wieso werden solche Schulbücher gedruckt? Das, was Israel im Augenblick macht, ist das einzig richtige.

    Gaza in dieser Form als derart kleiner Fleck und wo immer neue Waffen von Ägypten aus geliefert werden, wird keinerlei Bestand haben. Das beste wäre eine große Umsiedlungsaktion der dort lebenden Araber.

    Doch egal, was Israel machen wird. Die palästinensischen Araber werden immer wieder dieses Opfernarrativ fahren. Ein Flüchtlingsstatus, der sich noch auf die dritte Generation vererbt, ist nicht nur absurd, sondern er ist auch für einen Frieden völlig kontraproduktiv.

  9. Und im Blick auf Gaza findet sich dieser sehr treffende Beitrag von dem Account U.M. Zivilisten und Terror sind leider in Gaza umabdingbar verknüpft:

    „Wer noch immer diskutiert und glaubt, jemand würde sich darüber freuen, wenn „Zivilisten abgeknallt“ werden, der hat die Realitäten und den Kern des Problems wohl nicht so ganz verstanden.

    Oder will es nicht.

    Die Gesellschaft im Gazastreifen ist als Masse untrennbar mit der Hamas oder anderen Terrororganisationen verknüpft.

    Das UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) wird immer wieder genannt. Weil UN draufsteht.

    Es wurde 1949 gegründet, um Geflüchteten und Vertriebenen zu helfen. Damit waren auch Juden gemeint. Denn über 800.000 wurden aus den arabischen Gebieten vertrieben.
    Bis mindestens 2013 erhielt das UNRWA hunderte Millionen Dollar pro Jahr. Davon werden vor allem 700 Schulen unterhalten. In diesen Schulen wurden Raketen versteckt und es gibt Schulbücher, in denen der Staat Israel nicht existiert und Städte, die nach der Unabhängigkeit errichtet wurden, sind nicht abgebildet. In einem Buch wurde ein Terrorist gelobt, der einen Schulbus mit zehn Kindern in die Luft gejagt hat.

    Nur 153 Dienstposten der 28.800 Mitarbeiter des UNRWA sind international besetzt, der Großteil des Rests sind Palästinenser.

    Ein anderes Beispiel? Gerne.

    Soeben beklagt das UNRWA, dass Treibstoff für Generatoren fehle.

    Vor dieser Meldung äußerte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus, dass die Hamsa über eine Million Liter Treibstoff gehortet hat. Die sie nicht an die von ihr selber betriebenen Krankenhäuser abgibt.

    Man fordert also Treibstoff von außerhalb, damit die Terrororganisationen den Treibstoff mindestens behalten oder sogar weiter horten können. Würde Israel diese Lager zerstören, wäre der Aufschrei wieder groß, weil es angeblich gegen die Zivilbevölkerung geht.

    Die Vorstellung, dass es wie in Europa oder sogar in Russland Soldaten und davon zu trennende Zivilisten gibt, greift im Gazastreifen so nicht. Es gibt unzählige Videos, wie die Menschen in den Straßen getanzt haben, als die Raketen am 7. Oktober Richtung Israel flogen.

    Auch das ist die bittere Realität. Und scheint viele in ein moralisches Debakel und eine kognitive Dissonanz zu führen.“

  10. Und noch ein weiterer Aspekt: Militärisch-Politisches und Moralisches gehen in solchen Lagen selten konform. Das beste Beispiel ist hier der Abwurf der zwei Atombomben. Es war entsetzlich und es haben diese Abwürfe zugleich einen Krieg beendet, der ansonsten noch viele Monate gedauert und unzähligen amerikanischen Soldaten das Leben gekostet und damit auch Leid über ihre Familien gebracht hätte.

  11. Es ist ja inzwischen allgemein bekannt, dass die Hamas ihre militärischen Einrichtungen direkt neben oder in Schulen, Krankenhäusern, Moscheen oder gar Kindergärten platziert. Wie sollen die Israelis darauf reagieren? Sollen sie auf Angriffe verzichten, um keine Unschuldigen zu gefährden? Das würde bedeuten. auf die Bekämpfung der Hamas zu verzichten und ihr freie Bahn zu gewähren. Das hieße, sich moralisch zu verhalten ohne die Konsequenzen zu berücksichtigen, auch wenn man sich selber dadurch schädigt.

    Das ist die Position, die die Linken immer wieder vertreten, wenn auch höchst selektiv. Bei der Migration ist es die gleiche Denkweise, die Migranten müssen aufgenommen werden, egal was die Konsequenzen sind.

  12. Niemand hat hier irgendwelche Sympathien für die Hamas. Auch deren widerwärtige Strategie ist bekannt.

    Wir müssen uns trotzdem fragen, wie es zur derzeitigen Situation kommen konnte, und warum wir heute nicht mehr da sind, wo wir mit Rabin schon mal waren.

    Fakt ist: Viele Araber sehen die Israelis nun mal als Migranten an, die seit 1948 zu Unrecht mit Gewalt arabisches Land besetzt halten. Und offenbar nicht gedenken, an diesem Zustand etwas zu ändern. Gaza ist nun mal ein Open-Air-Gefängnis, und das Westjordanland ein Flickenteppich mit Straßen, auf denen nur israelische Autos fahren dürfen, immer wieder durchbrochen von jüdischen Siedlungen, die gegen jedes Völkerrecht dort gebaut wurden. Unter Netanjahu und seinen rechtsradikalen Kumpanen hat sich die Situation immer weiter verschlimmert. Es gibt in deren Kreisen eben durchaus die Absicht, den Palästinensern das Leben so zur Hölle zu machen, dass sie – so die Hoffnung – irgendwann gehen und das ganze Land Israel zufällt.

    Ja, an dieser Situation hat der Terror maßgeblichen Anteil. Die Palästinenser haben allerdings in Jahrzehnten den Eindruck gewonnen, dass man ihre Sache überhaupt nur zur Kenntnis nimmt, wenn Gewalt ausgeübt wird. Sie sehen diese Gewalt als legitimen Widerstand. Es hilft wenig, auf den Irrweg dieser Denkweise hinzuweisen, wenn es keine Alternativen gibt. Rabin wurde nicht von einem Palästinenser ermordet.

    Die komplette Bevölkerung Gazas gewissermaßen zum „Abschuss“ freizugeben, weil einige (durchaus viele) in der Hamas den einzigen Ausweg aus ihrer Situation sehen, widerspricht jeglichem Völkerrecht. Tausende von Kindern sind inzwischen tot. Das kann man nicht achselzuckend mit einem Verweis auf Dresden 1945 abtun. Das war damals keine asymetrische Kriegsführung, und die Nazis haben mit dem Bombenterror auf Städte angefangen.

    Man kann die Gräueltaten der Hamas verabscheuen, ihre Unterstützer verurteilen, und trotzdem Mitleid mit den vielen wirklich unschuldigen Opfern haben. Und man wird sich fragen müssen, ob das ewig so weitergehen kann. Die Israelis haben das Problem weitgehend ausgesessen. Die neuen politischen Konstellationen erlauben das nicht mehr.

  13. So ist es, El Mocho. Und der übliche Salms wird dann meist mit solchen Blähphrasen eingeleitet wie „Ich bin ja nicht für die Hamas …“

    @avantgarde: Natürlich kann man Mitleid haben. Aber man muß es nicht. Mitleid ist keine politische Kategorie. Mein Mitleid mit solchen Leuten bewegt sich gegen Null. Und Kinder und Jugendliche, die mit Waffen posieren, bedeuten leider wieder die nächste Generation von Terroristen.

    Und beim Betrachten dieses Videos weiß man in etwa, warum ein Frieden gegenwärtig aussichtslos ist.

    All das Geld, was man für Bildung dort hinstecken müßte, ist hinausgeworfen. Man kann sich damit genauso den Arsch abwischen oder die EU-Abgeorndeten können sich dafür einen guten Puffbesuch können.

    Bevor überhaupt in Nahost sich irgend etwas regen wird, muß die Hamas vernichtet werden. Denn diese hat weder an der Sache der palästinensischen Araber ein Interesse und schon gar nicht an einem Ausgleich mit Israel und an der ANKENNUNG ISRAELS als Staat. Und um genau diese muß es gehen. Ansonsten hört söcher Terror nicht auf. Was Israel einmal angefangen hat, wird es auch vollenden.

    Und ein solches Gebilde wie Gaza samt Arabern in unmittelbarer Nachbarschaft zu Israel und damit auch: eine weitere Frontlinie ist strategisch genommen nicht mehr hinnehmbar. Auch im Blick auf kommende Kriege mit der Hisbollah.

    „Das war damals keine asymetrische Kriegsführung, und die Nazis haben mit dem Bombenterror auf Städte angefangen.“

    Die Hamas hat mit einem bespiellosen Terror angefangen, den es in dieser Form und in derartiger Grausamkeit so nicht gab. Das hat die Qualität der SS-Einsatzgruppen in den Judenvierteln Osteuropas. (Wobei ich da nicht genau weiß, ob die SS und die Polizeibataillone auch die Väter und Mütter haben zusehen lassen, wenn die Kinder gefoltert wurden und vice versa.) Die Bombardierungen würden sofort enden, wenn die Hamas die Geiseln freiließe und wenn die Hamasterroristen sich stellten. Aber das ist weder im Interesse der Hamas noch der Gaza-Araber. Also geht es weiter. Eine alle zufriedenstellende Lösung wird es hier nicht geben, solange die Hamas nicht kapituliert.

    Aber es war, frei nach Goethes „Faust“ („Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten“), absehbar, daß, je länger die IDF-Aktion gegen die Hamas dauern, desto stärker die Sympathien für Juden einmal wieder schwinden. Du hast anscheinend vergessen, was am 7. Oktober geschehen ist und mit welcher unvergleichlichen Brutalität die Gaza-Araber gegen Israelis, Juden und Nicht-Juden vorgegangen sind. In Israel aber haben das viele nicht vergessen.

    „Gaza ist nun mal ein Open-Air-Gefängnis“ ist eine dieser Sätze, wenn man sich die Hintergründe nicht vergegenwärtigt. (Davon abgesehen, daß es eine dieser von den linken Antisemiten produzierte Phrase ist. Ich wäre also an Deiner Stelle mit solchen monokausalen Äußerungen etwas vorsichtiger, weil man sich damit in ziemlich ekeliger Gesellschaft befindet.) Daß die Hamas, die dort seit Jahrzehnten „regiert“, dieses Gebiet seit 2006 zerstört hat und alles Geld in Waffen und Tunnel gesteckt hat, scheint Dir entgangen zu sein. Daß Israel Gaza mit Strom und Wasser versorgte, scheint Dir ebenfalls entgangen zu sein. Gaza hätte mit all dem Geld aus Katar und von der EU und der UN eine blühende Region sein können, seit die Israelis abzogen. Bei den Wahlen haben sich die Gaza-Araber für ein anderes Schicksal entschieden; sie wählten Terror. Und das müssen sie nun erdulden. So ist das mit dem Wind und dem Sturm. Wir Deutsche können ein Lied davon singen. Doch in zehn Jahren kräht nach dem, was jetzt geschieht, kein Hahn mehr. Allenfalls werden die palästinsischen Araber weiter herumopfern, wie sie es seit Jahrzehnten tun.

    UND NOCH EINMAL, weil das von einigen anscheinend nicht verstanden wird: Wenn eine Terrorgruppe wie die Hamas Kinder und Frauen als menschliche Schutzschilde benutzt, wenn unter einem Krankenhaus zugleich eine Terrorzentrale ist und Moscheen und Unterkünfte Raketenabschußrampen beherbergen, dann ist es sehr wohl legitim und auch vom Völkerrecht gedeckt, solche Objekte anzugreifen. Warum kritisierst Du hier Israel und nicht die Hamas, die genau sowas macht?

    Und weiterhin: Zum Glück ist es Israel egal, was irgendwelche Leute in Deutschland darüber denken. Und es wird, frei nach Thomas Manns Rede nach der Bombardierung Deutschlands durch die Aliierten, alles im Leben bezahlt werden. Die Rechnung zahlen nun die Gaza-Araber, die sich genau dieses Schicksal ausgesucht haben. Das wird keinen Frieden bringen, aber vielleicht für die nächsten Jahre Ruhe und die Möglichkeit, das was von Gaza übrig ist, in den israelischen Staat zu integrieren. Vielleicht mit jenen Arabern, die dort bleiben wollen und die nicht mit der Hamas gemeinsame Sache gemacht haben. Ich vermute aber, daß es sehr wenige sein werden.

  14. Und dieses System, diese politische Führung, die für das verantwortlich zeichnet, was in diesen Bildern zu sehen ist, muß beseitigt werden. Egal wie. Vorher ist es unsinnig, über Frieden nachzudenken. Mit solchen Leuten agiert man nicht diplomatisch, sondern man schaltet sie aus.

  15. Ein sehr guter Text übrigens, einmal wieder, von Jan Feddersen in der taz:

    „Der jüdische Staat, zu dem mehr als ein Fünftel anderer religiöser Traditionen gehören, auch der Islam, ist von mehr oder weniger feindlich gesinnten Nachbarn umgeben – das macht dort Fragen der Verteidigung und Wehrbereitschaft nicht zu einer Geschmacksfrage in irgendeinem Diskurs zum Nahen Osten, sondern zu einer der Existenz schlechthin.

    Das festzustellen, ist kein Resultat irgendeiner philosemitischen Haltung, erst recht nicht aufgrund irgendeines sogenannten Schuldkults (so der Historiker Dirk A. Moses und vieler seiner postkolonial gesinnten FreundInnen), sondern des demokratischen Verstands: Israel ist als Staat, allem jüdischen Prä zum Trotz, in seiner Region mit Abstand das Land, das allen liberalen Demokraten auch in der Mentalität am nächsten liegen sollte.

    Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, demokratische Wahlen, ein Land ohne Todesstrafe und mit hohem Bewusstsein für ethnische Diversität: Wer Israel als „weißes“ Land imaginiert, gibt nachfragelos zu verstehen, noch nie da gewesen zu sein.

    Israel müsste auch Linken ein positives Anliegen sein: ein utopisches Projekt, das wider alle Erwartungen zu gedeihen begann. Ein Staat, der sich 1948 per UN-Beschluss gründete (mit Hilfe der Sowjetunion auch, nicht der USA, nicht Großbritanniens)und aus so gut wie nichts in wüstenähnlicher Umgebung einen kapitalistischen Global Main Player machte, unabhängig von Religionen: Gegen die demokratisch ausgetragenen Streitigkeiten dort wirkt die bundesdeutsche Demokratie wie eine einschläfernde Veranstaltung. In Israel geht es immer um alles – deshalb werden die Debatten jetzt um den Krieg gegen­ die Hamas dort leidenschaftlicher ausgetragen, als sich aus den kargen Bildern, die deutsche Medien spiegeln, nur entnehmen lässt.

    Israel müsste für Linke – nicht: Linksidentitäre, die vom Global South sprechen und die Welt sich nur ethnisiert vorstellen können, nicht als Mixtur wie eben etwa in Israel – auch deshalb attraktiv sein, weil es Meinungs- und Organisationsfreiheit gibt. Weil dessen arabische BürgerInnen einen viel höheren Lebensstandard genießen als etwa solche in Staaten wie Jordanien, dem Libanon oder Ägypten. Nichts in Israel ist paradiesisch, im Gegenteil.
    […]
    Dass die Militärinterventionen im Gazastreifen – von dort werden nach wie vor auch Bomben auf das verhasste Israel gestartet – auch in Israel umstritten sind, hat hauptsächlich mit dem Umstand zu tun, dass die Hamas-Täter immer noch über 100 Geiseln gefangen halten.
    […]
    Jede Diskussion aus palästinensischem Blickwinkel macht sich realitätstüchtig, wenn sie auf Rückkehrrechte in früher nicht allein jüdisches Gebiet verzichtet. Wenn sie auf Handel setzt, nicht auf Massaker. Dann läge die Einsicht nicht fern: Wenn jemand die Sache der palästinensischen BürgerInnen besonders vernichtet, nachhaltig rufschädigt, dann ist es die Hamas, die mit dem 7. Oktober das größte Verbrechen auch gegen die eigene Bevölkerung angerichtet hat.

    Netanjahu aber muss für sein politisches Versagen belangt werden, üblicherweise in demokratischen Ländern durch Wahlen. Es ist vor allem sein Scheitern, die Hamas für einhegbar, die palästinensische Frage für hinfällig gehalten – und eine nötige Zweistaatenlösung hintertrieben zu haben. Auf sein Konto geht auch die Verantwortung für die Vernachlässigung der Sicherheit zum Gazagebiet mit der mörderischen Hamas. Das ist eine verheerende Bilanz, aber so geht der „Kontext“, von dem jetzt alle linksidentitäre Welt redet. Nicht anders. Israel hat Probleme zu lösen und ist nicht ein Problem per se.“

    https://taz.de/Debatte-um-Israels-Selbstverteidigung/!5979898/

    Und bevor auch nur im Ansatz eine neue Friedensordnung erreichtet werden kann – egal wie diese nun aussehen mag, vielleicht im Sinne der Abraham Accords Declaration -, müssen Akteure wie der Iran, die Hisbollah und die Hamas sowie andere Terrorgruppen entweder, wo es möglich ist, eliminiert oder aber drastisch eingehegt und auf den Territorien um Israel beseitigt werden.

  16. Für jemanden, der sich hektisch gegen jegliches „Anbräunen“ verwahrt, ist der implizite Vorwurf an mich, einem „linken Antisemitismus“ das Wort zu reden, schon reichlich kühn.

    Ich habe sehr früh Stellung bezogen und davon nichts zurückzunehmen. Da wurde nichts vergessen. Ich war auf den Münchner Pro-Israel-Demonstrationen. Du auch?

    Egal. Fakt ist – egal was irgendwelche „linken Antisemiten“ sagen -, dass Gaza tatsächlich ein Freiluftgefängnis ist. Dass der Grund dafür maßgeblich die ständigen Terrorüberfälle der Hamas auf Israel sind, ist ebenso klar. Das ändert aber nichts an den Lebensumständen der Menschen in Gaza, die dort im übrigen unter einer Diktatur der Hamas leben. Was die Hamas tut – inklusive menschliche Schutzschilde – habe ich immer wieder verurteilt. Hier brauche ich keine Lektionen.

    Das Problem ist schlichtweg: Wie sollen unter israelischem Bombenhagel palästinensische Friedensbefürworter je eine Chance haben. Wie soll im Westjordanland Frieden gedeihen, wenn Israel immer weitere Gebiete enteignet und jüdische Siedlungen baut?

    Die Regierung Netanjahu sagt selbst, dass es keine Zweistaatenlösung geben wird. Was denn dann bitte? Ein Großisrael mit arabischer Bevölkerungsmehrheit? Wohl kaum. In der rechten Politikszene Israels werden da andere Optionen gefordert. David Azoulai, der Vorsitzende des Rats von Metula, schlug vor, alle Bewohner des Gazastreifens in Flüchtlingslager im Libanon zu schicken und den gesamten Streifen platt zu machen, damit er zu einem leeren Museum wie Auschwitz wird.

    Frieden ensteht so nicht. Nur mehr Terror.

  17. Dann solltest Du in der Wortwahl genauer sein. Natürlich ist Gaza kein Freiluftgefängnis: das ist die Redensart von Rechts- und Linksextremisten. Zumal diese Phrase ausklammert, daß von Gaza seit Jahrzehnten Terrorangriffe auf Israel ausgeübt werden. Seltsames Gefängnis, wo die Gefangenen vierzig Meter tiefe Tunnel bauen, die mit Jeeps befahren werden, Treibstoff, Nahrung, Raketen und Waffen horten und auch abschießen, Kommandozentralen errichten, Moscheen und Krankenhäuser als militärische Abschußrampen mißbrauchen, Kinder indoktrinieren und zum Haß auf Juden erziehen. Insofern ist diese Rede vom Freiluftgefängnis bereits auf der Faktenebene Stuß. Und wer sie verbreitet, muß sich dann eben zurechnen lassen, daß er damit in unangenehme Gesellschaft gerät. Gaza hat diese Lage, in der es seit 2006 sich befindet, selber verschuldet.

    „Wie sollen unter israelischem Bombenhagel palästinensische Friedensbefürworter je eine Chance haben. Wie soll im Westjordanland Frieden gedeihen, wenn Israel immer weitere Gebiete enteignet und jüdische Siedlungen baut?“

    Das sind zunächst einmal zwei ganz verschiedene Bereiche. Israel greift ja nicht die Westbank an, sondern Gaza. Und dieser Angriff dient dazu, Gaza von der Hamas zu befreien – was am Ende auch im Sinne der palästinensischen Araber sein sollte, auch wenn diese das nicht zu begreifen in der Lage sind. Daß die israelische Siedlungspolitik falsch ist, sehen auch viele Israelis so und es hat bereits vor dem Terror vom 7. Oktober auch wegen der Justizreform starke Proteste gegen die Regierung Netanjahu gegeben.

    David Azulai ist 2018 gestorben. Ich weiß nicht, welche Relevanz Tote in dieser Sache haben sollten. Richtig ist allerdings, daß Gaza neu besiedelt und umstrukturiert werden muß, damit nicht wieder eine dritte oder vierte Front gegen Israel steht und damit die Südgrenze halbwegs sicher ist.

    „Die Regierung Netanjahu sagt selbst, dass es keine Zweistaatenlösung geben wird. Was denn dann bitte?“

    Ganz genau. Im Augenblick ist keine Zweistaatenlösung denkbar. Wenn Du zeitliche Ebenen unterscheidest, dann wirst Du auch unterschiedliche Bewertungen in Anschlag bringen können. Für eine Zweistaatenlösung, die irgendwann einmal vielleicht eine Option sein mag, muß zunächst einmal eine neue politische Situation geschaffen werden, in der es keine Hamas mehr gibt und die Hisbollah kein Akteur mehr ist und der Iran aus der Region gedrängt und am besten auch geopolitisch geschwächt ist. Solange solche Terrorgruppen die Region destabilisieren und solange die palästinensischen Araber Israel nicht anerkennen und auf ein Rückkehrrecht verzichten, wird es keine Zweistaatenlösung geben. So einfach ist das.

    Und man sollte auch einmal darüber nachdenken, warum ein Großteil der Israelis keine linke Regierung mehr wählt. Vielleicht liegt es auch daran, daß sie vom Dauerstreß und dem Terror, den die palästinensischen Araber verbreiten, die Schnauze voll haben.

    Angesichts der verfahrenen Lage wird es auch auf absehbare Zeit keine Ruhe geben und es werden Jahrzehnte vermutlich ins Land gehen. Und seit der Bombardierung Gazas ist eh der Haß der Gaza-Araber groß: insofern spielt es keine Rolle mehr, ob man nun aufhört oder ob Israel die Sache zu einem Ende bringt und die Hamas derartig angeht, daß sie Jahrzehnte braucht, um sich wieder neu zu formieren. Dazu ist es nötig, die gesamte Hamas-Infrastruktur zu zerstören. Daß man damit nicht die Herzen der Menschen gewinnt, ist klar. Was danach zu tun ist und wie Israel mit Gaza verfährt, wird man sehen. Den übrigen arabischen Staaten zumindest scheint es mehr als recht zu sein, daß Israel ihnen die Arbeit abnimmt und jene vertilgt, deren Ziel es ist, einen islamistischen Terrorstaat zu errichten. Und wer einmal einen Blick in die Hamas-Charta wirft, der wird auch gut begreifen können, weshalb Israel die Hamas vertilgt und zerstört. Und ja: Das kostet Opfer, so wie die Befreiung Deutschland von den Nazis erhebliche Opfer gekostet hat.

    Zur Situation in Gazs ansonsten ein schöner Beitrag von einem gewissen Karl Kobs, bereits im Jahr 2021:

    „Als 2005 die Regierung Ariel Scharon das israelische Militär abziehen ließ und die jüdischen Siedlungen räumte, hätte eigentlich für die Bewohner des Gaza Streifens eine großartige Zukunft beginen können. Geographisch betrachtet ähnelt der Strip Miami Beach. An manchen Stellen nur 6 Kilometer breit, verfügt er doch über einen beeindruckenden Sandstrand von 40 Kilometer Länge. Jeder Bauinvestor, jeder Stadtentwickler, jeder Regionalplaner hätte sich die Finger geleckt, um dieses Projekt zu realisieren: Eine 40 Kilometer lange Ferienanlage am Mittelmeer, mit Flughafen, angeschlossenem Kreuzfahrtterminal und 2 Millionen Menschen, die auf Arbeit warten. Geld hätte keine Rolle gespielt. Denn um dieses Experiment auch politisch zu einem glücklichen Ende zu führen, hätte die Weltgemeinschaft viele viele Milliarden Dollar fließen lassen.

    Es kam anders. Nachdem die Israelis abgezogen waren, stürmten radikalisierte Palästinenser die ehemaligen jüdischen Siedlungen, zerstörten Gewächshäuser und Synagogen, lieferten sich blutige Schlachten mit der Gegenseite. Hamas gegen Fatah und irgendwelche Jihad-Splittergruppen, folterten und töteten willkürlich Menschen. 2006 gewann die Hamas in weitgehend demokratischen Wahlen die absolute Mehrheit und führt seitdem ein nicht mehr legitimiertes Schreckensregiment. Das Volk aus Gaza hatte sich entschieden – nicht Miami Beach, sondern Märtyrer Beach. Von nun an lernte jedes Kind auf von der UNWRA finanzierten Schulen, dass „Palästina“ von den Juden gesäubert werden müsse, dass man immer erst mal schießt, ehe man verhandelt und dass das höchste Glück eines Palästinensers ist, als Märtyrer in das Himmelreich einzugehen. So weit, so pervers!

    Nun kann ich verstehen, dass viele es unwürdig finden würden, für reiche Amerikaner (oder vielleicht sogar Juden), die Betten in irgendwelchen Ferienbunkern aufzuschütteln. Die meisten Menschen auf dieser Welt sehen es anders, sogar oder gerade in den Staaten am Golf – aber ist das, was sie jetzt haben, irgendeine Alternative? 3000 Raketen auf israelische Städte abzuschießen, um erst auf die unvermeidliche Reaktion zu warten und sich dann vor den Kameras der Welt mit in dem Himmel gereckten Armen zur jammervollen Opferpose aufzubauen? Wie erbärmlich ist dieses Geschäfts- und Lebensmodell? Mit Verachtung ist das eigene Gefühl dafür nur unzureichend beschrieben.

    Und trotzdem hat man natürlich Mitleid mit ihnen. Sie sind wie Kinder, die einfach nicht verstehen wie das Leben funktioniert.“

  18. @“ Mein Mitleid mit solchen Leuten bewegt sich gegen Null. “ Und Deine Empathielosigkeit erzeugt bei mit Entsetzen. Sowohl bei den Bildern von leidenden palästinensischen Familien als auch denen der israelischen Opfer vom 07. Oktober war ich kurz davor loszuheulen.

  19. Facts first:

    Der David Azoulay, um den es geht, ist nicht 2018 gestorben. Wo Du doch immer soviel Wert auf absolute Akuratesse legst.

    https://www.jpost.com/israel-hamas-war/article-778367

    Hamas wurde in Gaza NICHT mit absoluter Mehrheit gewählt (lediglich in einem Distrikt von Gaza erzielte Hamas mehr als 50 Prozent). Hamas kandidierte damals nicht als Terrororganisation, sondern als Partei für „Reform & Change“ (nachdem die Fatah durch langjährige Untätigkeit aufgefallen war). Anschließend riss Hamas die Macht in Gaza an sich und vertrieb die Fatah. Seitdem wurde nicht mehr gewählt, und da die Hälfte der Bevölkerung Gazas heute Minderjährige sind, hat nur ein recht kleiner Bruchteil der heutigen Bevölkerung überhaupt seine Stimme für Hamas abgegeben.

    Und natürlich ist der Begriff „Freiluftgefängnis“ nicht Stuss, wenn man in einem winzigen, völlig abgeriegelten Territorium leben muss, egal was man darin anstellen kann. Es gab nicht wenige Leute, die die wesentlich größere DDR als Gefängnis empfanden.

    Ob übrigens die Dubai-Fantasie angesichts der kompletten israelischen Außenkontrolle Gazas wirklich realisierbar gewesen wäre, ist zumindest diskutabel.

    Übrigens: Wer von den Palästinensern verlangt, dass sie das Existenzrecht des Staats Israels anerkennen (was bei den meisten ohnehin längst angekommen ist), der sollte gleichermaßen von Israel fordern, das Existenzrecht eines palästinensischen Staats anzuerkennen. Und das kann kein nicht lebensfähiger Flickenteppich sein.

    Also ein Quid pro quo: Ihr erkennt Israel in den Grenzen von 1967 (vor dem Sechstagekrieg an, wir beginnen Verhandlungen, an deren Ende ein palästinensischer Staat ohne israelische Siedlungen und mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt steht (die Verwaltung der heiligen Stätten wird einvernehmlich geklärt).

    Eine Trümmerwüste Gaza wird kein Problem lösen.

  20. Ja, sowas kommt von sowas, che. Oder meinst Du, daß Israel nun ruhig dasitzt und abwartet, was wohl passieren mag? Deine Haltung ist ziemlich naiv. Und weshalb mein Mitleid mit den Menschen dort sich in Grenzen hält, habe ich Dir oben erläutert. Hattest Du eigentlich auch Mitleid mit all den toten und zerbombten Nazis in Deutschland? Sicherlich nicht.

  21. Und natürlich ist es Dir freigestellt, rechtsradikale oder auch linksextremistische Narrative zu verbreiten. Und noch einmal: „Seltsames Gefängnis, wo die Gefangenen vierzig Meter tiefe Tunnel bauen, die mit Jeeps befahren werden, Treibstoff, Nahrung, Raketen und Waffen horten und auch abschießen, Kommandozentralen errichten, Moscheen und Krankenhäuser als militärische Abschußrampen mißbrauchen, Kinder indoktrinieren und zum Haß auf Juden erziehen. Insofern ist diese Rede vom Freiluftgefängnis bereits auf der Faktenebene Stuß. Und wer sie verbreitet, muß sich dann eben zurechnen lassen, daß er damit in unangenehme Gesellschaft gerät. Gaza hat diese Lage, in der es seit 2006 sich befindet, selber verschuldet.“

    „Wer von den Palästinensern verlangt, dass sie das Existenzrecht des Staats Israels anerkennen (was bei den meisten ohnehin längst angekommen ist), …“

    Schade nur, daß davon nichts zu bemerken ist. Vor allem die Free Palestine-Rufe zeugen nun nicht gerade davon.

    Und noch einmal: Erst müssen Hamas und Hisbollah ausgeschaltet werden. Ansonsten bleibt all das nur leeres Gerede, von irgendwelchen Internetplätzen von Deutschland aus geschrieben.

  22. @“Das beste Beispiel ist hier der Abwurf der zwei Atombomben. Es war entsetzlich und es haben diese Abwürfe zugleich einen Krieg beendet, der ansonsten noch viele Monate gedauert und unzähligen amerikanischen Soldaten das Leben gekostet und damit auch Leid über ihre Familien gebracht hätte.“ —– Es war keine Intention für den Bombenabwurf das Leben von GIs zu schonen, sondern es ging darum, dem Russen zu zeigen wo der Hammer hängt. Und dass es zwei Bomben waren lag daran, dass man eine Uran- und eine Plutoniumbombe entwickelt hatte, man wollte deren Wirkung im Vergleich testen. Hätte man noch eine Thorium- und eine Poloniumbombe entwickelt wären es 4 gewesen.

  23. Und che: daß Kriege entsetzlich sind, das wissen wir hier alle. Wir sind nicht mehr im zarten Kinderalter und auch keine 20Jährigen mehr, die irgendwie meinen, mit der guten Gesinnung wird sich alles schon irgendwie richten. Nein, wird es nicht. Politik und Geschichte sind brutal. Und um die Hamas auszuschalten, wird es keine andere Möglichkeit geben, als sie zu besiegen. Und dabei werden auch Zivilisten sterben. Wobei in Gaza leider Zivilisten und Terroristen nicht immer gut auseinanderzuhalten sind.

    Warum fragt eigentlich keiner von euch danach, weshalb die Hamas Kinder als menschliche Schutzschilde verwendet, um genau diese Bilder zu produzieren, die dann jene Emotionen erzeugen?

    Und noch einmal: Die Hamas braucht nur sämtliche Geiseln freizulassen (oder hätte es vor zwei Montaten machen können) und die ganze Bombardierung wäre vorbei.

  24. „Es war keine Intention für den Bombenabwurf das Leben von GIs zu schonen, sondern es ging darum, dem Russen zu zeigen wo der Hammer hängt.“

    Das ist ziemlicher Quatsch – zumal das eine nicht das andere ausschließt. Nach dem ersten Bombenabwurf hat Japan im übrigen keineswegs kapituliert. Erst nach dem zweiten.

  25. Und wenn Du Dir einmal Dokumente zum Inselkrieg im Pazifik anschaust oder dazu die einschlägigen Dokumentarfilme siehst, etwa wie blutig die Eroberung von Iwo Jima war, dann wird gut ersichtlich, weshalb die USA auf eine für die eigenen Soldaten schonende Weise diesen Krieg beenden wollten – zumal, nachdem er in Europa bereits zu Ende war und Japan keineswegs an eine Kapitulation dachte.

    Daß der Abwurf der Atombombe entsetzliche Folgen gehabt hat, steht dabei außer Zweifel. Wie man sich hier auch entscheidet: es gibt in solchen Kriegen kein „richtig gemacht“, sondern nur pragmatische Erwägungen, die derart getroffen werden, daß es für die eigene Seite halbwegs gut ausgeht. Was oftmals einschließt, daß es für die andere schlecht ist. Wer die Bilder von Dresden und Hamburg gesehen hat, der wird auch nicht gerade begeistert sein angesichtd der verbrannten Menschen.

  26. Es handelt sich nicht um den Politiker Deines Wikipedia-Eintrags. Nach Deiner Beckmesser-Geschichte mit dem Humboldt-Zitat kann man von Dir korrekte Recherche erwarten.

    „Warum fragt eigentlich keiner von euch danach, weshalb die Hamas Kinder als menschliche Schutzschilde verwendet, um genau diese Bilder zu produzieren, die dann jene Emotionen erzeugen?“

    Was soll jetzt das? Genau wir haben das widerwärtige Vorgehen der Hamas immer wieder betont. Aber warum sollten wir deshalb diesen Kindern die Empathie verweigern?

    Und ja, die Atombomben wurden in erster Linie abgeworfen, um eine Invasion Japans durch die Sowjetunion zu verhindern.

  27. Die des Sozialismus wenig verdächtige Friedrich-Naumann-Stiftung schreibt dazu:

    „Bei genauerer Betrachtung der militärischen Lage im Sommer 1945 muss der Rechtfertigungsversuch des US-Präsidenten jedoch zweifelhaft erscheinen: Japan lag wirtschaftlich und militärisch bereits völlig am Boden. Alle japanischen Großstädte (mit Ausnahme von Kyoto) waren zu diesem Zeitpunkt bereits durch konventionelle Bomben komplett zerstört worden. Auch die japanische Flotte war zerstört und die Luftabwehr gegen die US-Bomber machtlos. Spätestens Ende 1945, so stellte eine amerikanische Untersuchungskommission 1946 fest, hätte sich Japan auch ohne den Einsatz der Atombomben ergeben müssen. Und bis zu dieser Kapitulation wären keineswegs so viele Soldaten gestorben, wie Truman dies dargestellt hatte. Das wahre Motiv für den Einsatz der Atombomben war vielmehr ein anderes: Es war eine Machtdemonstration gegenüber dem einstigen Verbündeten Sowjetunion im heraufziehenden Kalten Krieg.

    https://www.freiheit.org/de/deutschland/die-erinnerung-darf-niemals-verblassen

  28. Du hast diesen Namen genannt und dieser Mann ist leider tot. Soviel zur Recherche. Ansonsten mußt Du spezifizieren, was Du meinst und Deine Andeutungen belegen. David Azulai ist ein israelischer Politiker gewesen. Schön aber, daß Du noch einmal daran erinnerst, daß Du Zitate bringst, die nur leider nicht von Humboldt stammten.

    „„Warum fragt eigentlich keiner von euch danach, weshalb die Hamas Kinder als menschliche Schutzschilde verwendet, um genau diese Bilder zu produzieren, die dann jene Emotionen erzeugen?“

    Was soll jetzt das? Genau wir haben das widerwärtige Vorgehen der Hamas immer wieder betont.“

    Das ist leider keine Antwort. Und irgendwelche Lippenbekenntnisse sind, um es mal drastisch zu sagen, für den Arsch. Von irgendwelcher unverbrüchlichen Solidarität ohne jegliche Handlung kann sich Israel nichts kaufen.

    „Und ja, die Atombomben wurden in erster Linie abgeworfen, um eine Invasion Japans durch die Sowjetunion zu verhindern.“

    Historischer Blödsinn. Die Sowjets steckten in der Mandschurei fest. Sie wären zu einer Invasion auf die Insel kaum in der Lage gewesen. Davon abgesehen, daß das eine das andere nicht ausschließt. Und natürlich hat auf der Ebene der Fakten dieser Abwurf unzähligen US-Soldaten das Leben gerettet. Vielleicht hast Du schon einmal das Wort Inselkämpfe gehört und die Art, wie die Japaner sich verteidigten.

  29. Und mit Hätte und mit Konjunktiven gewinnt man keine Krieg. Japan HAT sich nach dem zweiten Abwurf ergeben. Und genau darauf kommt es an. Und es hat im August kapituliert und nicht im Dezember 1945.

    Dies schließt nicht aus, daß der Abwurf der Atombombe entsetzlich war. Ob er richtig war, darüber streiten sich die Historiker. Das ist am Ende wie mit vielen Entscheidungen: Ex post-facto lassen sich diese Dinge in viele Richtungen drehen. Damals aber ging es auch – aber eben nicht NUR – um die Stimmung im eigenen Land und es waren die entsetzlichen Kämpfe um Iwo Jima und Okinawa gerade einmal ein paar Monate her.

    Daß sich Japan bei der Lage im frühen Sommer 1945 irgendwann hätte ergeben müssen, spielt dabei kaum eine Rolle. Es HAT sich aber de facto nicht ergeben. Wie auch Deutschland nicht, sondern es wurde bis auf die letzte Patrone gekämpft. Auszustehen hatte das wesentlich die deutsche Zivilbevölkerung. Auch die Hamas wird sich irgendwann ergeben müssen. Aber sie tut es eben bisher nicht und sie läßt auch die Geiseln nicht frei. DAS sind im Augenblick die Fakten und daran kommt niemand vorbei. Alle drei Akteure hätten viel Leid vermieden, wenn wie beizeiten und rechtzeitig kapituliert hätten. Haben sie aber nicht.

  30. „David Azoulai, der Vorsitzende des Rats von Metula…“

    Belegt mit Link zur Jerusalem Post. Aussage vom Dezember 2023. Metula ist eine Ortschaft im äußersten Norden Israels.

    Zu Japan: Eine Invasion Japans (die zweifelsfrei äußerst verlustreich geworden wäre), war gar nicht nötig. Haben, wie im Zitat angemerkt, die USA selbst festgestellt. Japan war am Ende.

    Und die Sowjetarmee steckte keineswegs in der Mandschurei fest, sondern war dabei, sie binnen Tagen komplett zu erobern. Auch dies hat den Japanern drastisch vor Augen geführt, dass sie keine Chance mehr hatten.

    Japan war am Ende. Einer Invasion bedurfte es nicht. Es ging darum, ob Japan unter die Kontrolle der USA oder der Sowjetunion geraten würde.

    Stalin hätte kein Problem mit hohen Menschenverlusten gehabt.

  31. Verlinkungen und Aussagenbelege am besten immer direkt bringen, dann können auch keine Mißverständnisse entstehen. Was israelische Interna betrifft, so müssen das die Israelis entscheiden. Was Deutschland und was das deutsche Internet darüber denkt, das dürfte für Israel wenig erheblich sein. Und das eine ist es politische Vorschläge zu machen, das andere ist es, daß diese auch umgesetzt werden.

    „Japan war am Ende.“ Ich habe es Dir oben bereits dargelegt. „Am Ende sein“ und „kapitulieren“ sind zwei Paar Schuhe. Und ebenfalls „eine Beurteilung aus der Situation heraus und mit nur ungefährer Kenntnis der Lage“ und „eine Beurteilung nach Jahren und ex post facto“.

    Zu einer Invasion gehören Landungsboote und gut ausgebildete Marinetruppen. Hatten die Sowjets sowas? Zwischen Dezember/November (oder auch später) und August liegen mindestens drei Monate. Das ist ein erheblicher Zeitraum – zumal, da die USA immer noch die grausamen Inselkämpfe vor Augen hatten. Was nicht ausschließt, daß es auch um eine geopolitische Dimension ging, da sich der Kalte Krieg mit Stalin bereits abzeichnete. Auch hier also eine pragmatische Entscheidung, die viel mit Politik und wenig mit Moral zu tun hat. Das kann man schlecht finden, aber so geht, ich würde mal sagen seit über 6000 oder 8000 Jahren, das politische Geschäft.

    Und noch einmal auf den Punkt: Die Hamas hat bisher nicht kapituliert, sie hat bisher keine einzige Geisel freiwillig und als Zeichen eines irgendwie gearteten guten Willens freigelassen. Auf welche Weise wohl sollte eine solche Terrorgruppe, die das eigene Volk als Schutzschild nimmt, zur Kapitulation gebracht werden? Es sei denn, man besiegt sie.

    Und daß diese Bilder, die die Hamas genüßlich produziert, indem Kinder als Schutzschilde gebraucht werden, am Ende Israel auf die Füße fallen und daß, egal, was Israel tut, es immer falsch ist, weil es in dieser entsetzlichen Lage für Israel kein „richtig“ geben kann, damit eben spielt die Hamas genüßlich und weiß das als Gewinn zu verbuchen. Und wenn Israel die Hamas gewähren läßt, so wird die Hamas eben mit Terror überziehen.

    Kleiner Nebenschauplatz und was passiert, wenn man sich auf die Hamas einläßt:

    Gilad Schalit, ein israelischer Soldat, wurde 2006 von der Hamas entführt, und zwar nachdem Israel den Gazastreifen verließ. Er wurde 5 Jahre später gegen 1027 gefangene Hamas-Terroristen ausgetauscht. „Menschen, die an Morden und Selbstmordattentaten beteiligt waren, die Hunderten das Leben kosteten. Unter den Freigelassenen befand sich auch Yahya Sinwar, dessen Bruder die Entführung von Gilad Schalit organisiert hatte. Sinwar ist heute Chef der Hamas im Gazastreifen und Organisator des Überfalls vom 7. Oktober.“

  32. Nun hat aber niemand ein Problem mit der Ausschaltung der Hamas, nur damit, dass dies offenbar zur völligen Zerstörung von Gaza und der Vernichtung der Lebensgrundlage seiner Bewohner führen soll.

    Schon möglich, dass es danach in Gaza keine Hamas mehr gibt. Aber bestimmt auch nicht mehr Israelfreunde.

    Und die Vorstellung, man könne 2 Millionen Bewohner von Gaza nach Ägypten vertreiben oder in libanesische Flüchtlingslager stecken löst genau welches Problem?

  33. Dann würde mich dringend interessieren, wie auf derartig engem Raum und wo Zivilisten nicht von Terroristen zu unterscheiden sind, wo Ärzte plötzlich zu Mordbrennern werden und mit einem Sprengstoffgürtel herumlaufen, wo Sanitätswagen für Waffentransporte mißbraucht werden, präzise gegen die Hamas vorgegangen werden kann, ohne daß es ein Lippenbekenntnis bleibt. Wie man Tunnelsysteme und Kommandozentralen ausschaltet, wenn Zivilisten als Schutzschilde gebraucht werden. Und daß im Sinne eines Body-Counts die israelische Armee die eigenen Leben schont, dürfte wohl mehr als verständlich sein.

    „Aber bestimmt auch nicht mehr Israelfreunde.“

    Diese Illusion ist wohl auch abwegig, daß die palästinensischen Araber zu Israelfreunden sich wandeln. Zunächst einmal muß aber das eine getan werden und dann kann geschaut werden, wie es weiter geht. Was eine Armee und damit einhergehend eine Politik einmal angefangen hat, das bricht man auf halbem oder dreiviertel Weg nicht ab. Und ich denke auch, daß Israel in Abstimmung mit den USA ganz gut weiß, was es tut.

    Und noch einmal: Was mit Gaza geschieht, wird man erst dann sehen können, wenn Gaza befreit ist. So aber als dritte oder vierte Front kann Gaza nicht bleiben.

  34. Wie reagiert man rational und human auf Massenmord? Wie soll das gehen, ohne naiv zu sein?
    Es ist und bleibt die Quadratur des Kreises. Natürlich kann man Israel in der Art und Weise bestimmter, kriegerischer Akte kritisieren. Und das passiert ja in Israel selbst auch.
    Aber die Quadratur des Kreises lässt sich ganz grundsätzlich ohne Naivität eben nicht auflösen. Mit der Todeskulttruppe des Namens Hamas ist eine politische, also auf Verständigung und Ausgleich beruhende, Vereinbarung schlicht nicht möglich. Leider, wie jeder wird zugeben müssen, der vom politischen Leben mehr verlangt als Härte und Draufschlagen. Leider. Aber ich sehe nicht, wie man mit dieser Truppe, die weitere Massenmorde an Juden ja schon angekündigt hat, politisch „ins Geschäft kommen“ kann.

    Zu dem Todeskult der Hamas gehört ja auch, dass sie das Volk in diesen Kult mit einbezieht. Nämlich als Opfergabe.

  35. So ist es Herwig: seht guter Kommentar und bestens und in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht, dieses Trilemma der Intervention, mit dem die Hamas Israel in Bedrängnis bringt:

    1. Israel wehrt sich nicht: dann kann die Regierung Netanjahu ihren Hut nehmen und neuer und weiterer Terror der Hamas ist vorprogrammiert. Denn in der berühmten Charta der Hamas ist keine Existenz Israels vorgesehen, sondern nur ein von Israel befreitetes „Palästina“.

    2. Israel stimmt einem Geiselaustausch zu und für die über 200 Geiseln werden tausende neuer Terroristen freigelassen: dann ist weiterer Terror vorprogrammiert. Siehe auch die Freilassung von Gilad Schalit oben und welche Bestien das hervorgebracht hat.

    3. Israel reagiert auf den Terror und wird die Hamas vernichten: dann sind entsetzliche Bilder vorprogrammiert und schnell wird die Sympathie der Weltöffentlichkeit mit Israel schwinden. Genau das, was die Hamas will, der es eben nicht um die Leben der Zivilisten geht. Diese werden von der Hamas bewußt zur Produktion von Bildern eingesetzt, etwa über Pallywood und Krankenhauslügen. Arye Sharuz Shalicar der Armeespreche, der eine lange Zeit in Berlin lebte, gibt dazu und daß die israelische Armee immer wieder versucht, Opfer zu vermeiden, hinreichend Auskunft.

    Und bei diesem Teufelskreis gibt es für Israel keine Option, die in irgend einer Weise vernünftig ist. Jetzt aber, zu diesem Zeitpunkt und auf halbem Wege diese Sache abzubrechen, wäre fatal. Zumal Israel so oder so keine Sympathie der palästinensischen Araber entgegenschlägt. Und ich glaube ich nicht, daß in fünf Jahren dann plötzlich, wenn die IDF nicht in Gaza zugeschlagen hätte, alle die Güte Israels rühmen, es unterlassen werden, Juden zu ermorden und sich zum Frieden bekennen werden. Hamas und Hisbollah wollen keinen Frieden, sondern die Befreiung dieser Region von Juden bzw. von dem Staat Israel. DAS ist das Faktum, dem sich Israel stellen muß.

  36. Nun ist aber zumindest hier keiner „naiv“. Was Hamas und Hisbollah sind, wollen und tun, das wissen wir. Ich habe mich sehr eindeutig zur Solidarität mit Israel bekannt, als die ersten Bilder der Barbarei um die Welt gingen. Über Leute wie Judith Butler und Greta Thunberg, die angesichts der unglaublichen Gewalt an israelischen Frauen eine nicht minder unglaubliche Position beziehen (oder lieber schweigen), kann ich nur angewidert den Kopf schütteln.

    Mit der Hamas ist natürlich keine Verständigung möglich. Wenn man aber überhaupt keine Anstrengungen mehr übernimmt, um die Gründe, die zu Terror führen, zu beseitigen, wird man keinen Schritt weiter kommen. Wir müssen auch über rechtsextreme Politik in Israel sprechen. „Judäa und Samaria“ sind eben kein Teil Israels, und wer die schleichende Inbesitznahme dieser von Palästinensern bewohnen Territorien begrüßt, der sollte sich nicht über Gegenwind beschweren.

    Allein eine Autofahrt von Jerusalem nach Ramallah öffnet manche Augen. Ja, man mag sagen, die Palästinenser haben sich stets die falschen Freunde ausgesucht. Aber es gab eben auch keine richtigen.

    Fakt ist: Selbst wenn Israel die Hamas aus Gaza vertreibt und mit ihr gleich die ganze Bevölkerung, es löst damit kein Problem. Die Palästinenser sind dann immer noch da.

  37. Mein Gott, die Palästinenser sind Moslems und die Israelis sind Juden, schon der Prophet Mohammed hat die Juden bekämpft, da braucht es keine besonderen Gründe für den Terror.

    Als die Araber 711 über die Straße von Gibraltar setzten und Spanien eroberten, gingen sie schon genauso vor sie die Hamas am 7. Oktober.
    Da wird es nie ein friedliches Zusammenleben geben.

    https://isi.org/intercollegiate-review/shock-and-awe-eighth-century-stylebr-the-muslim-conquest-of-spain/

  38. Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten, taten sie das selbstredend äußerst human.

    Die nordfranzösischen Kreuzfahrer schickten 1209 die Einwohner von Béziers komplett in den Himmel. Gott wird die Seinen schon erkennen.

    Wollen wir jetzt über Kriege im Mittelalter diskutieren?

  39. „Fakt ist: Selbst wenn Israel die Hamas aus Gaza vertreibt und mit ihr gleich die ganze Bevölkerung, es löst damit kein Problem. Die Palästinenser sind dann immer noch da.“

    Daß die palästinensischen Araber auch nach der Vernichtung der Hamas noch da sind, hat niemand bestritten. Nur ist es eben ein Unterschied, ob sie unter dem Zeichen von Terrororganisationen agieren, die keinerlei Frieden wünschne, oder aber ohne diese: das macht einen erheblichen Unterschied aus. Auch für Israels Sicherheit, wenn man an die immer wieder aus dem Gaza-Streifen erfolgenden Angriffe der Gaza-Araber denkt.

    Das Ausschalten der Hamas hat einen Preis. Wenn mir irgendwer ein Mittel nennt, wie die Hamas ohne diese Aktion aus Gaza vertrieben werden kann: gerne! Bisher habe ich aber keinen einzigen sinnvollen und plausiblen Vorschlag in all den politischen Debatten gehört, wie die Hamas ohne einen militärischen Einsatz beseitigt werden kann und wie die verantwortlichen Terroristen und Angreifer ausgeschaltet werden können.

    „und wer die schleichende Inbesitznahme dieser von Palästinensern bewohnen Territorien begrüßt, der sollte sich nicht über Gegenwind beschweren.“

    Das rechtfertigt wohl kaum einen solchen Terror wie vom 7. Oktober von Arabern, die schlimmer als die SS-Einsatzgruppen wüteten. Den Aufschrei in der Welt möchte ich erleben, wenn auf derartige Weise, indem man Frauen blutig fickte, Babys und Kleinkinder vor den Augen der Eltern folterte, jüdische Siedler in arabische Gebiete eingedrungen wären.

    Wenn wir über rechten Siedler reden wollen – gegen die in Israel im übrigen demonstriert wird. Gibt es in Gaza und im Westjordanland auch Demos gegen die Hamas? -, dann muß man auch über das Versagen der Linken reden und über einen ausufernden Terror, dem Israel durch die Hamas seit Jahren ausgesetzt ist. Die gegenwärtige israelische Regierung ist eine demokratisch gewählte Regierung. Ob man die nun gut findet oder nicht. Und man kann sich auch einmal fragen, warum die Linke und Linksliberale in Israel kaum noch eine Chance haben.

  40. Na ja, avantgarde, was El Mocho da schreibt, ist nicht ganz von der Hand zu weisen und dazu muß man in der Tat einmal in die Geschichte gehen. Etwa wenn man den im Islam bzw. im Koran intrinsischer Antisemitismus nimmt, wie ihn Abdel-Hakim Ourghi in „Die Juden im Koran Ein Zerrbild mit fatalen Folgen“ herausarbeitet.

    „Der Antisemitismus von Muslimen ist kein neues Phänomen. Er wurzelt tief in der Geschichte unserer Religion. Nur wenn wir uns das eingestehen, können wir Frieden mit den Juden machen. 

    Woher kommt der Hass? Man könnte meinen, Abu Obaida sei eine krasse Ausnahme und seine Israelfeindschaft sei aus dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern erwachsen. Doch die Wurzeln des Antisemitismus, der jetzt in Nahost und auch in vielen propalästinensischen Demonstrationen im Westen aufbricht, reichen tief in die Geschichte des Islams zurück.

    […]

    Mit dreiundzwanzig Jahren kam ich als indoktrinierter Antisemit aus Algerien nach Deutschland. Ich kann mir heute vorstellen, dass es vielen Musliminnen und Muslimen ebenso erging. Unsere Sozialisation in unseren Herkunftsländern lehrte uns Judenhass. Alles, was mit Juden oder dem Staat Israel zu tun hatte, lehnte ich vehement ab. Ich glaubte: Juden sind immer Täter, Muslime immer Opfer. Diese Dualität bestimmt noch heute das Denken vieler Muslime, auch im Westen.

    Als ich Kind war, gab es keine Möglichkeit, anders zu denken. Für Kritik an Antisemitismus war kein Raum, und jeder Kritiker hätte als Feind des Islams gegolten. Schon mit fünf Jahren hörte ich zum ersten Mal das Wort „Jude“ (im Algerischen yhūdī) in der Koranschule. Mein damaliger Koranlehrer beschimpfte einen Jungen: „Du Jude, benimm dich.“ Von da an wusste ich, ich muss mich benehmen, um nicht als „Jude“ zu gelten. Auch in meiner Grundschulzeit hörte ich immer wieder Lehrer das Wort „Jude“ abfällig gebrauchen. Als Schimpfwort gehört es bis heute zum Wortschatz vieler Muslime. Man sagt auch: „Du bist wie die Juden. Du machst nur Probleme.“ Und bis heute hört man in Moscheen das Bittgebet, das ich noch von meinem Onkel, dem Imam, kenne: „Möge Allah die verfluchten Juden erniedrigen und zerstören! Möge Allah die Muslime im Kampf gegen die Juden unterstützen.“ Als ich einmal Besuch von meinem Bruder und seiner Familie hatte, die in Algerien leben, da erzählte mein vierzehnjähriger Neffe, seine Französischlehrerin habe ihm gesagt: „Ich hasse die Juden und verneige mich vor Hitler, weil er sie vernichtet hat.

    Mittlerweile bin ich 55 Jahre alt, Islamwissenschaftler und habe gelernt, wie falsch und gefährlich Antisemitismus ist. Irgendwann habe ich beschlossen, mich mit den historischen Gründen des Judenhasses in meiner Herkunftskultur zu befassen – und ein Buch über die Juden im Koran zu schreiben. Als es im Mai dieses Jahres erschien, da ahnte ich nicht, wie schrecklich aktuell es durch die Hamas noch werden würde.

    […]

    Am 10. Oktober, wenige Tage nach dem Massaker der Hamas in Israel, wurde ich Zeuge einer antisemitischen Demonstration im Zentrum von Karlsruhe. Dort kamen Anhänger der Hamas mit palästinensischen Flaggen, vor allem junge Leute und Kinder, auf den Marktplatz. Sie riefen nicht nur „Allahu Akbar“ (Gott ist groß), sondern skandierten auch Hetzparolen: „Chaibar, oh ihr Juden! Mohammeds Heer wird bald zurückkommen!“ Oder: „Das Blut des Märtyrers schreit nach deinem Blut!“ Und Ähnliches mehr. Der Tenor: Israel ist die Inkarnation des Bösen, das es zu vernichten gilt. Die Muslime aber sind die Opfer, die zu beschützen sind.

    Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen die Veranstalter der Demo eingeleitet. Doch den Ruf „Chaibar, oh ihr Juden …!“ hört man immer wieder auf sogenannten Friedensdemonstrationen gegen Israel. Übrigens: Auch die aus dem Iran importierten Raketen, mit denen die Terrororganisation Hisbollah im Sommer 2006 Israel angegriffen hatte, trugen den Namen „Chaibar 1“. Der Name ist sehr alt, er geht auf den Kriegszug des Propheten gegen die jüdischen Bewohner der Oase Chaibar im Jahre 628 zurück. Wenn er heute von Antisemiten benutzt wird, dann, um ihren Hass zu rechtfertigen und sich selbst zu erhöhen.

    Ganz Ähnliches kann man jetzt im arabischen und türkischen Fernsehen oder im Internet erleben. Wenn Muslime gegen Israel hetzen, wenn sogar der Holocaust als „Allahs verheerende Rache an den Juden“ gerechtfertigt wird, dann nenne ich das islamischen und nicht nur islamistischen Antisemitismus – denn die Lehren des Islams waren wie das Christentum seit Anbeginn leider nicht frei von Judenfeindschaft.

    Im islamischen Orient wie im Okzident gab es immer Pogrome, Verfolgungen und Vertreibungen der Juden. Genannt seien aus der Geschichte des Islams Granada 1066, Fes 1565, Bengasi 1785, Algier 1815, Damaskus 1840 und Kairo 1844. Vor der Kolonisierung des Maghreb waren die Juden drastischen Restriktionen unterworfen, wie etwa dem Tragen grotesker Kleidung, was von Marokko bis Libyen allen auferlegt wurde.

    Heute höre ich oft den Satz: „Der Judenhass hat nichts mit dem Islam zu tun.“ Das ist als Absichtserklärung schön, aber als Beschreibung unaufrichtig. Es erinnert mich an die Behauptung, der Islam habe mit Gewalt nichts zu tun. Angesichts der Hamas und ihrer dschihadistischen Ideologie zeugt so ein Satz bestenfalls von Naivität, schlimmstenfalls von Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern.“

    https://www.zeit.de/2023/48/antisemitismus-muslime-islam-juden-koran
    (Ourghi, Abdel-Hakim: Antisemitismus: Woher kommt der Hass?)

    Und solange wir darüber schweigen und der Islam sich nicht grundsätzlich reformiert, wird dieser Antisemitismus ein Problem bleiben. Der Islam ist bis heute eine imperiale Religion.

  41. Und all das schließt nicht aus, daß auch die rechten Siedler und die Zersiedlung der Westbank ein Thema sein müssen. Wie in Neuanfang in Gaza aussieht, muß man ebenfalls schauen. Aber ganz sicherlich nicht mit der sogenannten „palästinensischen Autonmiebehörde“ und dem entsetzlichen Abbas – was nur ein Perpetuieren der alten Probleme bedeutet.

  42. @ El Mocho „Mein Gott, die Palästinenser sind Moslems und die Israelis sind Juden, schon der Prophet Mohammed hat die Juden bekämpft, da braucht es keine besonderen Gründe für den Terror.“ Falsch. Die Palästinenser sind teils Moslems, teils Christen, teils Drusen. Zwar ist die größte Gruppe dabei die der Moslems, andererseits sind so gut wie alle in Israel und der Westbank lebenden Christen , ob mit oder ohne israelische Staatsbürgerschaft, Christen. Und die gemäßigten PLO-Organisationen, Fatah, DFLP und Fida, sind auch Organisationen, in denen sich Christen organisieren, in der DFLP sind mehr Christen als Muslime. Gilt so ähnlich auch für die linksterroristische und mit der Hamas verbündete PFLP. Die wiederum ihnen Antizionismus nicht mit Judenhass begründet, sondern einer antiimperialistisch-antikolonialistischen Feindschaft gegen „Siedlerstaaten“, mit der sie allen Ernstes auch den USA das Existenzrecht abspricht, zumindest in der Theorie. Den Nahostkonflikt als Religionskonflikt zu betrachten ist zu einfach.

  43. Korrektur: andererseits sind so gut wie alle in Israel und der Westbank lebenden Christen , ob mit oder ohne israelische Staatsbürgerschaft, Palästinenser

  44. Der Nahostkonflikt war teils ein politischer Konflikt: die Terrororganisationen PLO, DFLP und Fatah waren weitgehend säkulare Verbände (was nichts an ihrem Judenhaß änderte), und er wurde seit den 1980er Jahren und dem Einfluß der islamo-totalitären Mullah-Regimes im Iran mehr und mehr zu einem religiösen. Der politische Islam bzw. der Islamismus sind nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Europa auf dem Vormarsch.

  45. Wer in Israel lebt, ist kein „Palästinenser“, sondern Israeli. Palästina gibt es als Staat nicht. Palästina ist allenfalls, von der Geschichte her genommen, eine Region.

  46. Die DFLP ist keine Terrororganisation mehr, spätestens seit dem Handschlag zwischen DFLP – Vorsitzendem Hawatmeh und dem damaligen israelischen Präsidenten Weizman im Jahr 1997 nicht mehr, und auf sie geht die Zwei Nationen – zwei Staaten-Lösung überhaupt zurück. Die sie schon seit den 1970ern verfolgt hatte.

  47. „The DFLP’s armed wing, the National Resistance Brigades, confirmed their participation in the 2023 Israel–Hamas war through their military spokesman Abu Khaled.[24][third-party source needed] On 7 October, during the attack on Israel, they claimed to have lost three fighters in combat with the IDF, and said on 8 October that they were engaged with Israeli forces in Kfar Aza, Be’eri, and Kissufim.“
    https://en.wikipedia.org/wiki/Democratic_Front_for_the_Liberation_of_Palestine

    Da wird dann immer nett zwischen dem politischen und dem militärischen Arm hin und her geswitcht und getrickst.

  48. Ja, lasst uns die Kriege im Mittelalter diskutieren, die sind wichtig.

    „Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten, taten sie das selbstredend äußerst human.“

    Genauso ging es schon 997 zu als die Araber unter ihrem Diktator al Mansur Santiago de Compostela dem Erdboden gleich machten.

    Unpacking the Motivations Behind Al-Mansour’s Pillage of Santiago de Compostela

    Mehr als 100 Jahre vor dem ersten Kreuzzug. Die Kreuzzüge sind eindeutige eine Reaktion auf das aggressive vordringen der Araber nach Europa. Die Araber haben damit angefangen, völlig unprovoziert.

  49. Ich kenne da gleich mehrere Menschen, mit israelischer Staatsbürgerschaft, die sich als Palästinenser definieren, z.B. den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der MigranTInnen und Flüchtlinge in Niedersachsen, Dr. Anwar Hadeed. Gadi Algazi, Geschichtsprofessor an der Universität Tel Aviv, Vorsitzender der Friedensinitiative Ta Ayush, hat ein jüdisches und ein palästinensisches Elternteil, ist Atheist und erklärt Palästinensersein damit, dass jemand in Israel/Palästina geboren und arabischer Muttersprachler ist, unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Er sieht sich selbst als halb Israeli und halb Palästinenser. Bei den Juden gibt es auch eine Spaltung in drei Gruppen, die Ashkenasim (Nachkommen von aus Europa eingewanderten Juden), Spehardim (Nachkommen afrikanischer Juden) und Sabre (Nachkommen von Juden, die schon immer im Land gelebt haben) mit Konflikten untereinander, ohne die man die israelische Parteienlandschaft nicht versteht.

  50. Von dem, was die DFLP seit dem Hamas Überfall tut habe ich in der Tat nichts mitbekommen. Dass der miltärische Arm dem politischen schon einmal, 1974, durch ein Massaker an einer Schule schon einmal fürchterlich in den nRücken gefallen war weiß ich aber.

  51. @ che: „die sich als Palästinenser definieren, …“ Es gibt auch Menschen, die sich als Eichhörnchen definieren oder Männer, die als Frauen sich definieren, obgleich sie biologisch Männer sind. Ich kann mich auch als Ostpreuße definieren. Nur gibt es de facto Ostpreußen oder Preußen als Staat nicht mehr. All diese unterschiedlichen Menschen, die in Israel leben, sind Israelis.

    Daß Israel eine sehr plurale Gesellschaft ist, zeichnet dieses Land aus. Manchmal auch zum schlechten. Wer am Schabbat bestimmte Viertel in Jerusalem betritt und Photos macht, dem kann es schlecht ergehen. Jerusalem und Tel Aviv sind zwei völlig verschiedene Welten. Und viele säkulare Juden verachten die radikalen Orthodoxen. Und in zahlreichen Städten haben es arabische und jüdische Isrsaelis geschafft, miteinander zu leben und sie haben sogar durch den Terror der Gaza-Araber sich nicht auseinanderdividieren lassen. All das gibt es.

    Und noch einmal: Palästina existiert als Staat nicht. So wenig wie es Preußen als Staat noch gibt und da kann ich zehnmal die Preußenflagge im Garten aufziehen oder die Ostpreußische Allgemeine lesen.

  52. Sich als etwas bezeichnen und etwas zu sein, sind zwei unterschiedliche Zustände. Auch ein Reichsbürger ist und bleibt Deutscher, mag er auch noch so sehr daran glauben, kein Bewohner der BRD zu sein.

    Der arabische Israeli Ahmad Mansour hingegen bezeichnete sich selber als Israeli, ist inzwischen deutscher Staatsbürger und er ist seinem Heimatland Israel bis heute für den Aufstieg, den er durch dieses Land erfahren hat, dankbar. Auch das ist ein Teil Israels.

    @ El Mocho: Der Islam ist in der Tat (auch) eine imperiale Religion und teils Ideologie. Oder frei nach Marx: Sie tun es, aber sie wissen es nicht.

  53. Im Blick sollte man auch behalten, daß der Terror der Gaza-Araber und der Hamas gegen Israel zeitlich mit den zu schließenden Abkommen zwischen Saudi-Arabien und Israel zusammenfiel.

  54. @ El Mocho
    Da ich mich seit meiner Studienzeit mit Andalusien beschäftige, habe ich das Buch von Fernandez-Morera gelesen. Objektive Wissenschaft ist es leider nicht, sondern größtenteils antiislamische Polemik. Da kann man selektiv noch so viele Quellen zitieren, wobei auffällt, dass Fernandez-Morera arabische Quellen offenbar nicht im Original lesen kann. Das hätte ich von einem Autor, der sich wissenschaftlich mit Al-Andalus beschäftigt, schon erwartet. Sogar ich habe mich seinerzeit darum bemüht.

    Natürlich war Al-Andalus nicht das „Paradies“, als das es oft beschrieben wurde. Doch wer über Toleranz (bzw. deren Fehlen) spricht, muss Toleranz definieren und sie in Beziehung zur damaligen Zeit setzen. Also, wer über das Leben in Córdoba reden bzw. richten möchte, muss Vergleiche ziehen mit dem Leben in christlichen Städten der damaligen Zeit. Als religiöse Minderheit hatte man es nirgendwo in den Ländern rund um das Mittelmeer leicht. Im Vergleich zu den Ländern unter christlicher Herrschaft war die Behandlung der Juden im islamischen Spanien aber toleranter. Die Westgoten hatten vorher viele Juden gezwungen, zum Christentum überzutreten.

    Natürlich war die Eroberung brutal, und natürlich war auch der berühmte Kalif Abd-ar-Rahman III., dem Córdoba seine Blütezeit im 10. Jahrhundert verdankte, kein grüne Multikulti-Softie, sondern ein oft brutaler Herrscher seiner Zeit. Trotzdem hätte ich in dieser Zeit lieber dort gelebt als in einem ottonischen Drecksloch. Denn Córdoba war in dieser Zeit die kulturelle Metropole Europas.

    Apropos Toleranz: Nach 700 Jahren muslimer Herrschaft gab es in Spanien weiterhin Christen. Nach 100 Jahren kastilischer Herrschaft aber keine Muslime mehr. Konvertiten verfolgte die Inquisition gnadenlos. Die meisten von den Katholischen Königen vertriebenen Juden gingen nicht ins christliche Europa, sondern nach Marokko und ins osmanische Reich. Maimonides verließ Spanien auf der Flucht vor den intoleranten almohadischen Invasoren und ging… ins muslimische Ägypten.

    Befremdlich wirkt das Hochjubeln der westgotischen Kultur, die angeblich vor etwas Großem stand, was durch die arabische Invasion abgewürgt wurde. Das ist reine Spekulation. Die Westgoten waren eine kleine Elite, die die in Spanien damals ansässige Bevölkerung ziemlich brutal beherrschte. Sicher haben die arabischen Eroberer sich zunächst an der vorgefundenen Kultur und Architektur bedient, sie schufen aber bald ihr Eigenes.

    Fernandez-Morera behauptet, die populäre Vorstellung, der Islam habe das klassische Wissen bewahrt und an das christliche Europa weitergegeben, sei „unbegründet“. Das ist einfach falsch. Als die Kastilier Toledo eroberten, forderte Erzbischof Raimondo Gelehrte aus ganz Westeuropa auf, die Bibliothek zu untersuchen. Wenn dieses Wissen bereits in Westeuropa vorhanden war, warum dann nach Toledo kommen? Über Byzanz kam es jedenfalls nicht (bzw. kaum). Auch die Behauptung, die Muslime hätten die Einheit des Mittelmeerraums zerstört, ist falsch. Das haben schon die ketzerischen arianischen christlichen Goten, Vandalen und Langobarden Jahrhunderte zuvor getan. Zu Beginn der islamischen Eroberungen gab es die postulierte Einheit nicht. Übrigens konnten westeuropäische Gelehrte immer nach Byzanz reisen. Die Verbindung wurde durch die Muslime nicht zerstört. Nur war die frühe christliche Kirche an griechischem theoretischen Denken vor Beginn der Vermittlung durch muslimischen Gelehrten wenig interessiert. Große Kommentare zu Aristoteles gibt es erst bei islamischen Gelehrten.

  55. Das erste, noch recht unorganisierte Kreuzfahrerheer, das im Frühjahr 1096 gen Palästina zog, massakrierte auf seinem Weg in Ostfrankreich und im Rheinland (Köln, Mainz, Worms) erst mal die dortige jüdische Bevölkerung. Bei diesen Pogromen muss es Chronisten zufolge selbst für damalige Verhältnisse besonders grausam zugegangen sein.

  56. Und die Abschottung Jerusalems gegen christliche Pilger, gegen die sich dann als Spätreaktion der Erste Kreuzzug richtete, ein erfolgreicher Coup cleverer genuesischer, pisanischer und venezianischer Reeder, erfolgte nicht durch Araber, die immer Interesse am Handel mit dem Westen hatten, sondern durch die türkischen Seldschuken. Die waren eine ebenso winzige Elite wie vor ihnen in Spanien die Westgoten. Eigentlich eine Räuberbande, die sich dann in Bagdad als Leibgarde verdingte, bis ihr Anführer Al Parslan mangels eines erwachsenen Nachfolgers in Bagdad zum Kalifen gekrönt wurde. Auf die Herrschaft der Seldschuken folgte später die der Ayubiden, die Kurden waren, dann in Ägypten die der Mamluken, das waren Tschetschenen.

  57. Und zeitweise zog sogar der Kaiser gegen die Kreuzfahrer zu Felde. Die weitgehende Entrechtung der Juden in Deutschland hängt mit der Kammerknechtschaft zusammen: Um sie gegen die Pogrome der Kreuzfahrer zu schützen wurden sie dem kaiserlichen Haushalt als unfreie Hintersassen zugeteilt, quasi Leibeigene des Kaisers. Wie gesagt, das geschah damals zu ihrem Schutz vor christlichen Mörderbanden.

  58. Nur ist all das eben lange her und es ändert nichts daran, daß der Islam, wie auch das Christentum, eine imperiale Religion war und ist. Der Islam hat seine Hochzeit hinter sich. Und wenn er nicht zu einer grundsätzlichen Reformation sich durchringt, dann wird das zu einer Religion für Bauerntölpel und Narren, die politisch an der Nase herumgeführt werden. Es gibt im arabischen Raum keine einzige Demkratie und mir fällt im Augenblick kein muslimisches Land ein, wo demokratische Verhältnisse herrschen wie wir sie in Europa vorfinden. Vielleicht am ehesten noch in Indonesien, wo es Wahlen gibt.

    Die Aspekte christlicher Kultur sind im übrigen keineswegs geringzuschätzen. Von den Klöstern angefangen. Und wer einmal in Memleben war, der weiß auch um die Hochkultur der Ottonen.

    Der Islam brachte sehr wohl eine Trennung der Kulturräume am Mittelmeer. Trennung heißt übrigens nicht, daß Mauern gebaut werden und es keine Durchlässigkeit gibt. So heißt es in der Neuen Weltgeschichte von Fischer:

    „Byzanz konnte indessen nicht verhindern, dass seiner Herrschaft im 7./8. Jahrhundert durch die arabischen Eroberungen der gesamte Süden des Mittelmeerraumes verlorenging und bald islamisiert wurde. Die arabischen Eroberungs- und Unterwerfungskriege, eine besondere Art der »Völkerwanderung«, führten nicht zur Integration der Araber in die antik-mediterrane Kulturwelt, trotz Übernahme der vorgefundenen staatlichen Strukturen, insbesondere der effizienten Steuerverwaltung, und trotz der Rezeption römisch-griechischer Wissensstoffe. Ein Hindernis für die Integration war die religiös begründete Dominanz des Arabischen als Sprache des Korans, die eine Romanisierung beziehungsweise Hellenisierung ausschloss. Der Raum von Spanien über Nordafrika und den Nahen Osten bis nach Indien bildete politisch, religiös und kulturell einen eigenen, muslimischen Kulturkreis. Zwar führten die arabischen Eroberungen nicht zur Schließung des westlichen Mittelmeeres, zur Unterbrechung der Verkehrs- und Handelbeziehungen zwischen Ost und West und unmittelbar zur Schwerpunktverlagerung aus dem Mittelmeerraum nach Nordwesteuropa – so die berühmte These von Henri Pirenne (1936). Doch brachte der Einbruch der Araber eine scharfe Zäsur zwischen der mediterranen Antike und dem nun auf Europa beschränkten Mittelalter mit sich. Die reichen Länder des südlichen Mittelmeerraumes, wo die Wiege des Christentums, des Mönchtums und der Patristik (Kirchenväterliteratur) lag und es eine spätantike Blütezeit gab, wurden definitiv vom römisch-griechisch-christlichen Kulturkreis getrennt.“ (Neue Fischer Weltgeschichte, Bd. 3, S. 12 f.)

    Und in dem Kapitel „Die drei Kulturräume im Vergleich“ heißt es:

    „Im Hinblick auf die Kontinuitätsstränge und Brüche zeichnet sich um die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert im Westen und Süden des Mittelmeerraumes eine Verdichtung von Merkmalen ab, die auf ein Auslaufen vieler antiker Traditionen einerseits und auf Neuansätze andererseits hinweisen. Die Neubegründung des Frankenreichs unter den Karolingern und die Loslösung des arabisch-islamischen Kulturraumes aus seinem antik-mediterranen Zusammenhang bildeten aus weltgeschichtlicher Sicht für Europa und für den nordafrikanisch-nahöstlichen Raum einen markanten Wendepunkt. Die südliche Flanke des Mittelmeeres wurde definitiv von Europa getrennt, die nördliche blieb im byzantinischen Raum in einem sehr starken Kontinuitätszusammenhang mit der Antike, der im westlichen regional und sektoral unterschiedlich ausgeprägt war.“ (Neue Fischer Weltgeschichte, Bd. 3, S. 578)

  59. Richtig ist allerdings auch, daß das antike Wissen ganz wesentlich durch die orientale, arabische Philosophie aufbewahrt wurde, nachzulesen etwa in dem instruktiven Buch von John Freely „Platon in Bagdad. Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam“.

    Schön und gut wäre es, wenn der Islam in seinem Kulturraum und in seinem Verbreitungskreis wieder an diese Tradition anknüpfte. Aber das ist mit dem Iran und der Türkei und Saudi-Arabien und Katar wohl eher undenkbar.

  60. Und mit dem christlich-jüdischen Abendland ist es, was den Antijudaismus und später auch den Antisemitismus betrifft, nicht so weit her, auch wenn die Prägungen des Christentums durch das Judentum augenfällig sind. Zunächst war ja das frühe Christentum auch als sektenhafte Abspaltung vom Judentum zu sehen. Erst mit der Paulinischen Theologie kam jener Aspekt hinein, daß auch Nichtjuden Christen werden konnten: von den Judenchristen zu heidnischen und nichtjüdischen Christen.

    Sehr schön in dieser Reihe auf Arte auch nachzusehen, auf die ich letztes Jahr aufmerksam gemacht wurde:

    Die Apokalypse – Die Entstehung des Christentums (01⁄12) – Die Synagoge des Satans ⎜ ARTE Doku

  61. @ che: „die sich als Palästinenser definieren, …“ Es gibt auch Menschen, die sich als Eichhörnchen definieren oder Männer, die als Frauen sich definieren, obgleich sie biologisch Männer sind. Ich kann mich auch als Ostpreuße definieren. Nur gibt es de facto Ostpreußen oder Preußen als Staat nicht mehr. All diese unterschiedlichen Menschen, die in Israel leben, sind Israelis..

    —— Arabisch sprechende Muslime oder Christen mit israelischer Staatsbürgerschaft werden von den israelischen Juden als Araber bezeichnet. Alle, mit denen ich zu tun habe und hatte, bezeichnen sich selbst als israelische Palästinenser.

  62. Es ändert nur nichts daran, daß es Israelis bzw. israelische Staatsbürger sind. Auch wenn mancher Israeli das anders sehen mag. Ich schrieb es doch: „Sich als etwas bezeichnen und etwas zu sein, sind zwei unterschiedliche Zustände.“

    Und da es keinen Staat Palästina gibt, ist es allenfalls eine Regionalbezeichnung. Mag auch sein, daß solche Selbstzuschreibungen dazu dienen, den Staat Israel zu delegitimieren oder eben arabische Israelis auszugrenzen, was genauso dumm ist. Manche bezeichnen sich hier eben auch als Reichsbürger und weigern sich, Bürger der Bundesrepublik Deutschland zu sein. Kann man mitmachen, muß man aber nicht.

  63. Warst Du eigentlich mal da und hast die Menschen dort vor Ort erlebt? Offensichtlich nicht.

  64. Ist hier nur leider nicht das Thema. Es geht darum, daß es kein Land namens Palästina gibt. Und das wirst auch Du hier nicht vom Tisch bekommen. So wie es auch kein Deutsches Reich mehr gibt. Natürlich kann sich jeder deshalb nennen wie er will, auch Reichsbürger. Trotzdem bleibt auch ein Reichsbürger ein Bürger der Bundesrepublik, wenn er einen deutschen Paß hat.

  65. Wie geschrieben: Manche sehen sich auch als Eichhörnchen. Wer in Israel lebte, dort geboren wurden und einen israelischen Paß hat, ist kein Palästinenser. Die von Dir bezeichnete Region ist das Westjordanland, was ursprünglich einmal zu Jordanien gehörte.

  66. Und noch ein weiterer Aspekt: Wenn es Palästina als Staat bereits gäbe, bräuchte die Welt nicht mehr über eine Zweistaatenlösung zu sprechen.

  67. Ich glaube nicht, dass das selektive Ausgraben geschichtlicher Zusammenhänge wirklich unsere Probleme heute lösen können. Es ist schon so, wie @avantegarde hier schrieb:

    „Natürlich war Al-Andalus nicht das „Paradies“, als das es oft beschrieben wurde. Doch wer über Toleranz (bzw. deren Fehlen) spricht, muss Toleranz definieren und sie in Beziehung zur damaligen Zeit setzen. Also, wer über das Leben in Córdoba reden bzw. richten möchte, muss Vergleiche ziehen mit dem Leben in christlichen Städten der damaligen Zeit. Als religiöse Minderheit hatte man es nirgendwo in den Ländern rund um das Mittelmeer leicht. Im Vergleich zu den Ländern unter christlicher Herrschaft war die Behandlung der Juden im islamischen Spanien aber toleranter. Die Westgoten hatten vorher viele Juden gezwungen, zum Christentum überzutreten.“

    Mich hat zu Zeiten der Flüchtlingskrise immer geärgert, dass „Córdoba“ hervorgezaubert wurde und damit „bewiesen“ wurde, wie intolerant „der Islam“ seit Anbeginn sei. Als ob das damalige Christentum schon die Keimzelle der Demokratie in sich getragen hätte.
    Hier vom ideologisch eher unverdächtigen Domradio eine recht ordentliche Zusammenfassung:

    https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwjXuvrcnsiDAxXJ8gIHHQyFCfsQFnoECBIQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.domradio.de%2Fartikel%2Fantisemitismus-kam-mit-dem-nahostkonflikt-die-wechselvolle-geschichte-von-juden-und&usg=AOvVaw0xYovxW2yCMLybg2wORB_x&opi=89978449

  68. Voit allem das Aufnehmen der Juden nach ihrer Vertreibung von der iberischen Halbinsel durch Sultan Bayezid II. ist ja immer wieder hervorgehoben worden. Sehr zu recht wie man wird zugeben müssen.

    Worauf ich hinaus will, ist klar: Der heutige Konflikt ist im 20. Jahrhundert entstanden. Wir sollten falsche Historisierungen sein lassen. Zu dem Entstehen dieses Konfliktes hat natürlich auch die deutsche Radio-Propaganda in den 30er Jahren beigetragen.

  69. Eines fällt mir noch ein: Das Land, das die arabischer Seite 1948 hätte haben können, indem sie die UNO-Entscheidung akzeptiert hätte, ist heute ganz weit weg. Soviel wird Palästina nie wieder angeboten bekommen.
    Merke: Kriege wie der arabische Überfall von 1948, die ums Ganze geführt werden, gehen nie gut aus. Man hat am Ende weniger in der Hand als vor dem Krieg.

  70. Hinsichtlich der heutigen Konflikte und Krisen in Nahost ist der Blick in die Welt der religösen Konflikte im frühen Mittelalter bis zur Neuzeit und der Türkenbelagerung von Wien nicht wirklich zielführend. Und es haben sich in Europa weder Christen noch Muslime „vorbildlich“ verhalten – was sowieso ein völlig überzogener Anspruch an Geschichte ist. Ich habe aber El Mochos Kommentar auch als einen Hinweis auf den expansiven Charakter des Islam gelesen – den er freilich mit dem Christentum gemeinsam hatte. Und wie weit dieser expansive Gedanke der Umma und der Asabijah reicht, kann man insbesondere am Nahostkonflikt sehen, wo noch Länder mit den palästinensichen Arabern sich solidarisch zeigen, die sogut wie nichts mit ihnen zu tun haben. Während bei den Morden an Rohingya und Uiguren die islamische Welt seltsam ruhig ist. Gerne macht man mit China seine Geschäfte. (Was auch ok ist, aber es zeigt dies eben auch die Doppelmoral an. Das übliche Problem moralischer Standards, die man in die Politik einführt und die einem dann auf die Füße fallen, wenn man selber sich nicht daran hält. Der Westen kann davon ein Lied singen.)

    Historisch ist es aber insofern interessant, wenn man auf den Wandel des Islam hin zu einer politischen Religion schaut. Und daß man sich der antisemitischen Ideologie der Nazis gerne bediente. Bis heute. Oder wie Henrik M. Broder kürzlich so treffend in der WELT schrieb:

    „Wer jemals die „arabische Welt“ bereist hat, weiß, worauf der Respekt für Deutschland beruhte – vor allem auf dem resoluten Umgang mit der „Judenfrage“. In dieser Beziehung war Deutschland der arabischen Welt in der Tat lange ein Vorbild.“

    Und das reicht bis nach Deutschland hinein und betrifft leider auch die hier lebenden Araber. Zu oft habe ich diese Sätze gehört, selbst im privaten Rahmen und noch auf Kulturveranstaltungen, wo man meinen könnte, es wären dort moderate Araber zugegen. Denkste. Ist aber nicht so.

    Und zu Deinem letzten Kommentar, Herwig: Da genau liegt der Grundstein. Mehrfach haben die arabischen Staaten und die palästinensischen Araber den Frieden verspielt – zuletzt 2000/2001 beim zweiten Camp David und 2008 bei den Geprächen zwischen Abbas und Olmert, als ein eigener palästinensischer Staat zum Greifen nahe lag, hätten die palästinensischen Araber auf ihr Rückkehrrecht verzichtet.

    Daß es den arabischen Staaten nie wirklich um die Palästinenser ging, zeigt auch der Umgang mit ihnen in Ägypten und Jordanien und im Libanon. Und im übertragenden Sinne genommen: nach dieser Logik würden ich und meine Familie noch heute in einem Flüchtlingslager in Friedland hocken und auf die Rückkehr nach Danzig und Ostpreußen warten.

  71. „Oder wie Henrik M. Broder kürzlich so treffend in der WELT schrieb:

    „Wer jemals die „arabische Welt“ bereist hat, weiß, worauf der Respekt für Deutschland beruhte – vor allem auf dem resoluten Umgang mit der „Judenfrage“. In dieser Beziehung war Deutschland der arabischen Welt in der Tat lange ein Vorbild.“

    Ach herrje. Seltsamerweise sind mir nur Reiseberichte Broders über Deutschland und Island bekannt.

  72. Und über Dänemark, wo er sich in extrem spießiger Weise über die Kommunarden von Kristiania ergeht.

  73. Stimmt, avantgarde, die Judenfreundschaft der Araber ist geradezu berühmt. Bei einer Tasse Tee preisen und loben sie. Und ein Geschäft mit dem Namen „Hitler 2“ in Gaza ist gewiß nur eine irgendwie neckende Ironie, die gar nicht böse gemeint ist. Die Indoktrination der Kinder in den Schulbüchern, von klein auf an, ist bestimmt nur ein Deutungsfehler der vom Konsum verblendeten Westler. Ebenso wie solche Puzzel, die wir Westler besstimmt nur falsch interpretieren. Das Freundliche, was darin steckt, ist uns mit unserem kolonialen Blick nicht zu sehen gegeben.

    Wir alle erinnern auch noch die großen Proteste in der arabischen Welt gegen jegliche Form von Antisemitismus. Und auf Deutschen Demos von hier lebenden Arabern oder Persern die Rufe „Juden ins Gas“ zu hören, ist bestimmt nur ein Übersetzungsfehler und sollte heißen „Buden aus Glas“.

    Bei der Linken scheinen die Probleme dadurch zu verschwinden, indem man sie einfach ausblendet.

    Und ja che: früher hieß es „Lachen mit Linken“ heute „Lachen über Linke“. Wenn jemand, wie Broder in einem rechtsfreien Raum, der eigentlich schon lange hätte geräumt werden müssen, angegriffen und wenn eine Kamera dabei zerstört wird, ja, dann fällt die Kritik an den „Genossen“ irgendwie nicht so positiv aus. Schöner Text im übrigen von Broder über seinen Besuch:

    „Dass es zu diesem Bericht keine Fotos vom Tatort gibt, hat einen organischen Grund: Meine kleine Nikon, die mich überallhin begleitet hat, liegt in einer alten Öltonne, bis zur Unkenntlichkeit verschmort. Ich durfte ihr nicht einmal Adieu sagen. Und das kam so:

    Hamed lebt in München, seine Frau Connie studiert in Kopenhagen. Hamed hat ein Buch geschrieben („Mein Abschied vom Himmel“), das Anfang September erscheint, einen autobiografischen Bericht über Gewalt in der islamischen Gesellschaft. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, Hamed und Connie in Kopenhagen zu treffen, um eine Geschichte über einen ägyptischen Moslem zu schreiben, der mit einer Japanerin verheiratet ist und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur an der Universität München arbeitet. Mehr multikulti geht nicht.

    Hamed und Connie kennen sich in Kopenhagen gut aus, waren aber noch nie in Christiania, der 1971 von dänischen Hippies ausgerufenen Freistadt auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne im Stadtteil Christianshavn. Heute sollen noch etwa 1000 Aussteiger in Christiania leben, wie viele es tatsächlich sind, weiß niemand, denn die 34 Hektar große Siedlung wird basisdemokratisch verwaltet, bei Konflikten setzt man auf Selbstregulierung und: „Eine Polizei gibt es nicht.“ (Wikipedia). Man könnte auch sagen: Christiania liegt zwar mitten in Kopenhagen, ist aber eine No-go-Area, in der die dänischen Gesetze nicht gelten. Und genau das ist es, was die Besucher anzieht, eine praktizierte Anarchie, in der jeder tun und lassen kann, was er für richtig hält und in der nur ganz wenige Verbote gelten, unter anderem das, Hunde an der Leine zu führen.

    Aber ganz so ist es nicht. Law and Order mögen in Christiania abgeschafft sein, dafür regiert das Faustrecht. Die Kopenhagener wissen das und machen einen Bogen um die Freistadt, Touristen sollten es wissen.

    Auf den ersten Blick wirkt Christiania wie ein Altersheim, dessen Bewohner vergessen haben, wie sie hergekommen sind. Sie sitzen in der Sonne, Bier bei Fuß, oder schlurfen, Bierflasche in der Hand, über die Hauptstraße, die von kleinen Geschäften gesäumt wird, in denen man alles für den alternativen Alltag kaufen kann: Haschpfeifen, Rasta-Mützen, T-Shirts mit revolutionären Parolen, außerdem auch einige organische Lebensmittel. Die Bürger von Christiania sehen allerdings aus, als würden sie die Naturkost den Besuchern überlassen und selber lieber Ungesundes konsumieren. Die Hippies von gestern sind die zahnlosen Alten von heute. Würde Gorki sein „Nachtasyl“ noch einmal schreiben, wäre Christiania seine erste Wahl.

    […]

    Uns bleibt nur der Rückzug. Wir halten ein Taxi an und lassen uns zum nächsten Polizeirevier fahren. Es liegt im Stadtteil Amagar, etwa zehn Autominuten von Christiania entfernt. In der unmittelbaren Nähe der Freistadt gibt es nicht einmal einen Notrufautomaten.

    Ich habe die naive Vorstellung, dass die beiden Polizisten, die wir antreffen, mit uns nach Christiania fahren sollten, damit ich die Täter identifizieren kann. Sören Nielsen und sein Kollege Henning Petersen schauen mich an, als hätte ich ihnen vorgeschlagen, sich nach Kabul versetzen zu lassen. „Wir gehen da nicht rein“, sagt der eine, „sogar in Zivil müssen wir fürchten, erkannt zu werden“, meint der andere. Und: „Wir müssten mindestens 50 Leute haben, sonst machen die uns alle.“

    Die Polizei wisse, dass Christiania „ein rechtsfreier Raum“ ist, sie könne aber nichts unternehmen, so lange die Politik rechtsfreie Räume tolerieren würde. Es gehe um viel Geld, einzelne Dealer setzten bis zu einer Million Kronen (140.000 Euro) monatlich um, steuerfrei natürlich.

    Privat finden es auch Nielsen und Petersen albern, dass dänische Soldaten in Afghanistan die Freiheit verteidigen, während mitten in Kopenhagen der Polizei die Hände gebunden sind, gegen Kriminelle vorzugehen. Und sie wären auch dafür, am Eingang von Christiania Schilder mit der Warnung „Betreten auf eigene Gefahr“ aufzustellen, aber „das ist nicht unsere Aufgabe“. Also schreiben sie einen Bericht, den sie in einer Mappe ablegen, in der schon viele andere Berichte auf den Tag des Jüngsten Gerichts warten.“

    Wolfgang Pohrt hätte sich nicht besser über solche Linke lustigmachen können.

    https://www.spiegel.de/reise/staedte/freistadt-christiania-auf-eigene-gefahr-a-644473.html

  74. Nun Bersarin, wenn Du jemals durch Deutschland gereist wärst, dann wüsstest Du, dass die Deutschen alle Sauerkraut fressen und ständig die Hacken zusammenschlagen…

    Oder wir fahren einfach mal in ein Kaff in Brandenburg und suchen solange, bis wir eine Reichkriegsflagge in einem Vorgarten finden. Dann wissen wir, wie die Deutschen so ticken.

    Ich weiß nicht, ob Broder je arabische Länder bereist hat. Du hast es mit Sicherheit nicht. Glaubst Du deshalb, hier ein Vorurteil, ein Klischee nach dem anderen raushauen zu können? Ist das nicht unter Deinem Niveau?

  75. Stimmt, die riesigen Demonstationen gegen Antisemitismus in Kairo und in Amman sind uns allen noch gut in Erinnerung. Und auch die vielen Demos arabischer Migranten gegen das, was im 7. Oktober geschah. Du warst ja bestimmt auch auf dieser großen Araber-Demo in München „Nicht in unserem Namen“, wo auch die muslimischen Verbände gegen den Terror und gegen Judenhaß demonstriert haben.

    Man kann sich, so wie Du es hier tust, auch dumm stellen. Du weißt so gut wie ich, daß das Gros der Araber eine antisemitische Einstellung hat. Antisemitisch ist eine Haltung, die die Existenz Israels grundsätzlich ablehnt. Und die Zahlen in arabischen Ländern, die den Terrorangriff auf Israel für gut befanden: die liegen leider nicht bei 20 oder 30 Prozent, sondern genau umgekehrt. Das weißt Du so gut wie ich. Und insofern solltest Du hier mal aufhören, Deine Nebeltöpfe zu werfen.

    Eure ganzen linken Träumtänzereien gehen gerade ziemlich den Bach runtert. Es ist vermutlich das, was man als „Auf zum letzten Gefecht“ bezeichnet.

  76. Seltsam auch: Mit Regelmäßigkeit, wenn Neonazis bzw. Rechtsextremisten Ausländerwohnheime und Ausländer angreifen, gibt es, zu recht, von sehr vielen Deutschen Proteste und Großdemonstrationen, auf denen viele tausend, wenn nicht zehn- bis hunderttausend Menschen mitgehen. „Wir sind mehr“ und „Aufstand der Anständigen“, aber auch die vielen Lichterketten 1992 nach den Angriffen auf das Asylwohnheim in Rostock-Lichtenhagen und auch nach Mölln und Sollingen sind mir noch gut in Erinnerung. Leider sind mir keine Protestdemos von arabischen Deutschen oder migrantischen Arabern etc. hier in Deutschland in Erinnerung, als nach dem 7. Oktober die Angriffe auf Juden auf offener Straße zunahmen, als Häuser mit Davidsternen markiert wurden, als Menschen, die in der Sonnenallee hebräisch sprechen, angegriffen werden. Allenfalls vereinzelt und in sehr kleinen Initiativen von einigen wenigen Arabern wird solcher Antisemitismus abgeleht.

    Und weil es in Nazi-Deutschland auch manche Deutsche gab, die gegen das Regime waren und die nicht mittaten, käme doch wohl keiner auf die Idee, bereits aus dieser winzigen Anzahl an Widerständlern oder (aus guten Gründen) Schweigenden die Losung abzuleiten, daß es in Deutschland eine Ablehnung der Nazis oder gar einen regen Widerstand gegen diese gab.

    Und zum Judenhaß im Islam und in der arabischen Welt noch einmal für Dich zitiert Abdel-HakimOurghi:

    „Der Antisemitismus von Muslimen ist kein neues Phänomen. Er wurzelt tief in der Geschichte unserer Religion. Nur wenn wir uns das eingestehen, können wir Frieden mit den Juden machen. 
    Woher kommt der Hass? Man könnte meinen, Abu Obaida sei eine krasse Ausnahme und seine Israelfeindschaft sei aus dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern erwachsen. Doch die Wurzeln des Antisemitismus, der jetzt in Nahost und auch in vielen propalästinensischen Demonstrationen im Westen aufbricht, reichen tief in die Geschichte des Islams zurück.

    […]

    Mit dreiundzwanzig Jahren kam ich als indoktrinierter Antisemit aus Algerien nach Deutschland. Ich kann mir heute vorstellen, dass es vielen Musliminnen und Muslimen ebenso erging. Unsere Sozialisation in unseren Herkunftsländern lehrte uns Judenhass. Alles, was mit Juden oder dem Staat Israel zu tun hatte, lehnte ich vehement ab. Ich glaubte: Juden sind immer Täter, Muslime immer Opfer. Diese Dualität bestimmt noch heute das Denken vieler Muslime, auch im Westen.

    Als ich Kind war, gab es keine Möglichkeit, anders zu denken. Für Kritik an Antisemitismus war kein Raum, und jeder Kritiker hätte als Feind des Islams gegolten. Schon mit fünf Jahren hörte ich zum ersten Mal das Wort „Jude“ (im Algerischen yhūdī) in der Koranschule. Mein damaliger Koranlehrer beschimpfte einen Jungen: „Du Jude, benimm dich.“ Von da an wusste ich, ich muss mich benehmen, um nicht als „Jude“ zu gelten. Auch in meiner Grundschulzeit hörte ich immer wieder Lehrer das Wort „Jude“ abfällig gebrauchen. Als Schimpfwort gehört es bis heute zum Wortschatz vieler Muslime. Man sagt auch: „Du bist wie die Juden. Du machst nur Probleme.“ Und bis heute hört man in Moscheen das Bittgebet, das ich noch von meinem Onkel, dem Imam, kenne: „Möge Allah die verfluchten Juden erniedrigen und zerstören! Möge Allah die Muslime im Kampf gegen die Juden unterstützen.“ Als ich einmal Besuch von meinem Bruder und seiner Familie hatte, die in Algerien leben, da erzählte mein vierzehnjähriger Neffe, seine Französischlehrerin habe ihm gesagt: „Ich hasse die Juden und verneige mich vor Hitler, weil er sie vernichtet hat.

    Mittlerweile bin ich 55 Jahre alt, Islamwissenschaftler und habe gelernt, wie falsch und gefährlich Antisemitismus ist. Irgendwann habe ich beschlossen, mich mit den historischen Gründen des Judenhasses in meiner Herkunftskultur zu befassen – und ein Buch über die Juden im Koran zu schreiben. Als es im Mai dieses Jahres erschien, da ahnte ich nicht, wie schrecklich aktuell es durch die Hamas noch werden würde.

    […]

    Am 10. Oktober, wenige Tage nach dem Massaker der Hamas in Israel, wurde ich Zeuge einer antisemitischen Demonstration im Zentrum von Karlsruhe. Dort kamen Anhänger der Hamas mit palästinensischen Flaggen, vor allem junge Leute und Kinder, auf den Marktplatz. Sie riefen nicht nur „Allahu Akbar“ (Gott ist groß), sondern skandierten auch Hetzparolen: „Chaibar, oh ihr Juden! Mohammeds Heer wird bald zurückkommen!“ Oder: „Das Blut des Märtyrers schreit nach deinem Blut!“ Und Ähnliches mehr. Der Tenor: Israel ist die Inkarnation des Bösen, das es zu vernichten gilt. Die Muslime aber sind die Opfer, die zu beschützen sind.

    Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen die Veranstalter der Demo eingeleitet. Doch den Ruf „Chaibar, oh ihr Juden …!“ hört man immer wieder auf sogenannten Friedensdemonstrationen gegen Israel. Übrigens: Auch die aus dem Iran importierten Raketen, mit denen die Terrororganisation Hisbollah im Sommer 2006 Israel angegriffen hatte, trugen den Namen „Chaibar 1“. Der Name ist sehr alt, er geht auf den Kriegszug des Propheten gegen die jüdischen Bewohner der Oase Chaibar im Jahre 628 zurück. Wenn er heute von Antisemiten benutzt wird, dann, um ihren Hass zu rechtfertigen und sich selbst zu erhöhen.

    Ganz Ähnliches kann man jetzt im arabischen und türkischen Fernsehen oder im Internet erleben. Wenn Muslime gegen Israel hetzen, wenn sogar der Holocaust als „Allahs verheerende Rache an den Juden“ gerechtfertigt wird, dann nenne ich das islamischen und nicht nur islamistischen Antisemitismus – denn die Lehren des Islams waren wie das Christentum seit Anbeginn leider nicht frei von Judenfeindschaft.

    Im islamischen Orient wie im Okzident gab es immer Pogrome, Verfolgungen und Vertreibungen der Juden. Genannt seien aus der Geschichte des Islams Granada 1066, Fes 1565, Bengasi 1785, Algier 1815, Damaskus 1840 und Kairo 1844. Vor der Kolonisierung des Maghreb waren die Juden drastischen Restriktionen unterworfen, wie etwa dem Tragen grotesker Kleidung, was von Marokko bis Libyen allen auferlegt wurde.

    Heute höre ich oft den Satz: „Der Judenhass hat nichts mit dem Islam zu tun.“ Das ist als Absichtserklärung schön, aber als Beschreibung unaufrichtig. Es erinnert mich an die Behauptung, der Islam habe mit Gewalt nichts zu tun. Angesichts der Hamas und ihrer dschihadistischen Ideologie zeugt so ein Satz bestenfalls von Naivität, schlimmstenfalls von Gleichgültigkeit gegenüber den Opfern. “

    https://www.zeit.de/2023/48/antisemitismus-muslime-islam-juden-koran
    (Ourghi, Abdel-Hakim: Antisemitismus: Woher kommt der Hass?)

  77. Es ging um das Klischee, mit dem Du Broder zitierst: Dass „die Araber“ Deutschland hochschätzen, weil die Nazis Juden umbrachten. Nicht darum, ob es Antisemitismus in arabischen Ländern gibt.

  78. Genau, es ist ein Klischee. Leider keines, das besonders übertrieben ist. „Hitler gut!“ ist leider eine verbreitete Wendung.

    Broder im übrigen ist, wie der eine oder der andere weiß, ein jüdischer Deutscher. Im zu raten in die arabische Welt zu reisen, ist in etwa so als würde man dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan raten, doch mal nach Rußland zu reisen, um zu schauen, ob es nicht auch Leute gibt, die dort gegen Putin sind.

    Auch die Klischees vieler Ukrainer gegenüber Russen und Rußland tragen einige Wahrheit in sich.

  79. „Wer jemals die „arabische Welt“ bereist hat, weiß…“

    Sagt Broder.

    Er hat die arabische Welt offenbar nicht bereist. Ich schon. Und das von Marokko bis Syrien. Islamischer Länder sogar bis Indonesien.

    „Hitler gut“ habe ich da schon mal gehört. Aber komischerweise auch in Mexiko.

  80. Broder im übrigen ist, wie der eine oder der andere weiß, ein jüdischer Deutscher. Im zu raten in die arabische Welt zu reisen, ist in etwa so als würde man dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan raten, doch mal nach Rußland zu reisen, um zu schauen, ob es nicht auch Leute gibt, die dort gegen Putin sind.

  81. Übrigens können sogar Staatsbürger mit israelischem Pass zum Beispiel nach Marokko, Ägypten oder Jordanien reisen.

  82. Klar, und man kann auch mit einer Kippa durch Neukölln gehen. Nur wird einem das nicht besonders gut bekommen.

  83. Stimmt, was in Neukölln passiert, ist eigentlich gar nicht so schlimm. Ich finde auch, daß man in guter alter Tradition einmal wieder Juden mit Kippa schlagen sollte und auch Davidsterne an Haustüren sind eigentlich nur kleine Neckereien, die gar nicht so böse gemeint sind, wie sie aussehen und klingen. Und daß in Frankreich Juden anfangen ihre jüdischen Nachnamen abzuändern oder gleich auswandern, ist sicherlich auch nur eine dieser jüdischen Überempfindlichkeiten. Was müssen diese Juden sich auch immer so mausig machen? Dafür sind aber die zahlreichen Demos in der arabischen Welt gegen Hamas-Terrorismus nach dem 7. Oktober unvergessen.

  84. Dieses Niveau legst Du hier gerade vor mit dem Blödsinn, den Du hier von Dir gibst. Ja, das was in Neukölln sich abspielt, ist signifikant. Und euer ganzes Multikulti-Idyll hat sich seit dem 7. Oktober in Luft aufgelöst. Und wenn das Holocaustmahnmal kurz nach dem 7. Oktober von einer Einsatzhundertschaft samt Hundestaffel bewacht werden muß, damit es von Arabern nicht gestürmt wird, dann haben wir in der Tat in Deutschland ein Problem.

  85. Und von dem, was in der arabischen Welt über Juden gedacht wird, habe ich hier noch gar nicht gesprochen. Natürlich mag es den einen oder den anderen Araber geben, der das im Detail etwas anders sieht. Nur ändert das nichts an der Grundhaltung und an jener Tendenz. Genau darauf zielt Broders Satz ab. Man kann das freundlicher formulieren, aber wenn man eine Umfrage zur Bewertung von Hitler bei den Bewohnern verschiedener arabischer Länder machte, da fürchte ich, wird das Ergebnis nicht gerade zu Deiner Zufriedenheit ausfallen. Und daß in Deutschland (und nicht nur dort) jede, wirklich jede jüdische Einrichtung von der Polizei geschützt wird, ist ebenfalls eine Angelegenheit, die wir hier nicht unerwähnt lassen wollen. Und nein: Es sind in Deutschland keinesweg irgendwelche Juden, die hier Moscheen überfallen. Fast keine Moschee in Deutschland steht unter Polizeischutz. Von den Sicherheitsvorkehrungen, wenn israelische Sportmannschaften irgendwo in der Welt auftreten, wollen wir gar nicht sprechen. Vor all diesen Dingen wird auch der durch die arabische Welt gereiste avantgarde, sofern Deine Angaben denn stimmen, nicht die Augen verschließen.

    Das mag man bereits daran ersehen, in welcher Weise ein Buch wie „Mein Kampf“ in arabischen Ländern kursiert – auch wenn es vermutlich, wie auch in Deutschland, von den wenigsten komplett gelesen wurde. Stefan Wild leitet seinen Essay „“Mein Kampf“ in arabischer Übersetzung“ wie folgt ein:

    „Der Name Adolf Hitler geniesst in weiten Teilen der arabischen Welt eine gefährliche Popularität. Es wäre der Muhe wert, im einzelnen den Gründen nachzugehen, die eine moralisch minderwertige und politisch gescheiterte Existenz wie die Hitlers in den Augen von Millionen Menschen doch immer noch zum Idol erheben. Eine derartige Untersuchung würfe manches Licht auf aus der Presse nicht voll ersichtliche Strömungen in der heutigen Politik des Nahen Ostens. Wie immer man jene Tatsache aber auch erklären will, bestreiten kann man sie nicht, und jedem Besucher eines arabischen Landes wird sie sich bestätigen.“

    https://www.jstor.org/stable/1570431

  86. Was in Neukölln stattfindet, ist signifikant und nicht hinnehmbar. Habe ich selber in meinem Blog erklärt. Und ein Multikulti-Träumer bin ich schon gar nicht.

    https://avantgarde.blogger.de/stories/2873253/

    Wenn Du Einwohner Berlins bist, solltest Du daran arbeiten, dass in Deiner Stadt kein Antisemitismus geduldet wird. In München scheint das besser zu funktionieren. Besser, nicht perfekt. Im Münchner Westend (hohe Anzahl an muslimischen Einwanderern) wurden keine Baklavas verteilt. Wir haben auch keine Drogenparks wie den „Görli“.

    Die Welt ist nicht Neukölln.

    „Es wäre der Muhe wert, im einzelnen den Gründen nachzugehen, die eine moralisch minderwertige und politisch gescheiterte Existenz wie die Hitlers in den Augen von Millionen Menschen doch immer noch zum Idol erheben.“

    Ja das wäre es. Auch warum das in Lateinamerika noch der Fall ist. Und sogar bei Trump-Anhängern. Und sogar in Russland gibt es Hitlerfans.

  87. „Wenn Du Einwohner Berlins bist, solltest Du daran arbeiten, dass in Deiner Stadt kein Antisemitismus geduldet wird.“

    Das wirst Du Dir nicht wünschen wollen, denn meine Maßnahmen fielen nicht besonders sanft aus. Zudem ist doch wohl primär die Aufgabe der Politik und des Staates mittels Abschiebungen und Gefährderansprachen zu reagieren – wobei wir damit dann auch beim Thema Migration und Integration wären, die hier seit Jahrzehnten schief laufen. Die sogenannte Zivilgesellschaft kann in diesen Fragen nur aushelfen.

    „Und sogar in Russland gibt es Hitlerfans.“

    Nur werden die Juden und der Staat Israel nicht unmittelbar von den Russen, den Lateinamerikanern und den Trump-Anhängern bedroht. Daß es Antisemitismus gibt, ist im übrigen nicht das Thema, sondern es geht hier um den arabischen Antisemitismus und um eliminatorische Vernichtungswünsche gegen Juden. Und daß es die bei einer Vielzahl von Arabern gibt, weißt Du so gut wie ich. Und gerade weil Juden WELTWEIT gefährtet und Antisemitismus und Verfolgung ausgesetzt sind, ist es um so wichtiger, daß es einen Staat namens Israel gibt, der mit allen Mitteln verteidigt wird.

  88. Nun bestreitet aber hier niemand das Existenzrecht Israels und sein Recht, sich zu verteidigen. Nur definieren sollten wir diesen Staat dann schon. Inklusive der völkerrechtlich nicht anerkannten Annektion Ost-Jerusalems? Inklusive der Siedlungsgebiete im Westjordanland?

  89. Das ist hier doch alles gar nicht die Frage, sondern es geht um einen manifesten arabischen Antisemitismus, gepaart mit eliminatorischen Elementen. Und ein großer Teil der Araber bestreitet das Existenzrecht Israels. In der Charta der Hamas ist kein Israel vorgesehen.

    Der Nahostkonflikt wird nicht im Internet gelöst.

  90. Doch, das ist sehr wohl die Frage. Ägypten und Jordanien haben schließlich auch mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen und erkennen das Existenzrecht Israels an.

    Und die Charta der Hamas ist wohl kaum relevant. Mit der Hamas wird niemand verhandeln.

  91. Nein, das ist, was den arabischen Antisemitismus betrifft, eben nicht die Frage. Und wie brüchig solche Verträge sind, kann sich schnell bei einem politischen Wandel zeigen – etwa wenn in dieser Region nicht mehr die USA die zentrale Macht sind, die genau für einen solchen Frieden sorgen.

    Wenn es in dieser Region je umfassende Friedensverträge gibt, dann werden die nur halten, wenn Israel wehrhaft ist und wenn es eine Schutzmacht wie die USA gibt, wenn plötzlich, weil es in Jordanien oder Ägypten einen Regimewechsel gibt, diese Länder ihr Verhalten gegenüber Israel ändern

    Wie relevant die Charta der Hamas im Augenblick ist, sehen wir gerade.

  92. „Wenn es in dieser Region je umfassende Friedensverträge gibt, dann werden die nur halten, wenn Israel wehrhaft ist…“

    Und bestreite ich das?

  93. Habe ich auch nicht geschrieben. Sondern ich habe hier eine Bedingung genannt, unter der ein solcher Friedensvertrag nur haltbar ist.

    Ansonsten ging es hier um einen manifesten Antisemitismus bis hin zur Hitlerverehrung in der arabischen Welt. Und daß wir in Deutschland diesen Antisemitismus teils importieren, wäre dann nochmal ein besonderes Thema.

  94. In den ostdeutschen Bundesländern steht die AfD bei 30% oder mehr und bei dir gibt’s nur noch importierten Antisemitismus. Natürlich gibt es katastrophale antisemitische Haltungen auch unter Einwanderern aus dem arabischen Raum bzw. bei ihren Kindern/Nachkommen. Bei dir Bersarin wirkt es aber gerade so, als gäbe es Antisemitismus nur noch dort, was totaler Quatsch ist meines Erachtens.

  95. Wenn über das Thema „Rußlands Rolle beim Ukrainekrieg“ debattiert wird, ist es nicht das Thema „Korruption in der Ukraine“. Und das eine wird durch das andere nicht besser. Insofern ist es immer ein wenig unsinnig, auf andere Themen zu verweisen, die für einen selbst eine größere Bedeutung haben. Für andere sind dann halt wieder andere Themen wichtig. Wenn wir über Rechtsextremismus sprechen, ist es ebenfalls kaum zielführend, wenn wir dann darauf verweisen, daß es auch Linksextremismus gibt und daß es an den Universitäten ein hohes Potential an linkem Antisemitismus gibt – Stichwort FU Berlin und UdK Berlin.

    Daß es auch einen deutschen Antisemitismus gibt, steht außer Frage, ist hier nur nicht Thema. Weil es hier um die arabische Welt und ihre Haltung zum Staat Israel geht. Daß dieser deutsche Antisemitismus nebenbei auch die arabische Welt prägte, wenn man an Hitlers Lieblingsaraber, den Juden hassenden Großmufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini, denkt, sei nur am Rande erwähnt. (Und da sind wir dann auch wieder bei dem Thema „Koran und Antisemitismus“)

    Wenn wir übrigens über die AfD reden wollen, deren Gefährlichkeit ich im Augenblick nur bedingt sehe, da keine einzige Partei in Deutschland bereit ist, auf Landesebene mit ihr zu koalieren, weil diese weit von einer Regierungsbeteiligung entfernt ist und weil dieses Land qua Justiz und Parlament und Gesetzgebung genügend Checks and Balances hat, um der AfD zu begegnen, dann müssen wir aber in der Tat ebenfalls über die Migrationskrise sprechen. Und auch, warum die AfD (inzwischen nicht nur im Osten) einen derartigen Zulauf hat.

    Reinhard Mohr schrieb einen guten Artikel, und zwar unter der Überschrift „Nicht mehr mein Land. Egal ob Frankfurt, Köln, München oder Berlin – ein türkisch-arabisch-islamisches Milieu mit ausgeprägter Macho-Kultur hat in Deutschland Fuß gefasst. Ganze Straßenzüge haben eigentlich nichts mehr mit der Bundesrepublik zu tun.“ (Wer durch Neuköllns Sonnenallee und auch durch manch andere Straße nicht nur in Berlin geht, wird diese Beobachtung teilen.)

    In diesem Text werden einige Punkte ersichtlich, weshalb wir mit der AfD noch weitere Probleme bekommen werden.

    https://www.achgut.com/artikel/nicht_mehr_mein_land

  96. Das geheime Oberthema hier ist ja wohl der sog. Politische Islam und dessen Angriff auf „den Westen“. Mir scheint, dass eine gesellschaftliche Diskussion über ihn dringend indiziert ist. Gesamtgesellschaftlich und als Spiegelung hier im Tread lese ich – teilweise versteckt – Meinungen über die arabisch/islamische Welt, die einerseits in ihrer Würdigung der einflußreichen Kultur auch auf das sog. Abendland durchaus wichtig sind, andererseits in grenzenlosen Naivität bezüglich des politischen Islams geäußert werden.
    Ich halte diese Form des Islams – von mir in der früheren Blogosphäre auch faschistischen Variante des Islam genannt, nun besser Islamismus – für eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Und sie trifft unsere Gesellschaft gerade im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich als sie erneut mit aufstrebendem, völkischen Denken konfrontiert wird.

    Diese doppelte Herausforderung ist fatal, weil die eine Seite immer auf die jeweils andere, als angeblich weitaus relevantere verweisen kann. Und die Vernunft steht dazwischen „und verhüllt ihr Antlitz“ (Thomas Mann).

    Für mich gilt schon lange: Wer über die Gefahr des Islamismus schweigt, von dem will ich nicht über Höcke belehrt werden. Und aber eben auch Vice versa.

  97. So ist es, Herwig.

    Und wie weit eine falsche Toleranz, auf einen langen Zeitraum betrachtet, einem System schwer zu schaffen machen kann, zeigt sich in Frankreich und dem dort grassierenden Judenhaß. Und dabei ist dieses System einem Laizismus verpflichtet, wo man eigentlich meinen sollte, daß also der Staat gegen solche islamistischen Tendenzen gefeit wäre. Weit gefehlt.

    Für Deutschland gilt: so bravourös sich die Parteien der AfD entgegenstellen, so halbherzig und verschwiegen ist die Haltung gegenüber dem politischen Islam, wenn es um DITIB geht und um solche U-Boote wie Kübra Gümüsay und ebenso um den Umgang mit salafistischen und islamistischen Moscheen. Wie lange hat es gedauert, die Dependance des Iran und des politischen Islamismus in Deutschland dichtzumachen?

    Und auch in Ostdeutschland passieren Dinge, die einen nachdenklich machen müssen, was das Wahlverhalten betrifft und dies auch hinsichtlich des Umstandes, wie es kommen kann, daß eine Partei wie die SPD auf gerade einmal 3 Prozent abrutscht.

    Und diese Fragen haben ebenfalls und auch (aber eben nicht nur) etwas mit der Massenmigration zu tun. Wenn in einem Land rund 350.000 Anträge auf Asyl eingehen und ein Gros der Menschen Anrecht auf Asyl hat oder aber daß sie, trotzdem sie keinen Asylanspruch haben, geduldet werden und bleiben können – selbst wenn sie hier schwere Straftaten verüben -, dann stimmt etwas in der Justierung des Systems nicht. Und genau das sehen die Menschen jeden Tag, wenn sie sich im öffentlichen Raum bewegen: nämlich der Wandel der Städte. Ich nehme nur einmal Bamberg als Beispiel, eine eigentlich kleine beschauliche Stadt, stark von Tourismus geprägt: Als man dort vor zehn Jahren von der Luitpoldstraße zum Bahnhof ging, sah diese Gegend noch etwas anders aus und auch vor vier Jahren noch. Es war auch damals keine schöne Gegend, aber man fühlte sich nicht wie auf einem orientalischen Basar. Das ist inzwischen deutlich anders und solche Herausbildung von Parallelgesellschaften mißfällt vielen Menschen.

    Völlig richtig ist, wie Du es beschreibst, daß diese Sache kein Entweder-Oder-Spiel ist, sondern ein „Beides“. Und wenn Autoren wie Constantin Schreiber, der immer wieder über den politischen Islam berichtete und schrieb, was sich in bestimmten Moscheen abspielt, derart angegangen werden, daß sie aufhören, sich öffentlich zu äußern, wenn Kritiker des Islamismus und eines intoleranten Islams sowie einer verfehlten Integrationspolitik wie Ahmad Mansour unter Polizeischutz stehen, weil sie ihres Lebens nicht mehr sicher sind, dann läuft in Deutschland etwas falsch.

    So wie die Gesellschaft auf den entsetzlichen Mord an dem CDU-Politiker Walter Lübcke reagiert hat, muß es auch eine gesellschaftliche Reaktion auf solche Auswüchse des politischen Islamismus und der Zustände auf der (pars pro toto) Sonnenallee und in vielen Neuköllner Schulen geben. Diese Hinweise auf migrantischen Antisemitismus und auf erhebliche Integrationsprobleme wurden regelmäßig entweder und im harmlosen Fall kleingeredet oder die, die sowas in den Blick nahmen, wurden regelmäßig angebräunt. Auf diese Weise kann man dann die AfD auch großbekommen, wenn lediglich die AfD diejenige Partei ist, die diese Dinge anspricht. Zum Glück, gleichsam ein Glück im Unglück, hat sich das nach dem 7. Oktober ein wenig geändert.

  98. Niemand unterschätzt die Gefahren des politischen Islamismus. Überschätzen sollte man sie – für Deutschland – aber auch nicht. Die Gefahr eines Kalifats in Deutschland besteht nicht, die von Terroranschlägen sehr wohl. Antisemitismus wird leider auch durch die täglichen Fernsehbilder aus Gaza befeuert. Die meisten Muslime sind aber nicht nach Deutschland geflohen, um dort Zustände zu errichten, vor denen sie geflohen sind.

    Ich sehe das Erstarken des Rechtsradikalismus – nicht nur in Deutschland – mit äußerster Sorge. Wenn selbst in den USA die Gefahr besteht, dass eine völlig unzurechenbare Knallcharge, die versucht hat, die Demokratie in den USA zu untergraben, gute Chancen hat, wieder zum Präsidenten gewählt zu werden, hat das unabsehbare Folgen – auch für Europa. Auf die „Brandmauer“ gebe ich da wenig: In Sachsen könnte eine absolute Mehrheit der Parlamentssitze bei 44% liegen (SPD und FDP raus). Und selbst wenn nicht: Eine Brandmauerkoalition zwischen CDU, Grüne und Linke sehe ich nicht. Was sich durch Wagenknecht verändern wird, ist noch nicht absehbar: Sowohl eine Spaltung und damit Schwächung der rechten Szene ist möglich, leider auch das Gegenteil. Von Entwicklungen in Frankreich (Le Pen ante portas) und anderen wichtigen EU-Staaten ganz zu schweigen.

    Profiteur wird ein immer aggressiveres Russland sein, das sich, wenn Trump-USA sich ausklinkt, die Ukraine erobern und die NATO-Länder massiv bedrohen wird. Das heißt, wir müssen immer höhere Summen in die Rüstung stecken, und dieses Geld wird anderswo fehlen.

    Zum radikalen Islam: Rettung könnte ausgerechnet aus dem Iran kommen. Wenn es der dortigen Bevölkerung gelingt, die verhassten Mullahs zu vertreiben, wird das Land immer noch ein muslimisches sein, aber schnell einen bemerkenswerten Aufstieg hinlegen. Die Vorstellung, islamische Länder seien nicht zu Reform fähig, halte ich für abwegig.

  99. „Niemand unterschätzt die Gefahren des politischen Islamismus.“

    Diese Gefahr wurde hier jahrelang unterschätzt, wie ich oben darlegte. Autoren wie Gümüsay und die intersektionale Linke wurden und werden in Deutschland hofiert. Der Kulturbetrieb ist durchsetzt davon. Sprach man solchen mit Islamismus gekoppelten migrantischen Antisemitismus an, wurde mit Regelmäßigkeit der Überbringer dieser Botschaft nicht nur angegangen, sondern zugleich auch angebräunt und ins rechtsextreme Lager geschoben. (Ja, so kann man auch die AfD stärken: Wenn man nämlich den Bürgern immer wieder sagt: Das ist rechts, das ist Afd, dann sagen die irgendwann: „Gut, nun wähle ich die auch!“) Mit „Gegen den politischen Islam angehen“ meinte ich im übrigen nicht die Lippenbekenntnisse irgendwelcher Politiker nach Anschlägen oder Anschlagsversuchen. Was wäre wohl in Deutschland los, wenn Rechtsradikale auf eine der für Deutschland zentralen Moscheen einen Anschlag hätten verüben wollen und man hätte da Netzwerke ausgehoben? So wie jetzt beim Kölner Dom. Das wäre in den Medien tagelang das Debattenthema.

    Und da sind wir dann, wenn wir auf eine verfehlte Integrationspolitik blicken und auch eine viel zu starke Zuwanderung aus dem muslimisch-arabischen Kulturraum uns ansehen, beim Erstarken der rechtsextremistischen AfD. (Übrigens ein Szenario, das ich bereits vor Jahren und schon 2015 bei jener unsinnigen „Willkommenskultur“ kritisierte und wovor ich warnte. Und auch Chemnitz war so ein kleiner Vorgeschmack auf das, was passiert, wenn man die Sorgen der Leute nicht ernst nimmt, sondern diese Bedenken als rechtsextrem abtut. Kann man so machen, muß man sich aber dann nicht über Wahlerergebnisse wundern.)

    Und man kann auch einmal darüber nachdenken, warum ausgerechnet in Schweden, einem Land mit einer jahrlang viel zu liberalen Migrationspolitik und den daraus sich nun ergebenden erheblichen Problemen mit arabischen Migranten, plötzlich eine Partei wie die Schwedendemokraten (die übrigens meines Wissens, wie auch Meloni eine Rechte bilden, die nichts mit Putin am Hut haben will) derartige Zugewinne verbucht. Und ebenfalls in den Niederlanden die Partei von Geer Wilders (rußlandaffin). In Dänemarkt haben die Sozialdemokraten die Zeichen der Zeit immerhin erkannt. Das kann man von Sakia Esken nicht erwarten. Die SPD ist lost und hat fertig, sofern sich dort nicht konservative Kräfte durchsetzen – die ich im Augenblick leider nicht sehe.

    Deutschland kann von Glück sagen, daß die Wagenknecht-Partei antritt, und wenn Wagenknecht nicht derart dumme und törichte Ansichten im Blick auf Rußland, Rüstung und NATO verträte (und gleiches gilt in ihrer Kritik an Israel, wenn dieses sich gegen Terror wehrt), dann würde ich in der Tat diese Partei wählen. Daß wir in absehbarer Zeit ein sinnvolles Einwanderungsgesetz hätten, bei dem Menschen kommen, die Deutschland braucht, sehe ich bei dieser desolaten und entsetzlichen Bundesregierung nicht. Daß wir höhere Summen in die Rüstung stecken müssen, ist so oder so der Fall. Und dies habe ich bereits vor mehr als zehn Jahren mir schon gedacht, als CDU-Verteidigungsminister in einem irren Wahn die Bundeswehr totsparten.

    All das sind weit gefaßte Themen. Aber sie haben eben sehr viel auch mit dem Erstarken der AfD zu tun. Für Westdeutschland kann man vielleicht noch in Anschlag bringen, daß wir eine starke rechtsliberale bürgerliche Mitte haben, die jahrelang durch das Milieu der CDU geprägt wurde und in Baden-Württemberg, daß dort relativ konservative Grüne und für Bayern, daß dort die Freien Wähler am Start sind. Im Osten aber sieht das anders aus. Und die Wut der Menschen zeigt sich direkter. Insofern kann – Dialektik der Geschichte – die Gründung der Wagenknecht-Partei als Glücksfall sich erweisen.

    „Wenn es der dortigen Bevölkerung gelingt, die verhassten Mullahs zu vertreiben, …“

    Die Chancen dafür stehen gering. Allenfalls wenn, durch die Intervention raumfremder Mächte (nämlich der USA) eine Regimechange vorbereitet und in die Wege geleitet wird. Dazu müßte es aber im Iran eine Opposition geben, der die Bildung einer neuen Regierung zuzutrauen ist. Bei der Stärke aber der islamistischen Revolutionsgarden und bei dem Repressionsdruck des Regimes und weil die USA sich zunehmend auf China fokussieren (in Taiwan sind demnächst Wahlen, und was das bedeuten kann, ist ebenfalls noch gar nicht absehbar), sehe ich im Iran wenig Chancen. Es wird sich für die Welt vielmehr eine neue „Achse der Schurkenstaaten“ ausbilden, nämlich zwischen Rußland, Iran und Nord-Korea und dem nebulös grinsenden Pandabären Xi, der in Wartepose hockt, weil ihm nämlich all das nütze.

    Das größte Problem für Europa wird im übrigen die Massenmigration aus den arabischen bzw. muslimischen Ländern und aus Afrika sein. Und wenn Europa und seine Nationen darauf keine sinnvolle Antwort finden, dann wird es in zahlreichen Ländern einen Rechtsruck geben (oder ein Auseinanderfallen der EU, weil die osteuropäischen und baltischen Länder die Asylquoten nicht mehr mitmachen werden und bald auch nicht mehr Österreich, die skandinavischen Länder und die Niederlande und Belgien.)

    Profiteuer von all diesen Krisen ist in der Tat Rußland. Und es hat gute Gründe warum Rußland schon seit Jahren Massenmigration aus dem Irak und anderen Ländern dieser Region fördert und die Grenzen zu Norwegen, Finnland und Polen immer wieder mit Migrantenströmen bedroht. Die Grenzen, an die Städte, Kommunen und Länder schon heute in Deutschland geraten, sind offensichtlich. Und dazu muß man im Augenblick nicht einmal in Berlin sich umsehen.

  100. Was Iran betrifft, bin ich nicht so pessimistisch. Ich habe das Land bereist. Die Frauen werden immer selbstbewusster, die Menschen hassen den Westen nicht (und Antisemitismus wird eher öffentlich als privat gepflegt).

    Das kann ganz plötzlich gehen. Garantiert ist das natürlich nicht, und ein größerer Krieg im Nahen Osten wäre sicher nicht hilfreich.

    Die Frage ist auch: Wovor haben die Saudis mehr Angst: Vor einem Mullah-Regime mit Atomwaffen oder vor einem freien prosperierenden Iran ohne Atomwaffen?

    Zur Migration: Wir müssen alle rechtlich möglichen und gebotenen Mittel ausschöpfen, um Menschen, die eine Gefahr für unser Land sind, daran zu hindern, es zu betreten, und ggf. dafür sorgen, dass sie es wieder verlassen. Nun hat aber selbst Meloni erfahren müssen, dass man Migration nicht so einfach stoppen kann, solange wir nicht bereit sind, Flüchtlingsboote zu versenken. Selbst wenn wir das Asylrecht komplett abschaffen würden, kämen immer noch Flüchtlinge. Solange es aber ein Asylrecht gibt, darf es auch in Anspruch genommen werden. Unser Asylrecht stellt allerdings auf individuelle Verfolgung ab. Dadurch entsteht das Dilemma, dass nicht jeder abgelehnte Asylbewerber einfach abgeschoben werden kann, weil zu prüfen ist, ob ihm in der Heimat nicht kollektive oder anderweitige Verfolgung droht. Das führt zu dem fragwürdigen rechtlichen Status der Duldung, die mit vielen Problemen verbunden ist.

    Wir können keine Menschen abschieben, denen in der Heimat Folter und Tod drohen. Wer allerdings die Sicherheit der Bundesrepublim Deutschland bedroht, für den gelten andere Regeln. Und die sieht das Gesetz auch vor.

  101. „Die meisten Muslime sind aber nicht nach Deutschland geflohen, um dort Zustände zu errichten, vor denen sie geflohen sind.“

    Doch, genau das wollen sie. Sie wollen so leben wie sie in ihren Ländern schon immer gelebt haben, sie wollen nur nicht mehr arm sein. Und vor allem wollen sie nichts ändern und nichts dazulernen, denn ihre Lebensweise ist ja vollkommen und ein für alle mal festgelegt von Gott selber, sie riskieren ihr Seelenheil wenn sie davon abweichen.

    Und das geht in Deutschland wunderbar, mit Religionsfreiheit, Familienzusammenführung und Bürgergeld auch für drei Frauen und zehn Kinder wenn es sein muss.

    Man kann das zunächst mal nicht verstehen, warum verlassen sie ihre Länder um unter Menschen zu leben, die sie eigentlich verachten, weil sie Schweinefleisch essen und zulassen, dass ihre Töchter vorehelichen Sex haben?

    Aber es gibt da einen Ausspruch des Kalifen Umar, des Nachfolgers von Mohammed:

    „The Muslims of our day will eat [from the work of] these people as long as they live, and when we and they die, our sons will eat their sons forever, as long as they remain, for they are slaves to the people of the religion of Islam as long as the religion of Islam shall prevail.” Abu Yusuf, Kitab al-Kharaj, trans. and ed. by Bernard Lewis, Islam from the Prophet Muhammad to the Capture of Constantinople (Oxford: Oxford University Press, 1987), 2:224.“

    Es ist für sie normal, von der Arbeit anderer zu leben, das ist keine Schande.

  102. @Bersarin: In einem der Romane von Eric Ambler, der im faschistischen Italien der 30er Jahre spielt, sagt jemand (sinngemäß) : Was wir heute erleben, ist ein Kampf zwischen der menschlichen Zivilisation und den brutalen Bestien der Urzeit.

    So ist es heute wieder, und die Bestien sind die, die du genannt hast. Hinzu kommen noch ein paar weniger wichtige Länder wie Venezuela, Nicaragua und Südafrika.

    Aber es gibt auch Hoffnung, s. etwa hier: https://www.youtube.com/watch?v=7vjeCNG3CcQ

  103. „Doch, genau das wollen sie.“

    Schon klar. Erklär das dem Afghanen an der Fleischtheke im Supermarkt, der den Kunden auch ein saftiges Schweineschnitzel empfiehlt und verkauft.

    Erklär das dem Syrer, der gerade bei Eiseskälte mit dem Rad Essen ausliefert.

    Erklär das dem Iraker von der Müllabfuhr, dem Libanesen von der Straßenreinigung oder im Vodafone-Laden.

    Erklär das der jungen iranischen Frau, die es bereits zur Assistenzärztin im Krankenhaus geschafft hat.

  104. Was politische Vorhersagen betrifft, so muß man damit immer vorsichtig sein. Proteste hat es schon oft im Iran geben.

    Das Flüchtlingsproblem wird eines der großen Probleme des 21. Jahrhunderts sein (bzw. ist es schon) und Putin und andere Despoten wissen um die Sprengkraft, die das für das freie Europa haben kann. In diesem Sinne sind also konsequente Gesetze nötig, für jene, die sich nicht an Gesetze halten, damit zumindest eine Grundakzeptanz für Migrationsbewegungen vorhanden ist. (Und wenn hier auf den Straßen Araberdemos wie in Neukölln sind, dann trägt sowas nicht dazu bei. Zumal das alles Leute sind, die hier seit Jahrzehnten leben.)

    Asyl zu gewähren bedeutet nicht, hier auch auf immer bleiben zu dürfen. Aber das sind Details, die eine jeweilige Regierung politisch aushandeln muß. Und das hängt am Ende immer mit Wahlen zusammen. Eine konservative Koaltion aus CDU und FDP oder SPD wird da anders handeln als eine aus SPD und den Grünen. Wie ein Land aussehen soll, entscheiden am Ende auch die Wähler.

  105. „Wer Trump als Hoffung ansieht, verabschiedet sich aus jeder rationalen Diskussion.“

    Das ist einerseits richtig und es wäre sicherlich ein anderer und dennoch starker und entschlossener US-Präsident wichtig, der gewählt wird. Dennoch wird Europa sich auf Trump einstellen müssen, so steht zu befürchten.

    @El Mocho: ich denke nicht, daß es derart extrem wie in dem Ambler-Zitat kommt, aber es wird das, was sich Silvester 2022 und 2023 zutrug verstärken: in Berlin ist es bereits so, daß bei bestimmten Einsätzen die Polizei in Mannschaftsstärke und mit Hundestaffel anrückt. Und es werden sich vermehrt Parallelgesellschaften ausbilden. Bis hin auch zu Leuten bis zur oberen Mittelschicht hin, die das Geld haben, ihre Kinder von den öffentlichen Schulen auf Privatschulen zu schicken und die als Privatversicherte eine deutlich bessere medizinische Versorgung bekommen. Gut ist das nicht.

  106. Ich teile übrigens @anategarde s vorsichtigen Optimismus, was die Zukunft des Iran angeht. Sicherlich habe ich eine selektive Wahrnehmung, weil die Iraner, mit denen ich zu tun habe, allesamt der oberen, geflohenen Mittelschicht entstammen. So höre ich etwa bei diesen Menschen regelhaft KEINEN Antisemitismus. Also Solidarität und alles, was uns möglich ist, deren tapferen Frauen im Iran.
    Dennoch darf der politische Islamismus nicht unterschätzt werden und sollte sich mein vorsichtiger Optimismus nicht bewahrheiten, die Mullahs vielmehr irgendwann die Bombe haben, ist da natürlich die Kacke am Dampfen.
    Noch einmal: Der politische Islam gehört für mich in die eine Reihe der despotischen Regimes, deren Ausrichtung ganz klar gegen „den Westen/die USA“ gerichtet ist.

  107. Ich bin, wie geschrieben, bei Prognosen vorsichtig. Was hat man nicht alles für die Ukraine vorhergesagt. Hoffen ist das eine, aber wissen und vorhersagen? Bei dem, was ich über den Iran lese, bin ich eher pessimistisch. Es müßte da schon ein gewaltiger Changer hinzutreten. Und bei all den Rebellionen und Aufständen über die Jahre hat bisher immer das islamistische Regime die Oberhand behalten.

    Im Iran zumindest scheint es bei den Persern, die ja nun einmal keine Araber sind, immer mehr die Tendenz zu geben, sich nicht weiter mit der aussichtslosen Sache der palästinensischen Araber gemein machen zu wollen. Zumindest nicht in dieser Form. Und es soll wohl auch bei Fußballspielen von Fans Pro-Israel-Schlachtrufe gegeben haben und daß dort sogar die israelische Nationalhymne inthoniert wurde.

    Der Kampf gegen den Westen, und zwar von verschiedenen Lagern aus, wird uns in der Tat im 21. Jahrhundert vermehrt beschäftigen: Sei es vom sogenanten „globalen Süden“ bzw. den Schwellen- und Entwicklungsländern her, aber auch von globalen Akteuren wie Indien, China und auch von Schurkenstaaten wie Rußland, Iran und Nordkorea, die militärisch immer noch hinreichend mächtig sind, um den europäischen oder den asiatischen Raum zu bedrohen. Und ich denke insofern auch, daß wir wieder vermehr in militärisch-geopolitischen Dimensionen und in Machtfragen denken.

    Die fetten Jahre sind vorbei. Und eine (linke) Staatskritik konnte auch nur in dem Milieu gedeihen, wo der freiheitliche Rechtsstaat nicht im ganzen in Frage gestellt war, sondern in einer bipolaren Ordnung lediglich von der Sowjetmacht bedroht wurde, die aber insofern, zumindest in Europa, keine reale Bedrohung war, da ein Krieg sofort einen Atomkrieg bedeutet hätte. Ausgefochten wurden diese Kriege vielmehr dann als Stellvertreterkriege in Afrika, Süd- sowie Mittelamerika und in Asien. (Wobei die Glorifizierung des Vietkong und irgendwelcher afrikanischer oder mittelamerikanischer Guerillabewegungen durch die europäische Linke im Rückblick dann auch wieder unfreiwillig komisch anmutet.

    In der Tat aber ist es richtig, daß uns für die nächste Jahre verschiedene, sehr ernst zu nehmende Bedrohungsszenarien ins Haus stehen. Innen- wie auch außenpolitisch. Und dabei ist die Einflußnahme des politischen Islam ein Aspekt. (Auch in Netzwerkerei mit den postcolonial studies.)

  108. Zu meinem vorherigen Statement noch (weil man ja bei WordPress nicht korrigieren kann): Der politische Islam UND DIE DURCH IHN REPRESENTIERTEN DIKTATUREN solle es heißen

  109. Sehr interessanter Artikel in der Tat und es ist die Jungle World, was die Berichterstattung in dieser Sache betrifft, ein gutes Medium. Ich denke ebenfalls, daß die meisten arabischen Staaten sehr froh sind, wenn dieser Hamas-Dreck samt seinen Führern beseitigt wird und daß sie es vor allem nicht selber machen müssen, sondern Israel die Kastanien für sie aus dem Feuer holt.

  110. Oh und was im übrigen den linken Antisemitismus betrifft und auch im Blick auf die Vergangenheit, Herwig: da dürfte Dich dieses Buch interessieren:

    Jean Améry: Der neue Antisemitismus. Mit einem Vorwort von Irene Heidelberger-Leonard. Klett-Cotta, 128 Seiten, 18 Euro. Der Band erscheint am 13.1.2024.

    Und dazu in der WELT dieser Artikel:

    Linkes Mitgefühl mit Israel fehlt seit dem Sechstagekrieg
    Von Thomas Schmid
    Der Schriftsteller Jean Améry wurde Zeuge, wie die Solidarität der Linken mit den Juden schon 1967 erlosch. Améry schrieb lauter Dinge über linken Judenhass, die noch heute gelten. Er forderte aber auch eine neue „Araberpolitik“ der Israelis.
    https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/plus249367062/Jean-Amery-Linkes-Mitgefuehl-mit-Israel-fehlt-seit-dem-Sechstagekrieg.html

    Und dieses Buch wirst Du vermutlich bereits kennen:

    Jeffrey Herf: Unerklärte Kriege gegen Israel. Die DDR und die westdeutsche radikale Linke 1967-1989.
    Wallstein-Verlag, Göttingen 2019. 39 Euro

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