Weinlese – der Blogtrinker

„Die künstlichen Paradise“

Es gibt von Max Goldt eine Geschichte, sie heißt „Die Radiotrinkerin“. Vor laufendem Mikrophon betrinkt sich eine Moderatorin, so meine ich mich zu erinnern, und beschimpft die Zuschauer. Aber vielleicht ist da bloß der Wunsch Vater des Gedankens und in Wahrheit geht die Story ganz anders. Ich weiß es nicht mehr, es ist zu lange her, wie eigentlich selbst das, was gerade passierte, zu lange her ist und die Gegenwart im unendlichen Ennui des Einerlei versinkt. Man könnte schreiben, der Tod wäre besser als diese ewige und sich selbst gleiche Form, aber dort ist es, so steht zu vermuten, ebenso öde wie es hier öde ist. Georg Kreisler sagte in einem Interview: „An das Leben nach dem Tode glaube ich nicht, so pessimistisch bin ich nicht.“ Die ewig gleichen Fragen, die ewig gleichen Antworten, die ewig gleiche Arbeit, lediglich Texte und Bilder variieren das Einerlei. Und die sinnlichen Genüsse natürlich. Die besten sind die, für welche man gut und teuer bezahlt, das gilt in der Liebe ebenso wie für die Dinge des Sinnengeschmacks.

Um also wieder zurück auf den Punkt zu gelangen und die verschiedenen Linien zusammen zu führen: Es ist erforderlich, daß ich neue Weine kennenlerne, aber ohne große Anstrengungen zu unternehmen oder Testkäufe zu tätigen. Im Rahmen eines Textes auf dem Blog „Kritik und Kunst“ zur Rettungsfolter, der vor einiger Zeit dort erschien, bat ich in einem meiner Kommentare darum, mir aus meiner Langeweile am Abgeschmackten und am Politischen Chianti zu nennen, die trinkbar sind und mir etwas bieten. Ich erhielt unbefriedigende Antworten. Und ich dachte mir heute, daß dieses Projekt unbedingt auszuweiten sei.

Ich möchte meine Leserinnen und Leser also bitten, mir Weine zu empfehlen, die sie für interessant halten: Der Preis spielt dabei keine Rolle, das ist nach unten und nach oben offen. Es kann ein Wein aus dem Billigsegment genauso vorkommen wie ein ganz besonderer Jahrgang. Wobei: ich möchte die Preisgrenze nach oben für eine Flasche bei 30,- EUR setzen. Ich selber schmecke ab diesem Punkt die Unterschiede nicht mehr, und da ich im nächsten Jahr (hoffentlich) nach New York reise, sollte ich zugleich ein wenig für die Kaution bei eventuellen Gesetzesübertretungen in Big Guantanamo-Land sparen. Man weiß schließlich nie, was kommt.

Nur eines gilt: der Wein sollte annähernd schmecken. Geschmack ist nun eine eminent bürgerliche Angelegenheit, und zwar seinerzeit, vom 18. Jhd. her kommend, im emanzipatorischen Sinne konzipiert, um sich von den Regelwerken aristokratischer Lebensweise zu befreien. Dieser Geschmack betrifft die Nahrungsaufnahme ebenso wie das Geschmacksurteil und die sichere und kenntnisreiche Beurteilung von Kunstwerken. Annähernd schmecken ist auch insofern eine problematische Wendung, weil der Geschmack subjektiv-objektiv ist: Was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall, wie es als kleinbürgerliche Subjektivierungsweise in Munde desselben geführt wird. Geschmack hat aber jenseits der Phrase von der Beliebigkeit des Kleinbürgers ebenso sein befreiendes Moment: Geschmack gilt es auszubilden als Verfeinerung der Sinne, um die Wahrnehmung von Differenz auf die Höhe zu bringen. Ich werde hierzu möglicherweise noch einmal auf einen Text von Detlef Claussen zurückgreifen.

Also noch einmal die Bitte: Ich möchte einen Wein empfohlen bekommen, egal ob weiß, rosé oder rot. Weiterhin soll die Bezugsquelle genannt werden, damit ich ihn kaufen kann. Es kann der Wein von einem Winzer stammen, oder er wurde aus dem Supermarkt oder vom Discounter bezogen. Ich werde mir von diesem Wein zwei Flaschen besorgen, trinke ihn abends und schreibe dann dazu einen Text. Ich hatte dies schon einmal mit Whisky vor, aber da wage ich mich nicht heran, und zwei Flaschen Whisky schaffe ich nicht, wahrscheinlich nicht einmal eine einzige. Ob der Text eine Weinkritik, eine Beschimpfung von irgend etwas oder ein Essay sein wird, lasse ich offen – das hängt von der Stimmung ab. Um kein Klima der Angst und des Weintugendterrors zu erzeugen, sei soviel versprochen: Ich werde diejenige oder den, welche(r) mir einen mäßigen resp. schlechten Wein empfiehlt, nicht beschimpfen oder meinen bösartigen Sinn an der oder dem Empfehlenden auslassen, falls der Wein schlecht im Geschmack oder in den Nachwirkungen ausfällt. Ausschließen mag ich freilich nicht, daß ich über den Wein, insofern er nicht mundet oder zu arg zum Trinken ist, böse Worte verliere. Andererseits reizen mich dann auch wieder solche Kommentare wie von Hartmut: „Cabernet Sauvignon Chile, penny, 1,59 €. Elendes Gesöff. Aber fürs Duhnwerden langts. ich bin nämlich pleite.“ Genau darum geht es: die Differenzen aufzutun. Und insofern will ich auch dieses trinken.

Im Rahmen der Zufuhr von verschiedenen Flüssigkeiten mag der Slogan „Turn on, tune in, drop out“ ein Stück Wahrheit bewahren. Und ich möchte diesen Slogan in meinem bescheidenen Rahmen praktisch werden lassen. Philosophie muß im Rahmen des Trinkens praktisch werden oder sie ist keine. Dieses Praktischwerden der Philosophie geschieht dann im nächsten Jahr. Lassen Sie sich also überraschen, liebe Leserin, lieber Leser.

34 Gedanken zu „Weinlese – der Blogtrinker

  1. Vielen Dank für diesen Tip, das schaut schon sehr, sehr lecker aus, und in der Vorfreude, weil das Wochenende über Besuch kommt, wird gleich ein Riesling geöffnet. Ich werde dort demnächst eine Bestellung vornehmen.

    Ich hoffe sehr, daß hier noch mehrere Hinweise zu Weinen eingehen.

  2. och-ch-ch-ch, das mit dem Wiskey hätte mich jetzt ja interessiert. In Lokalen haben die immer nur dieses Bonbon-Zeugs wie Southern Comfort, wenn´s geht, trinke ich dann Tullamore Dew, was aber erfahrungsgemäß nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Ich würde mal gern einen wirklich guten Whiskey trinken, wo war das nur, wo ich dies tatsächlich einmal getan haben könnte, ich habe immer diese Sehnsucht: nen Whiskey trinken wie damals, bei …, als …, … wenn ich´s nur wüsste. Am Whiskey schätze ich besonders die leicht halluzinogene Wirkung (liegt´s an den Eichenfässern?). Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich vor 10-20 Jahren öfter mal Halluzinogene nahm, deren Wirkung der Whiskey noch mal hervorkitzelte.

    Mit Weinen ist es ähnlich. Ich bin vollkommen ratlos, wie ich, mit welchen Weinen, vergangene Initiationserlebnisse zumindest geschmacklich annähernd in der Gegenwart wiederholen könnte, das waren Rotweine. Deswegen trank ich die letzten Jahre nur ganz selten Wein. Es sei denn den „Baden Gutedel/Auggener Schäf“, welchen mein Tante-Emma-Laden um die Ecke führt. Ein trockener „ehrlicher, einfacher“ Wein, ein Weißwein, den man einfach so trinken kann, zwar etwas sauer, aber selbst wenn die 1-Liter-Flasche leer ist, ist man immer noch nicht wirklich angeekelt. Ein Nachgeschmack, der zwar nicht erwähnenswert ist, aber immerhin, da ist etwas, das diesen Namen fast verdient. Preis: ca. 5€.

    Dann gibt es, wenn du nachts mal einen günstigen Wein willst und eine Jet-Tankstelle in der Nähe ist, Vescovino-Weine. Erkennbar an dem italienischen Stiefel auf dem Etikett. Der Vescovino Chardonnay für ca. 4,50 Nachttankstellenpreis schmeckt zwar immer noch etwas gepantscht und nach Kagummi, aber wenn du 3 oder 4 Euro draufpackst, krigste an der Tanke auch nicht unbedingt etwas besseres (jedenfalls, wenn du, s.o., Rotweinen etwas skeptisch gegenübersteht), darum war ich von diesem Wein einigermaßen begeistert. Klar, etwas abkühlen, der Ekel stellt sich dann meistens erst beim letzten oder vorletzten Glas ein (wenn du den ersten Anfangsekel überwunden hast, der aber auch schlimmer sein könnte). Ein einfacher, zwar nicht ehrlicher Wein, der dir immernoch eine Idee davon gibt, wie ein Weißwein schmecken könnte. Den roten, den Vescovino Montepulciano oder Chianti, habe ich noch nicht ausprobiert (etwas teurer).

    Diese Weine, besonders den letzten, bitte nur in Notfällen kaufen, und bitte nicht gleich zwei Flaschen!

    Aber seit ich zum Musik-Nachhilfe-Unterricht von einem Freund hinzugezogen wurde (der arme, in 1 1/2 Monaten Abi und keine Ahnung), trinke ich wieder Rotwein. Mutti freute sich und wollte zusätzlich gleich 4 oder 5 Flaschen raushauen (wer Kalvier-, Gitaren- und überhaupt Theorieunterricht für drei Kinder bezahlen kann …). Wir saßen dann zusammen, erfreut, dass das so gut gelaufen war, und ich war etwas erstaunt. Der Wein mundete. (Die vier Falschen hatten wir abgelehnt, zuhause waren noch welche vorrätig aus vorigen Zuwendungen.) Leicht, trinkbar, sodass ich sogar mich traute, nachzuschmecken: was trinke ich da eigentlich, bevor er alle ist, vielleicht kann man den sogar langsam trinken? Es handelte sich um einen sog. „Embocadeo“ und einen Grande Vitae Merlot. Ich habe ein wenig recherchiert, vermutlich war für dieses „Weinerlebnis“ in erster Linie die „Preisklasse“ entscheidend, gar nicht mal soviel teurer.

    Letzter Tipp: Wieder rotweintrinkend war ich erstaunt, bei „Netto“, ein Supermarkt, wo selbst Kidney-Bohnen unter aller Sau schmecken (->dort nie Lebensmittel einkaufen!) gibt es für 2,40 € einen Rioja „La Feria/Tempranillo“, der erstaunlich trinkbar ist, habe auch den Chianti ausprobiert, selbst mit Chianti-Weinen könnte ich mich vielleicht irgendwann einmal wieder anfreunden. Für 2,40 €, keinen Brechreitztreflex, nichts dergleichen? Fand ich o.k.

    Das waren natürlich nur Tipps, die helfen, wenn Du beim Wein auf den Geldbeutel schaust. Daher: überleg Dir bitte genau, ob du einen dieser Weine wirklich ausprobieren willst.

    Aber Deine Anfrage ist eine schöne Idee. Ich hoffe, es kommen noch ein paar Vorschläge, dann kann ich mich bei meinem Musik-Nachhilfelehrer-Kollegen mal mit einem guten Wein revanchieren.

  3. Als der Papst hier Freiburg heimsuchte – ein wunderbarer Tag, statt daß der Herrgott einen Blitz in diese Veranstaltung hätte fahren lassen – bin ich mit zwei Freundinnen aus der Stadt geflüchtet, an den Kaiserstuhl, zum Weingut Höfflin. Die Lese war gerade vorüber, der Chef hatte Zeit für uns, und wir (abzüglich der armen Fahrerin) haben uns in der Herbstsonne im Hof des Gutes sitzend buchstäblich durch alle Sorten durchgetestet. Die Rechnung fiel deutlich höher aus, als geplant, aber ich habe bislang keinen Cent bereut.

    Empfehlen kann ich wirklich alle Spätburgunder. Die Preise liegen zwischen 8.40€ und 28.00€, die Preisdifferenzen sind gerechtfertigt, aber schon der Wein für 8.40€ ist ein Fest. Bei Weißweinen stehe ich ja inzwischen auf die alten Rebsorten, insofern ist meine persönliche Empfehlung der Muskateller (8.20€).

    Weitere badische Weingutempfehlungen kann ich auf Anfrage gerne geben.

    Dazu würde ich, als Tonspur zum Sonntag empfehlen: Little Old Wine Drinker Me

  4. Pingback: Bersarin: Weinlese – der Blogtrinker « wortanfall

  5. Von Goldt kenne ich vor allem noch „Die Hinrichtungshostess“. Wein? Och, ich bin ne Barmbek-Schlampe. Dröhnen muss er… Ansonsten:

    Der Blogsauberkeitsbundesminister warnt: Besoffene Bloggings hinterlassen einen Kater.

  6. Na das könnte man ja evtl. mal ganz ideologiefrei diskutieren.

    Ich mag sehr gerne den Muscadet de Sèvre et Maine „ein einfacher und unkomplizierter Wein, der durch seine Frische, Fruchtigkeit und durch sein leichtes Moussieren besticht.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Muscadet-S%C3%A8vre_et_Maine). Mein bevorzugter Rotwein ist z.Z. der Primitivo aus Apulien/Süditalien, der sich durch „ein charakteristisch würziges, an Zimt, Nelken, schwarzen Pfeffer und dunkle Waldfrüchte erinnerndes Aroma“ auszeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Zinfandel). Die Traube heißt anderswo anders, in Kalifornien Zinfandel und in Kroatien Plavac, aber der italienische ist am besten.

    Beide sind in gut bestückten Kaufhäusern für 3 bis 5 € zu haben. Ich pflege mehr auf die Traube als auf den Winzer zu achten, zumindest bei Wein den ich noch nicht kenne.

  7. Grauen Burgunder aus der Pfalz. Ich habe unlängst solchen von B. Platz, St. Martin, getrunken, Jahrgang 2010. Grauburgunder mundet mir eh immer besser, ein wenig kohlensäurig, aber dennoch mild, geschmacksintensiv, aber nicht so ernst, locker, dennoch tiefgründig, angenehm auf dem Gaumen, angenehm undeutsch, auch nach dem fünften Schluck.

  8. Ich mag ja sehr gerne den hier:

    http://www.jacques.de/product_info.php//info/p1193_2010-DUCOURT-La-Rose-du-Pin-Rot-5-Liter.html/cPath/8

    La Rose du Pin, im Schlauch, drum auch und gerade für Vieltrinker empfehlenswert – und trotz empfindlichen Magens vertrage ich den sehr gut. Hat auch den praktischen Aspekt, dass Leute wie ich, die ein chronisches Problem damit haben, Altpapier und Flaschen zu entsorgen, diese kleinen Papp-Container wesentlich besser los werden :D …

    Ist sozusagen mein Hauswein geworden. Nix für den besonderen Anlass, aber so als Gebrauchswein schon ziemlich gut für den Preis, glaube ich.

  9. Zunächst einmal danke ich allen, die mir bisher etwas schrieben und ihre Empfehlungen abgaben. Ich bin sehr angetan und werde im Neuen Jahr probieren, testen, schreiben. Am meisten freue ich mich darauf, 5 Liter Bordeaux an einem Abend trinken zu dürfen ;-) Am Samstag schaffte ich mit einer Freundin fast vier Flaschen Rotwein – ein wenig Eigenlob, das ich zu mir selber spreche: es waren sehr gute Weine, die am morgen keinerlei Nachwirkungen hinterließen.

    @ ziggev
    Was den Whisky anbelangt, das ist wohl eine Wissenschaft für sich und da kann Dir der Nörgler sicherlich einen guten Rat geben. Es sei nur soviel verraten: guter Whisky ist sehr, sehr teuer. Dagegen sind Weine ein nichts – läßt man mal die Spitzenlagen und das Hochpreissegmant draußen. Ich danke Dir aber für Deinen Kommentar und die Erfahrungen.

    Du hast vier Flaschen Wein abgelehnt??????????????????????????????????????? Habe ich das richtig gelesen und verstanden oder spielt mir die Phantasie einen Streich? Aber gut: andererseits sehr tapfer, denn dies zeigt und bedeutet wahre Souveränität. Und Souverän ist bekanntlich, wer über den Ausnahmezustand bestimmt. Bei mir würde man sagen: es schlägt in seiner Unermeßlichkeit der Alkoholiker durch, er sei schlimmer als Baal. Aber das stimmt nicht: ich lebe von der Reduktion.

    Vergangenes will ich mit dem Geschmack von Weinen nicht evozieren. Ich möchte die ewige Feier der Gegenwart und die große Bejahung einer rein ästhetischen Existenz: und dann: Die große Revolte. Aber der Knecht singt bekanntlich gerne ein Freiheitslied des Abends in der Schänke …

    @ Alterbolschewik
    Also, zum Weingut Höfflin, da wäre ich sicherlich gerne mitgefahren. Der Spätburgunder ist, neben dem Bordeaux, mittlerweile auch mein Lieblingswein. Gerade am Wochenende wurden (siehe oben), mit einer Freundin einige Flaschen zum Hirschbraten geköpft. Ich danke Dir sehr für diesen Tip und werde auf alle Fälle bei diesem Weingut bestellen – auch den Muskateller.

    Danke auch für den Artikel: aber ich bin mir so oder so sicher, daß der Wein, den Du empfiehlst, nicht nur gut, sondern sehr gut sein wird. Der Song ist Klasse, Mitchum ist aber schon sehr, sehr strange. Ich hoffe immer wieder, niemals so auf einer Bühne stehen zu müssen.

    @hf 99
    Ja, manchmal muß der Wein dröhnen, es gibt solche Tage, aber es ist das zugleich nicht das Wesen des Weines. Am Ende ist der gepflegte Absturz mit den besten (oder zumindest trinkbaren) Tropfen und ohne die üblen Nachwirkungen doch zu bevorzugen.

    @ El Mocho
    Nein, nein, ideologiefrei ist auch der Weingenuß nicht. Aber da wollen wir heute mal nicht streiten. Ich danke aber für den Tip. Sicherlich ist die Traube wichtig, aber wie‘s gemacht wird, da spielt auch die Qualität samt der Arbeit des Winzers hinein. Ich werde mich auf alle Fälle in den einschlägigen Geschäften nach dem von Dir Empfohlenen umsehen.

    @ genova
    Danke dafür, aber B. Platz scheint über das Internet keine Weine zu vertreiben. Schade. Weißt Du in Berlin Möglichkeiten, diesen Wein zu beziehen?

    @ Momorulez
    Auch Dir danke ich. Bordeaux ist ja der liebste unter den Rotweinen mir. Altpapier und Flaschen entsorge ich schon lange nicht mehr, es gibt in meiner Nähe nicht einen Container und ich habe nicht die Zeit, die Erde zu retten ;-) Ich bin aber auf alle Fälle schon einmal gespannt auf Deine Empfehlung. Na, und da gibt es im Moment doch viele Gründe, sich auf das nächste Jahr und die nächsten Tage zu freuen.

  10. 2010er Chardonnay Kabinett trocken, 4,80 €, Weingut Emil Bauer, Nußdorf (Pfalz) –

    Bei trockenen Riesling Kabinett von der Mittelhaardt habe ich in Jahrzehnten keinen schlechten und sehr viel gute bis vorzügliche gefunden. Die kann man eigentlich blind kaufen.

    Southern comfort ist kein Whisky, sondern eine aus Industrie-Neutral-Alk und künstl. Aromen zusammengerührte Brühe. Eine zweite SC-Sorte ist aus Billig-Whisky, Industrie-Neutral-Alk und künstl. Aromen zusammengerührt.

    Tullemore Dew ist ein Blend, und zwar der schlechteste mir bekannte. Adäquaterweise bildet die Tullemore-Website den Whiskey in Tumblern (!) mit Eis (!!) ab, für den Freund schottischer Single Malts die beiden Maximalverbrechen bei schottischen Malts.
    Trashplörre wie der TD kann allerdings tatsächlich nur stark gekühlt heruntergewürgt werden, da die Kälte die Aromen nur noch begrenzt zur Geltung kommen läßt. Allerdings ist der TD jedoch aromenfrei in dem Sinn, dass Einzelaromen nicht identifizierbar sind. Er schmeckt nach flüssigem Pappendeckel und ist so schlecht, dass er sich für Whisky-Cola nicht eignet, da er die geschmacklichen Vorzüge der Cola zerstört.

    Die „leicht halluzinogene Wirkung“ kommt nicht von den Fässern, da deren Material dergleichen nicht hergibt.

  11. Wenn du Spätburgunder magst, solltest du unbedingt Fürst probieren http://www.weingut-rudolf-fuerst.de , aber auch andere Weine des Guts sind probierenswert. Ich fürchte aber, dass die keine Kleinstmengen versenden. Andererseits ist das Gut nicht ganz unbekannt, vielleicht gibt es dafür Bezugsquellen in Berlin, das lässt ja mit einem Anruf schnell klären.

    Ansonsten Chateau de Villeneuve Cabernet Franc, aber nicht den „Vieilles vignes“, der ist sehr massiv und fast schon plump.

  12. Ich danke noch einmal sehr für die Hinweise.

    Schade allerdings, daß bis auf eine Frau hier nur Männer empfehlen. Trinken Frauen keinen Wein, sondern nur Liköre? Lesen hier überhaupt noch Frauen mit? Fragen, welche einer Antwort harren. Warum gibt es so wenige Frauen, die empfehlen, loben, preisen?

  13. Ich habe momentan nicht viele Heiteres, aber gerade eben beim Lesen dieses Satzes trat solcher Moment ein. Es fehlt nur noch die Verstandesabstinenzlerin und Begründerin des Lantzschismus. (Aber die schreibt ja auch bei der Mädchenmannschaft, wenn man es denn schreiben nennen mag.)

  14. Vielleicht müsste man meine Arbeitshypothese, dass Frauen seltener gute Musik hören als Männer, auf die Beschäftigung mit Weinen ausdehnen.

  15. gute Musik? ich höre jedenfalls Musik nur wenn es unbedingt erforderlich ist. Musik ist ja o k., aber gute Musik? Musik hat immer durch die Funktionsharmonik diese emotionalen Trigger, dur, moll, Doppeldominante, Teugschluss. Ich hasse das. Hingeschrieben geht das ja noch, aber kaum hast´e das Radio an, schon werden dir unablässig Emotionen reingschaufelt, untergeschoben, pseudohaft suggeriert – unerträglich.

    Ich möchte also widersprechen. Frauen hören deshalb öfter „gute Musik“, weil sie öfter Musik hören.

    da fällt mir auf, damals, ja, damals, mit dieser Schauspielerin, mit der ich zu jener Zeit ein paar Monate in der WG das Bett teilte, wurden manche Flaschen Rotwein geleert. Unwiederholich. Vielleicht trank ich deshalb so lange keinen Rotwein!

    Olfaktorisch, und in der Art, wie sie Gerüche äußerst sparsam einsetzte, auf das Minimum reduziert, war das mehr als ein Gesamtkunstwerk. Wenn ich jedenfalls mir das baufällige Haus, in dem das stattfand, auch nur bildlich vorstelle, sind sie wider präsent, jene mit dem Haus, dem Wein, mit allem verbundenen Gerüche. Außerdem hörte ich, nicht von schlechten Eltern, zum ersten Mal Van Morrison und Mahler, …

    Das war damals, o.k., als Folter höre ich manchmal Schumann oder Schubert. Ans Atonale grenzende Deth-Metal-Musik, oder wie das jetzt heißt, weil derartig schnell gespielt und des fast willkürlich ausgewähltem Tomaterials wegen, geht ja gerade noch. Auch seien hier die Verdienste eines John Zorn erwähnt.

    Und dann Silvester! Soll ich mich etwa unters Partyvolk mischen, gümgröhlen, peng!, und mich sinnlos betrinken? Sind ja nur 50 Stücke, zum Teil südamerikanisch, das gibt geile harmonische Wendungen, lieber das, als alles andere an Silvester. Ich werd´s mir alles anhören, versprochen, ich stehe ja bei solchen Gelegenheiten, das ist meine Lebensdefinition, lieber auf der Bühne mit ner Sängerin, ganz sicher, ich werd´s mir zuvor anhören , manchmal denke ich sogar ans Publikum ..

  16. Deiner Hypothese, genova, muß ich widersprechen. Das Gegenteil ist der Fall. Das Schweigen der Sirenen (Kafka), nein, falsch das Schweigen der Frauen in bezug auf Wein kann viele Ursachen haben. Aber die tiefsten Gründe einer Frau wird keiner je erblicken können. Ich verweise hier anspielungsreich auf die Bedeutung der Frau und ihre Koppelung an Wahrheit bei Nietzsche und auf den daran anknüpfenden Diskurs von Derrida in seinem Aufsatz „Sporen. Die Stile Nietzsches“, welcher die binären Oppositionen auflöst.

  17. Beim Wein gilt insgesamt: Einfach Probieren! Eine solche Prüfung besteht (fast) jeder. Und bei Nichtbestehen ist nicht der Wein schuld.
    Aktuelle Empfehlung: Der Chateauneuf du pape von Aldi guten Sachen… neun Euronen sind anzulegen für nachhaltigen Genuß.
    Ansonsten: Fast jeder Rioja. Grüße.

  18. Bersarin, du meinst, Frauen hören bessere Musik als Männer? Ich kenne keine Frau, die sich auch nur halbwegs ernsthaft mit Musik beschäftigt. Außer vielleicht mit Kinderliedern für den Nachwuchs.

  19. @ genova
    Du wohnst im Prenzlauer Berg und siehst zu häufig die Mütter vom Kollwitzplatz?

    @ summacumlaude
    Auf die Idee, einfach zu probieren, wäre ich sicherlich auch alleine gekommen, wenn ich genug gegrübelt hätte. Mir ging es jedoch um Empfehlungen. Diese Prüfung im Geschmack bestehen leider die wenigsten Weine. Es geht in diesem Test oder ästhetischen Spiel auch nicht um die bloße Knallwirkung, denn sonst kann ich auch mein Eeu de Toilette trinken, was allerdings ein teurer Spaß ist, weil eine Flasche wohl so viel wie ein guter Whisky in der unteren Preisklasse kostet. Was an Wein in den Supermärkten nördlich des Mains zu kaufen ist, schmeckt häufig nicht. Das ist in Frankreich ganz anders.

    Danke aber für die Empfehlung des Chateauneuf du pape. Kannst Du auch einen Rioja nennen?

  20. Bei Rioja wie bei Chianti oder Bordeaux bezahlt man meistens den Namen mit. Weine aus anderen spanischen Anbaugebieten bieten mehr für weniger Geld, z.B. La Mancha oder Ribera del Duero.

  21. Ein schöner, süffig-fruchtiger Rheinhessen-Eiswein, maximal 5 Jahre alt und höchstens 15 Euro pro Flasche. Ideal: Durch vier, drei oder zwei geteilt, in Begleitung einer Frau. Gerade das erschließt neue Geschmacks- und Erlebnisnuancen.

    Maximale Menge: 100 Milliliter pro Person

    (mehr wäre hier bereits Suff)

    Ideales Gefäß: Likörgläser
    Temperatur: 7 bis 11 Grad
    Beste Uhrzeit: ab 21:00 Uhr
    Bestes Gericht: Fisch oder Pasta

  22. @ John Dean

    Vielen Dank für diesen Tip. Wobei ich auch sagen würde: mit Eiswein sich zu betrinken, geht nach hinten los. Die maximale Trinkmenge ist sehr richtig gewählt.

  23. @ der blöde Stänkerer
    Der Weinkenner, welcher ungefragt stundenlange Monologe hält, ist lästig wie ein schlechter Wein. Wer sich mit Weinen auskennt, der trinkt, genießt und freut sich an dem, was ihr oder ihm begegnet. Das ist wie in der Liebe.

  24. Es gibt keinen Wein für alle Zeit
    Weine warten auf Gelegenheit
    – das hat der Wein
    mit guten Texten gemein. (Hahaha!)

    Hier eine weitere Gelegenheit: Selenita Montsant aus drei Biotrauben 2009, erhältlich im Versorgungsstützpunkt der neuen Mitte dem VIV Biomarkt; frisch doch trocken, eher kühl zu trinken. Oder hat mein Alditext Dich schon abgeschreckt?
    Auf Dein Spezielles!

  25. Nein, der Aldi-Wein schreckt mich nicht. Ich will auch Weine aus dem Supermarkt, ich will den Kopfschmerz hinterher und alles, was dazugehört. Denn nur wenn es nicht läuft wie es soll, kann auf die Bernhardsche Weise geschimpft, können Todesstöße verstetzt und Verdammungen gesprochen werden.

    Aber nich nur negativ: am Ende schätze ich doch eher die angenehmen und schönen Seiten.

  26. „@ genova
    Du wohnst im Prenzlauer Berg und siehst zu häufig die Mütter vom Kollwitzplatz? “

    Mütter vom Kollwitzplatz sind überall.

  27. Ja, das ist leider sehr sehr richtig. Es gibt nichts Schlimmeres als Mütter und Kinder, sagt eine Frau, sie sei Mutter, setzt bei mir der Jagdinstinkt aus und der Fluchtinstinkt ein.

  28. aua, eigentlich hoffte ich nur, Karten für Rainald Grebe kurzfristig im Netz zu kriegen und Google schaffte es doch immer wieder, vöööllig irre Verbindungen zu finden. Habe mich schon zwei Stunden in den Texten hin und her verlaufen, und bin jetzt bei der für sehr interessanten Frage zu trinkbarem Wein hängengeblieben. Die verstehe ich zumindest und mein Hirn hat an der Klärung dieser Frage ein gewisses Eigeninteresse. Und dann ist genau zwischen all den wohlgesetzten Worten zum Großen und Ganzen in der Welt dann hier zu lesen, dass Mütter weder Rotwein trinken, noch denken und vermutlich auch keinerlei Musik außer Radiogedudel konsumieren. Aua. Vielleicht sollten sich die analytischen Alleszerpflücker mal mit der Unterscheidung „Mütter“ und „Frau mit Kindern“ befassen, die sogar einer beruflichen Tätigkeit nachgehen und nicht ständig über den Erwerb des nächsten Gewandes für die Brut oder für sich nachdenken. Und bei denen das Sprachzentrum nach der ersten Flasche auch noch nicht ausgesetzt hat. Bei dem jährlichen Weinkonsum in der Bundesrepublik ist bereits statistisch mit einer größeren „emanzipatorischen“ Beteiligung zu rechnen.
    Zuletzt fand ich im übrigen den bei tegut von La Selva vertriebenen sizilianischen Rotwein ganz gut, aber da der in meiner Filiale nicht mehr geführt wird und ich auch brav das Altglas zum Container trage, kann ich keine konkreteren Angaben mehr beibringen.

  29. Ja, das ist das Feine an der Welt der Blogs: man schweift von einem zum anderen, Leserin oder Leser verzetteln sich, dies kann manchmal produktiv sein. Oft aber bleibt am Ende eine gewisse Enttäuschung zurück. Ich hoffe, die bereitete Dir mein Blog nicht.

    Frauen mit Kinder sind Frauen, die gerade Kinder an ihrer Seite haben. Wenn die kinderlose Frau z.B. auf die Kinder ihre Freundin oder ihrer Schwester oder ihres Bruders aufpaßt. Mütter sind Frauen, die mindestens ein Kind in die Welt gesetzt haben.

    Was ich zu Müttern und der Erotik derselben nun schreiben könnte, würde einige Seiten füllen. Aus privaten Gründen und aus einer gewissen Diskretion heraus, die biographisch bedingt ist, muß ich aber dazu schweigen und kann nicht konkreter werden. Es hat sich aber, soviel sei gesagt, der Fall ergeben, daß eine sehr erotische und aufregende und erregende Mutter in mein Leben trat und daß sich … Aber diese Dinge sind, wie gesagt komplex.

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