Berlin Kreuzberg

Ein Bericht vom 28.10., aus Berlin, gefunden auf Facebook:

„Ich wollte nur auf ein Konzert.

Gestern ist mein kleiner Sohn mit der Babbyssiterin geblieben und ich bin gegen 19h von der Warschauerstr mit der U1 richtung Hallesches Tor gefahren. Ich glaube das war Koti, wir sind stehen geblieben, als ich auf ein Mal von allen Seiten “ Free Palestine“, „Kill Israel“, „Kill Jews“ gehört habe, zuerst waren das sehr viele Stimmen von überall, dann wurde der ganzer Gleis grünn und kariert, es hat sich mit Leuten befüllt, die Paläst. Flagen und Tücher getragen haben. Es war innerhalb Sekunden voll. Der Schaffner hat gleich die Türen verrigelt und keiner konnte von außen rein. Die haben angefangen mit Händen und Feusten an die Fensterscheiben von dem Wagen zu schlagen und weiter scandiert.

Ich dachte, ich bin mutig und habe keine Angst , aber in dem Moment habe ich mich zusammengerollt, Füsse angezogen , Kapuze drüber, habe meine Ohren zugehalten und meine Augen fest zusammengedrückt, laut geweint, habe am ganzen Körper gezittert und mir ständig innerlich eingeredet, dass das ein Film über den 2 Weltkrieg ist, den ich mir gerade anschaue. Die meisten Leute im Waggon haben so getan als wäre nichts passiert, viele mit Kopfhörern, asiatische Touristen haben interessiert und lachend nachgefragt was den los sei. Vor mir standen zwei Männer, einer hat mich vorsichtig gefragt ob er mir helfen kann. Ich meinte : “ Ja, ich bin Judin und habe Angst! “ Er sagte , dass die mit mir bleiben, es wird mir nichts passieren, dass die 2 Journalisten sind und dass die es vollkommen verstehen und mich nicht alleine lassen. Ich fragte, wo die Polizei bleibt und die sagten, dass es gerade eine unangekündigte Demo mit 10.000 pro Palästina Anhänger am Alex war und die Polizei dort ist, und das sind praktisch die Demonstranten, die uns gerade die Scheibe einschlagen. Dann ging das Licht aus, in den Waggon, die Leute haben angefangen zu schreien( es war wirklich wie im Film ) die anderen von aussen haben weiter scandiert und an die Fenster geschlagen. Dann machte der Schaffner plötzlich das Licht an und wir fuhren weiter. An der nächsten Halte war es ähnlich, die Türen waren offen und die Demonstranten sind rein und haben drin weiter scandiert. Ich habe mich weiter in die Kapuze versteckt und die 2 Männer standen über mir🙏🏽🙏🏽Ganze Zeit hatte ich nur einen Gedanken im Kopf:

“ Gott sei dank ist Áyo nicht dabei!!“ Nächste Haltesteltelle waren es weniger und dann immer weniger. Wir 3 sind am Hallischen Tor ausgestigen. Ich habe am ganzen Körper gezittert. Habe irgendwie noch geschaft Post bei FB zu Posten und meine Mom anzurufen Die 2 Journalisten sagten, dass die selber Angst haben erkannt zu werden, dass die Propalästina die kennen und dass die Ihre jüdische Kollegen schon seit 3 Wochen nach Hause begleiten. Haben mir Ihre Visitenkarte gegeben und gefragt ob ich weiter Hilfe brauche, ich sagte ich komme schon zu recht. Hab meine Freundin angerufen und wir sind dann auf dieses geplantes spanisches Konzert ins Gretchen. Als ich dort angekommen bin.. Welt voller Kontraste …war es schön, lustig, Leute haben friedlich getanzt, latein amerikanische Musik, als wäre NICHTS passiert.

Ich konnte nicht abschalten und kanns immer noch nicht…

Berlin, 28.10.2023“

All das wundert mich nicht. All das ist mit Ansage. Ich habe zum Glück ein Auto und muß nicht mit der BVG fahren. Anderen geht es da leider anders. Mir fällt ansonsten zu diesem und zu vielen anderen Szenarios nur ein Satz von Andy Brehme ein und dabei muß man das Wort „Fuß“ durch „Land“ ersetzen.

5 Gedanken zu „Berlin Kreuzberg

  1. Moin.
    Ich sehe jede praktizierte gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Verlust positiver Lebensqualität – besonders für die Opfer, aber auch für die Täter selbst – und für die Angegriffenen auch die implizierte Gefahr fürs Leben. Es steht für mich außer Zweifel, dass der hassbasierte Terror der Hamas ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt und darüber hinaus heimtückischer Mord ist in jedem Fall der 1400 getöteten Israelis. Die vollzogenen Gewaltexzesse gegen die Entführten sind zudem weitere Kapitalstraftaten. In welchem emotionalen Ausnahmezustand die hier in Deutschland lebenden jüdischen Mitmenschen sich befinden, kann nur erahnt werden. Dass persönliche Berichterstattungen von Betroffenen so wie im obigen Beitrag real sein können, ist nachvollziehbar. Dennoch bleibt bei mir ein ambivalenter Gesamteindruck bestehen, insbesondere wenn – was ich nicht prüfen kann – die Quelle (Facebook) nicht bestätigt ist.
    Was inhaltlich jedoch für eine juristische Bewertung herhalten kann, ist das Verhalten der möglichen Teilnehmer der Pro-Palästina-Demos. Dazu schreibt der ehemalige Vorsitzender Richter des 2. Strafsenats am Bundesgerichtshof, Thomas Fischer zusammenfassend:
    1. Das Bejubeln von konkreten bzw. von hinreichend konkretisierbaren Tötungsdelikten der „Hamas“-Miliz in Israel ist nach § 140 Nr. 2 StGB strafbar.
    2. Die öffentliche Verbreitung der Parole „from the river to the sea / Palestine will be free“ ist im konkreten Bedeutungszusammenhang nach § 140 Nr. 2 StGB strafbar. Eine Strafbarkeit nach § 130 Abs. 1 StGB besteht dagegen nicht.
    3. Allgemeine „Solidaritäts“-Bekundungen mit den politischen, humanitären oder rechtlichen Anliegen „der Palästinenser“ oder einzelner Gruppen von ihnen sind nicht strafbar, sondern unterfallen Art. 5 Abs. 1 GG. Entsprechende öffentliche Demonstrationen sind über Art. 8 Abs. 1 i.V.m. Art 2 Abs. 1 GG auch dann gerechtfertigt, wenn die dort vertretenen politischen Positionen einer Mehrheit der (deutschen) Bevölkerung abwegig erscheinen. Die palästinensische Flagge ist kein Kennzeichen der Organisation Hamas und daher nicht nach § 86a StGB strafbar.
    Gesamter Text unter: https://www.lto.de/recht/meinung/m/frage-fische-jubel-terror-hamas/
    Hilft vielleicht bei dem emotionsbeladenen Thema ein wenig Sachlichkeit zu wahren.

  2. Interessant von England aus zu sehen, wie in Deutschland auf den Krieg reagiert wird. Danke für deinen Bericht.
    Mit freundlichem Gruß
    The Fab Four of Cley
    :-) :-) :-) :-)

  3. In den USA sogar noch heftiger, da fallen auf den Campussen von Harvard und Columbia die Studierenden übereinander her.

  4. Das geschilderte Erlebnis ist nicht verifizierbar, aber es klingt, zumindestens wenn man in Berlin lebt, glaubwürdig.

    Das Demonstrationsrecht gilt für alle. Aber es gibt zugleich, was Parolen und Slogans betrifft, Grenzen.

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