Gestern Abend war’s raus: dachte mancher vor fast zwei Jahren noch, wir blieben von dem Pastor aus Rostock verschont wie vor der Pest sowie der Cholera und freute sich klammheimlich über Christian Wulff samt seiner Frau, so erwies sich diese Freunde – seit gestern spätestens – als trügerisch, haltlos und falsch. Ein Mann, ein Wort, eine Partei und gekürt (und später dann wohl auch gewählt) wie im SED-Einheitsstaat, seinerzeit, in einhelliger Akklamation von der einzigen Partei, die es in der BRD momentan gibt, alternativlos selbstverständlich: CDSUFDPSPDGRÜN. Gelebte Demokratie. „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!“
Die Springerpresse wird diese Kandidatur freuen, die Wirtschaft mag es, wenn auf diesem Stuhle jemand mit dem Neoliberalsprech sitzt, wie wir es bereits bei Hotte Köhler so sehr schätzen. Erst den abgefeimten geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) geben und hinterher den zerknirschten Kritiker des Exzesses im Kapitalismus simulieren und diesen als neoliberal geißeln.
„Es mag aber der FDP gefallen haben, dass Gauck, wenig nachdenklich, die Proteste gegen den Finanzkapitalismus als ‚albern‘ bezeichnet hat, von Arbeitslosen und Einwandern mehr Eigeninitiative fordert und Hartz IV vollkommen in Ordnung findet. So ähnlich hat das auch der seinerzeitige FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle gesagt, als er nach der Hartz-IV-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von ‚römischer Dekadenz‘ schwadronierte.“
So schreibt es Heribert Prantl in der „Süddeutschen Zeitung“. Aber es trifft der Artikel von Prantl nicht das Wesen. Doch immerhin: dieser Hinweis auf das Gerede von Gauck ist nicht ganz unwichtig. Interessanter und lesenswerter scheint mir da der Bericht in der taz – insbesondere im Hinblick auf das Moment der medialen Inszenierung von Politik. Es wird der Schein aufrecht erhalten, denn der Laden muß weiter laufen. ZK. (Zum Kotzen)