Pazifist zu sein in einer Zeit, da ein Verbrecher wie Putin und seine russische Soldateska über ein anderes Land herfallen, Kriegsverbrechen begehen und mit Atomwaffen und Weltkrieg drohen, ist eigentlich ganz und gar unmöglich. Allenfalls kann man für sich selbst sagen: „Ich wehre mich nicht und ich rühre keine Waffe an!“ Aber keiner kann dies für ein ganzes Gemeinwesen fordern, wenn es angegriffen wird. Es ist eben nicht so, daß alle ihre Waffen niederlegen können; und sie wollen es auch nicht. Denn den Angegriffenen wird solches Kapitulieren in der Regel schlecht bekommen – davon abgesehen, daß es genügend Ukrainer gibt, die keinesfalls vorhaben unter dem Russenjoch zu leben. Hinzu kommt, und dies ist der entscheidende Aspekt, der gegen Pazifismus spricht, daß solcher Pazifismus nicht die Legitimation dafür sein, demjenigen, der seine Waffen am brutalsten einsetzt, Tür und Tor zu öffnen. Pazifismus suggeriert Aggressoren nur eines: Angriffskriege und Kriegsverbrechen lohnen sich, und wenn ein Putin hinreichend oft mit der Atombombe droht, dann knicken manche gerne auch mal ein. Vor allem aber ist ein solcher Pazifismus widersinnig, der eine Friedensdemo so ins allgemeine hinein macht, wenn der eine der Aggressor ist und der andere der Überfallene.
Auf wie immer witzige Weise illustrierte diese deutsche Le Angst-Haltung Maxim Biller in seiner Kolumne „Über den Linden“ diese Woche in der ZEIT, und zwar schrieb er über ein Treffen auf einer Party mit dem Journalisten Robin Alexander – einem guten und klugen Analytiker gegenwärtiger Verhältnisse:
„Sechs Monate später, Hunderte russischer Kriegsverbrechen später, Dutzende Moskauer Atomdrohungen später und zwei Kapitulationsaufrufe deutscher Intellektueller an die Ukrainer später saßen Robin und ich an einem extrem goldenen Oktobertag im Einstein – und redeten genau darüber. Ich hoffte, er hätte eine Antwort auf diese Fragen, und hatte ihm geschrieben. Ich trank Tee, er Kaffee, ich schnitt mir, obwohl wir uns noch immer kaum kannten, ein Stück von dem Mohnkuchen auf seinem Teller ab und sagte jetzt schon zum zweiten oder dritten Mal aufgeregt: „Sind die Deutschen wirklich so ein Angsthasenvolk, wie die Amerikaner und Engländer sagen?“ Er nickte. „Gibt es etwas auf dieser Erde, das sie nicht in eine orgiastische Massenpanik versetzt?“ Er schüttelte den Kopf und schickte mir eine kleine Lachexplosion von seiner Seite des Tischs herüber. „Okay“, sagte ich, „hier meine top five der deutschen Ur-Ängste: Ausländer, Gluten, dritter Weltkrieg, sechste Corona-Welle, 19 Grad Zimmertemperatur.“ Er lachte immer noch.
Angsthasenvolk ist ein treffender Ausdruck. Daß man angesichts einer solchen Bedrohung durch Rußland, der Europa und die ganze Welt ausgesetzt ist, auch einmal sein Kreuz gerade machen und Entschlossenheit zeigen kann, kommt vielen Deutschen nicht in den Sinn. Lieber zarenknechtet man und kriecht vor Putins bleichen Käsefüssen oder schwurbelt verschwörungshetzerisch – mit oder ohne AfD. Nein, es gibt Zeiten, da kann sich ein Land keinen Pazifismus leisten. Das war bereits 1933 so und es bewies sich 1939, als Hitler Polen und dann ganz Europa überfiel. Und das gilt ebenso für den Kampf gegen den IS, das gilt für den Freiheitskampf der Kurden gegen türkische Unterdrückung, das gilt für die tapfere Ukraine, die sich mutig den brutalen Kriegsverbrechern und ihren Muschiks entgegenstellt. In einem solchen Szenario wird Pazifismus widersinnig, Pazifismus und Friedensbewegung führen hier geradewegs ins Verderben, nein schlimmer: in die Hölle. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk schrieb in einer Facebooknotiz vom 21.10.2022 sehr zu recht:
„Konsequenter Pazifismus ist für mich ein noble, akzeptable Haltung. Ich selbst bin kein Pazifist, war auch nie einer, habe aber mein ganzes Leben lang Pazifisten verehrt. Was aber ist konsequenter Pazifismus? Der richtet sich an alle Seiten! Er fordert eben nicht den Angegriffenen auf, die Waffen zu strecken. Er fordert nicht, den Angegriffenen nicht mit Augenmaß so zu unterstützen, damit er sich verteidigen kann und eine starke Verhandlungsposition. Nein, er richtet sich vor allem an den Angreifer und verlangt mit allen Mitteln, dass dieser seinen Angriff einstellt.
Seit 240 Tagen tönt der deutsche Pazifismus und fordert, die Ukraine allein zu lassen, ja, verlangt sogar von dieser, ihren Verteidigung einzustellen. Aber noch nicht einziges Mal haben sich die Scheinheiligen auch nur einmal an die russländische Diktatur gewandt! Noch nicht einmal haben sie mit deutlichen und präzisen Worten, nicht nur rhetorischen Verrenkungen, den Angriffskrieg detailliert verurteilt und die russländischen Kriegsverbrechen und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit benannt und verurteilt, ganz im Gegenteil, sie ziehen sie immer wieder in Zweifel. Konsequenter Pazifismus richtet sich gegen den Angreifer. Wenn diese deutschen Appeasmentler konsequent wären, hätten sie an einem der letzten 240 Tage auf dem Roten Platz demonstriert. Keine einzige Aktion in dieser Tendenz haben sie unternommen. So lange das so bleibt, ist dieser deutsche, peinliche, demagogische Pazifismus für mich ein objektiver Teil der Moskauer Außen- und Desinformationspolitik. Das Versagen der deutschen Politik gegenüber Osteuropa und Russland ist dramatisch, das Versagen der deutschen „Friedensbewegung“, die objektiv einen verbrecherischen Kriegstreiber unterstützt, eine Schande, die nie vergehen wird.“
Das ist von Kowalczuk gut auf den Punkt gebracht. Und wenn man bei einschlägigen vermeintlich pazifistischen Portalen liest, dann überkommt einen in der Tat der Verdacht, daß jener demagogische Pazifismus „objektiver Teil der Moskauer Außen- und Desinformationspolitik“ ist. Man schaue sich einmal die einschlägigen und von mir hier wiederholt genannten Seiten jener Verschwörungsprediger an.
Der russische Raschist, der die Ukraine von den Nazis befreien wollte, hat es bereits geschafft, durch seine Mordbrennerbande in der Ukraine 5 Synagogen (Stand September 2022), also die Gotteshäuser der Juden, in Schutt und Asche zu legen. Schätzungen, wie ich hörte, gehen sogar davon aus, daß es über 10 Synagogen bereits sind.
Wolfgang Pohrt schrieb in den 1980er Jahren einen Essay mit dem provokanten Titel „Der Krieg als wirklicher Befreier und wahrer Sachwalter der Menschlichkeit“, darin er die Friedensbewegung der 1980er Jahre scharf kritisierte. In diesem Text ging er hart mit uns, die wir dabei waren, zur Sache und im Rückblick muß ich sagen, daß Pohrt mit seiner Polemik stellenweise recht hatte. Wobei ich selber nie ein Pazifist gewesen bin: Hitler läßt sich nicht mit Worten und mit Kunstklamauk bekämpfen – das wußte am Ende seines Lebens auch Karl Kraus. Was Wolfgang Pohrt im Blick auf das faschistische Deutschland und die Friedensbewegung in den 1980er Jahren schrieb, können wir mit einigen Abwandlungen auch auf Putins totalitär-raschistisches Rußland übertragen:
„Denn in der Tat hat Deutschland den Pazifismus diskreditiert und ad absurdum geführt, indem es praktisch vorgeführt und damit empirisch bewiesen hat, daß es Schlimmeres geben kann als den Krieg; dass Schrecken möglich sind, von denen nur eine starke Armee befreit.“
Für Pohrt war dies Auschwitz und die deutsche Vernichtungsmaschinerie, die über Europa rollte. Für uns heute sind es die russischen Kriegsverbrechen, das systematische Töten von Zivilisten: ein Angriffskrieg in Europa, wie es ihn zuletzt mit dem 1. September 1939 gab. Gegen diese Bedrohung hilft kein Pazifismus der Welt. Um so schlimmer dann jener Querfront-Friedensbewegungs-Pazifismus, der mit den sogenannten Friedensmahnwachen 2014 anfing und die guten Teile der Friedensbewegung kaperte. Die Friedenstaube ist zu einem Symbol der Querfront geworden, bestehend aus Esoteriken, Teilen der AfD, Rechtsaußen und Neufaschisten wie Jürgen Elsässer und damit teils korrespondierend mit Verschwörungshetzern wie Ken Jebsen und dem Freund totalitärer Staaten Dirk Pohlmann und auf der anderen Seite und zugleich im Schulterschluß, was den Pakt mit Putin betrifft, die Zarenknechten der Linkspartei wie Andrej Hunko, Dieter Dehm und Sevim Dağdelen. Sie haben bis heute nicht realisiert haben, daß die Welt nicht mehr die von 1989 ist. „Die Waffen nieder“ oder Slogans wie „Entspannung statt Konfrontation“ werden zum Zynismus gegenüber den Opfern des russischen Vernichtungskrieges, wenn solcher Sätze nicht klar den Täter adressieren, der die Waffen niederzulegen hat. Der Täter, der Angriffskrieger, der Kriegsverbrecher ist in diesem Falle Rußland. Auf solchen Plakaten unten wie bei dem Ostermarsch 2022 in Berlin war davon nicht zu lesen, sondern ganz im Gegenteil pflegten diese Leute ihre alten Feinbilder. Daß die Welt von heute eine andere ist, taucht in ihrerm Bewußtseinskorridor nicht auf.

PS und Nachtrag: „Etwa 100 Verkehrskameras wurden in Schweden gestohlen, sie wurden in russischen Drohnen gefunden. Canon-Kameras sind in Stahlschränken entlang schwedischer Autobahnen installiert. Ähnliche Modelle wurden in den russischen Aufklärungsdrohnen „Orlan-10″ gefunden. Vertreter der schwedischen Sicherheitspolizei (Säpo) sagten, ihnen sei der Zusammenhang zwischen den Drohnen der Russen und dem Diebstahl von Kameras bekannt. Laut Sprecher Fredrik Hultgren-Friberg werden die Strafverfolgungsbeamten jedoch nicht über ihre Geheimdienstarbeit sprechen und Details weitergeben.“ So schreibt heute Ilko-Sascha Kowalcuk auf Facebook.
Nachtrag aus der Dankesrede von Serhij Zhadan zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels:
„Warum werden wir Ukrainer hellhörig, wenn europäische Intellektuelle und Politiker den Frieden zu einer Notwendigkeit erklären? Nicht etwa, weil sie die Notwendigkeit des Friedens verneinen, sondern aus dem Wissen heraus, dass Frieden nicht eintritt, wenn das Opfer der Aggression die Waffen niederlegt. (…) Wir unterstützen unsere Armee nicht deshalb, weil wir Krieg wollen, sondern weil wir unbedingt Frieden wollen.“
(Gefunden bei Deniz Yücel)
Wenn schon Pazifismus, dann richtig:
„Und wenn sich einst die Waffe kehrt auf die, die uns den Kampf gelehrt, sie werden uns nicht feige sehn. Ihr Unterricht war gut!“
Erich Mühsam
In diesem Sinne sollte Panzer auf den Roten Platz rollen und gegen den Kreml vorrücken.
Das wäre die Friedensbewegung auf der Höhe der Zeit.
So ist es. Frieden wird es nur geben, wenn der blutige Lurch und seine Kamarilla gestürzt ist. Oder wenn, wie in Portugal bei der Nelkenrevolution, beim Sturz des Diktators das Militär zu den Demonstranten überläuft. So hoffentlich auch im Iran, damit diese Leute endlich wegkommen und damit das auch weltpolitisch nochmal einen Schlag gegen Rußland gibt.
Wobei Portugal heute natürlich eine kapitalistische Demokratie ist wie andere auch. In Spanien ging das auch ohne Revolution.
Kleine Anmerkung: Nicht das Militär ist zu den Demonstranten übergelaufen, sondern die Revolution war ein Putsch revolutionärer Militärangehöriger, der von den Volksmassen unterstützt wurde und zu dem dann auch das staatstreue Militär überlief.
Na ja, teils teils, es waren Teile des Militärs und es waren Aufständische und Teile eines revolutionären Volkes, die kein Militär waren. Und die rechtskonservativen Polizei- und Regierungstruppen haben nicht auf ihre eigenen Leute geschossen. Richtig ist, aber, daß eine wesentliche Initiative vom Militär ausging. Und das ist im Iran und in Rußland nicht gegeben. Zumindest bisher. Und insofern sehe ich da gegenwärtig keine großen Hoffnungen.
@ El Mocho: Richtig und beide Länder sind auf diese Weise in der EU angekommen. Spanien stand allerdings lange auf der Kippe war nahe an einem Rückfall in die alte Diktatur, was man am Putsch vom 23. Februar 1981:
„Der Putsch scheiterte am entschlossenen Auftreten des Königs Juan Carlos I., der in seiner Rolle als Oberbefehlshaber der spanischen Streitkräfte in einer in Uniform gehaltenen Fernsehansprache, sechs Stunden nach Beginn des Putschversuchs, die Armeeangehörigen in die Kasernen zurück befahl und sich eindeutig für den Demokratieprozess und die spanische Verfassung aussprach. Sein persönliches Eingreifen entzog dem Putsch nicht nur den Boden, sondern festigte in der Folge auch entscheidend die junge spanische Demokratie sowie die Rolle von König Juan Carlos in der Öffentlichkeit.“ (wikipedia)
Mag auch Juan Carlos durch sein Geschäftsgebaren zu recht in Ungnade gefallen sein, so daß sogar die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnahm, so ist doch dieses Verhalten nicht geringzuschätzen. Wobei der Mann wirtschaftspolitisch womöglich auch nur klug war und wußte, daß eine faschistische Militärdiktatur in Europa im Jahr 1981 kaum eine Chance hat.
Er hat zweifellos seine Verdienste, auch wenn er in letzter Zeit zurecht an Beliebtheit verloren hat.
@“Na ja, teils teils, es waren Teile des Militärs und es waren Aufständische und Teile eines revolutionären Volkes, die kein Militär waren. “ ——–
Nein, so ist es falsch. Innerhalb der Streitkräfte, vor allem unter jungen Offizieren proletarischer oder mittelschichtiger Herkunft, vor allem solchen, die an den höchst unpopulären Kolonialkriegen in Angola und Mozambique teilgenommen hatten, hatte sich eine Untergrundbewegung gebildet, die teils links-sozialdemokratisch, teile guevaristisch ausgerichtet war, die „Bewegung der Streitkräfte“, die in der Folgezeit auch den staatlichen Radiosender infiltrierte. Die putschten dann nach Plan: Am frühen Morgen wurde das oben gespielte Lied „Grandola Vila Morena“ von Zeca Alfonso, das unter der Diktatur verboten war im Radio gespielt. Das war für die revolutionären Truppen das Signal zum Losschlagen. In vielen Kasernen rückten die Soldaten aus und besetzten öffentliche Plätze mit Panzern und nahmen Bürgermeister und Minister fest, besetzten den Sender und verkündeten im Radio den Sturz der Diktatur. Erst dann demonstrierte die Zivilbevölkerung, die den revolutionären Soldaten Nelken schenkte, die diese als Erkennungszeichen in die Gewehrmündungen steckten. Der Anfang der Revolution war ein gut geplanter unblutiger Putsch von links.
Was ist meinte ist: für solch eine Aktion bedarf es eines Rückhaltes in der Bevölkerung und wie Du richtig schreibst: jenes bekannte Lied wurde von einem Radiosender gespielt, also von zivilen Kräften und damit war das eine konzertierte Aktion von Volk und Militär, angefacht durch Kräfte des Militärs. Oder wie es wikipedia beschreibt:
„Am 24. April 1974 um 22:55 Uhr spielte der portugiesische Rundfunk das Liebeslied E Depois do Adeus („Und nach dem Abschied“) von Paulo de Carvalho. Das Lied, der portugiesische Beitrag zum Eurovision Song Contest 1974, war das erste verabredete Geheimsignal an die aufständischen Truppen zum Beginn des Staatsstreichs.
Als Revolutionslied berühmt wurde aber ein anderes Lied: Grândola, Vila Morena (Grândola, braun gebrannte Stadt), das wegen der Textzeile „O povo é quem mais ordena“ (deutsch etwa: „Das Volk regiert/befiehlt“) verboten worden war. Gegen 00:20 Uhr am 25. April las der Sprecher des katholischen Rundfunks Rádio Renascença, der von der Besetzung ausgespart worden war, die erste Strophe des von der Diktatur verbotenen Liedes, danach erklang das Lied selbst, gesungen von dem antifaschistischen Protestsänger Zeca Afonso. Das Abspielen des verbotenen Liedes war das verabredete zweite Geheimzeichen zum definitiven Beginn der Bewegungen des MFA. Diese rückte mit Militärfahrzeugen nach Lissabon aus, um Ministerien, Rundfunk- und Fernsehsender sowie den Flughafen zu besetzen. Die geheime Aktion war über das ganze Land verteilt. Die Mehrheit der angerückten Regierungstruppen lief zu den Aufständischen über.
Der Kavallerieschule Santarém kam die wichtigste Rolle zu, nämlich die Besetzung des Terreiro do Paço in Lissabon. Die von Hauptmann Salgueiro Maia angeführte Kolonne bestand aus 10 Panzern, 12 Truppentransportwagen, zwei Krankenwagen, einem Jeep und einem Zivilfahrzeug. Sie startete um 03:30 Uhr und erreichte das 70 Kilometer entfernt gelegene Lissabon um 05:55 Uhr. Gegen 12 Uhr beorderte Maia einen Teil seiner Kräfte zur Kaserne der bewaffneten Polizeistreitkräfte, der Guarda Nacional Republicana (GNR), am Largo do Carmo, wohin sich der Regierungschef Caetano geflüchtet hatte.
Nach mehrstündiger Belagerung erklärte sich der Diktator am Abend zur Abdankung bereit. Allerdings erklärte er die Macht an General António de Spínola übergeben zu wollen, damit die „Macht nicht an die Straße fällt“. De Spínola war jedoch nicht Teil des MFA und damit nicht der Wunschkandidat der Aufständischen. Die zornige Bevölkerung forderte die vollständige Erhebung. Der unblutigen Übergabe wegen akzeptierten die MFA-Führer um Otelo Saraiva de Carvalho das Angebot. Caetano verließ die Kaserne und ließ sich mit einem Truppentransportwagen zum Militärflugplatz Lissabon bringen. Von dort flog er zunächst nach Madeira, später ins Exil in Brasilien.
Schon den ganzen Tag zuvor hatten Tausende von Lissabonnern den Weg der Kolonnen gesäumt, den Befreiern zugejubelt, waren neben den Armeefahrzeugen hergelaufen und aufgesprungen. Die ersten roten Nelken, die der Revolution den Namen geben sollten, tauchten auf, leuchteten an den Uniformen der Soldaten und aus ihren Gewehrläufen. Die rote Nelke war ein internationales Symbol der sozialistischen Arbeiterbewegung, deren Ideen die portugiesische Revolution maßgeblich prägten.“
Und in diesem Sinne eben meinte ich das gemeinsame Vorgehen. Eine der wenigen Revolutionen, die nicht gleich wieder in eine blutige rote Diktatur abglitten.
Im Iran und in Rußland scheint es mir, daß wir davon im Augenblick weit entfernt sind.
Allerdings ist mein ursprüngliches Posting nicht richtig, daß das Militär zu den Demonstranten überlief. Das wäre für den Iran wünschenswert, wo es eine solche Bewegung im Militär, wie es in Portugal der Fall war, meines Wissens bisher nicht gibt oder aber die Gegenkräfte zu stark sind. Bisher zumindest sind mir keine Militäraufstände dort bekannt.
Es dürfte ähnlich sein wie in Venezuela: der größte Teil der Menschen lehnt die Diktatur ab und hat sie eigentlich auch abgewählt, aber Polizei, Militär und Politik sind durch Korruption und gemeinsame Interessen verbunden und lassen keine Veränderungen zu. Im Falle von Venezuela ist das der Drogenhandel; der gesamte Staat steckt bis zur Nase mit darin.
Zur Lage dort weiß ich leider zu wenig. Nur eben, daß dort seit Jahren Regime an der Macht sind, die systematisch ein Land ruinieren. Die Enteignung der Ölindustrie damals war nur bedingt ein guter Schachzug – zumal, wenn man dann keine Experten zur Hand hat, die dann als Ersatz für die abgezogenen westlichen Experten dienen. Aber ich denke, in den Fragen Südamerika bist Du genauer informiert als ich und kannst uns Hintergründe liefern.
Also… sooooo schlimm ist es jetzt auch nicht, ukrainische Kinder zu ertränken oder zu verbrennen. Das wird man ja doch mal sagen dürfen!
https://www.thedailybeast.com/rt-boss-margarita-simonyan-hints-shell-reinstate-host-anton-krasovsky-who-suggested-drowning-ukrainian-kids
Wer, wie die Russen, derart systematisch Terror gegen die Zivilbevölkerung fährt: Es wundert einen da eigentlich gar nichts mehr und auch nicht solche Aussagen. Und daß hinterher zurückgerudert wird, zeigt ein System an, in dem solcher Unrat überhaupt gedeihen kann.
Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man Putin und seine Spießgesellen für die Olsenbande halten.
https://www.stern.de/politik/ausland/schmutzige-bombe–russisches–beweisfoto–zeigt-rauchmelder—slowenische-experten-32854976.html
Also etwas detailliertes über die Situation in Venezuela zu posten habe ich grade keine Zeit.
Gute Informationen finden sich auf diesem englischsprachigen Blog von Exil-Venezolanern:
https://www.caracaschronicles.com/
Vielen Dank. Und am Sonntag wirrd sich zudem entscheiden, was mit Brasilien wird und ob da ein weiterer putinscher Raschist am Ruder bleibt oder ob es Wechsel gibt.