Lektion für Putin

Diese klugen und richtigen Überlegungen äußerte der Schriftsteller Jonathan Littell im „Spiegel“.

„Für den Kremlchef ist die Lüge Kern seiner Strategie: Im Gespräch verschafft er sich Vorteile, setzt seine Spielfiguren – und schlägt dann mit Gewalt zu. Einen echten Dialog wird es nur unter einer Bedingung geben.
[…]

Nach seiner anfänglichen Überraschung über die rasche und koordinierte Reaktion des Westens auf seinen Einmarsch in der Ukraine, setzt Putin wieder auf die langfristige Perspektive: auf die Spaltung Europas und insbesondere auf die Schwäche und das offensichtliche Unvermögen Westeuropas, die imperiale Fantasie des Kreml zu begreifen.

Eine Verhandlung oder ein Abkommen – wie die Minsker Vereinbarungen I und II von 2014 und 2015 zur Beendigung des Konflikts im Donbass – sind lediglich ein Moment, der genutzt wird, um einen Gewinn zu sichern, bis sich eine Gelegenheit bietet, neue Gewinne zu erzielen.

Wären wir nicht so ohnmächtig, so zaghaft, so blind gewesen, hätten wir 2015 begonnen, die Ukraine aufzurüsten oder Nato-Truppen auf ukrainischem Boden stationiert, und sei es auch nur als Ausbilder. Dann hätte Putin diesen Krieg nie riskiert. Wenn wir ihm den geringsten Nutzen daraus gönnen, bereiten wir nur den Boden für den nächsten.

Die Ukraine darf nicht mehr existieren, darum geht es. Und kein Zugeständnis, kein diplomatisches Entgegenkommen, kein »vernünftiger« Kompromiss wird ihn daran hindern, sein Ziel erreichen zu wollen. Die Ukrainer aufzufordern, die Kämpfe einzustellen und über ein »Minsk III«, IV oder V zu verhandeln, ist eine Einladung zu einer erneuten Invasion der Ukraine in einigen Jahren, sobald Putin seine Armee wieder aufgebaut hat.

Genau wie bei Hitlers »Drittem Reich« wird der einzige Weg zum Frieden irgendwann den totalen Zusammenbruch von Putins Regime erfordern. Nur ein freies und demokratisches Russland, das von seinen Bürgern und nicht von einer mafiösen, von messianischen Ideen besoffenen Clique geführt wird, kann wieder ein vollwertiges Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden, wie es Deutschland und Japan nach 1945 schließlich wurden.

Kompromisse sind oft notwendig, aber in der jetzigen Situation wären sie nur eine Katastrophe für den europäischen Traum und würden Putins Ambitionen befeuern.
Einzig eine vollständige militärische Niederlage der russischen Streitkräfte in der Ukraine kann unserem Kontinent Sicherheit zurückgeben. Und nur auf der Grundlage einer solchen Niederlage werden wir in der Lage sein, echte Gespräche mit Russland zu führen und Vereinbarungen zu treffen, die eine Chance auf Bestand haben. Ohne einen klaren und offensichtlichen Sieg der Ukraine wird die Diplomatie nichts als Geschwätz oder Kapitulation sein.“
https://www.spiegel.de/ausland/autor-jonathan-littell-ueber-den-ukraine-krieg-kompromisse-waeren-eine-katastrophe-a-1c485f7b-95ee-4e1b-a30c-45d3f3f1b9e4?
(Jonathan Littell. Jetzt ist der Zeitpunkt, Putin eine Lektion zu erteilen)

Schon aus diesem Grunde ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, mit einem notorischen Lügner zu verhandeln: Denn niemand weiß, ob das Ausgehandelte morgen noch gilt. Und da sich dieser (Hybrid)Krieg mit Rußland vermutlich noch eine Weile hinstrecken wird, weil Putin nicht gedenkt, sich aus der Ukraine zurückzuziehen und weil der freie Westen das Ziel haben sollte, die Freiheit auch des Donbass zu verteidigen und zurückzugewinnen, müssen die Länder der EU gut für diesen Winter gerüstet sein. Dieser Winter fängt diesmal bereits im Juli an, wenn Putin möglicherweise das Gas abstellt. Und das sollten wir nicht mit Angst sehen, wenn manche Medien, so gestern der Tagesspiegel, in einer Überschrift suggerieren, daß Deutschland verunsichert sei: denn an dieser Angst weidet sich der blutige Lurch in Moskau und nähert sich von der Angst seiner Feinde – man erinnere sich nur an jene Episode, als Putin beim Besuch Merkels seinen Hund in den Salon im Kreml ließ, weil er von Merkels Angst vor Hunden wußte: diese Szene sagt alles über den schäbigen Charakter dieses Mannes aus. Angst ist hier ein falscher Ratgeber, vielmehr blicken wir dem Abbruch der Lieferungen kalt und klar ins Auge und bereiten und uns politisch wie gesellschaftlich auf diesen Lieferstop vor.

Insofern ist als erstes Gas- und überhaupt Energiesparen gefragt. Wobei ich bei den Menschen nicht an die Freiwilligkeit glaube. Nur wenige fahren auf der Autobahn freiwillig 130 (ich auch nicht) – obwohl das die freiwillige Richtgeschwindigkeit ist. Sparen geschieht also über den Preis von Energie und es ist zudem die Rationierung von Gas nötig, das Abstellen der Gaszuführ zwischen acht und sechs Uhr morgens etwa, und freiwilliges Sparen, Umstellen auf Elektro, Außerbetriebnahme von Gaskraftwerken, um Strom zu erzeugen, das sofortige Abschalten sämtlicher Gaslaternen in Berlin, die immer noch und trotz Gaskrise Tag und Nacht im Dauerbetrieb brennen: und ja, dann ist es für den Augenblick und ein Jahr an einigen Stellen der Stadt dunkel. Wir befinden uns in einer Situation, die außergewöhnliche Maßnahmen verlangt und der unendliche Aufschub, weil alles mit unendlicher Verwaltung verbunden ist: das kann sich ein Land in dieser Lage kaum leisten. Daß es möglich ist, Verordnungen direkt und schnell umzusetzen, hat uns Corona gut gezeigt. Und so sollte es auch hier mit solchen Dingen gehen. Schon jetzt: spare in der Zeit, dann hast Du in der Not. Die Abrechnung der Nebenkosten sollte schnellstmöglich im voraus erfolgen, damit die Menschen Vorlauf haben, um Nachzahlen anzusparen oder aber es sollte staatlicherseits für Menschen mit wenig Einkommen, Energiekredite und einmalige Zuwendungen geben, die dann für die erheblichen Nachzahlungen aufgewendet werden sollen. Und ansonsten gilt: Einsparen, einsparen, einsparen. Ich zum Beispiel habe meinen Speiseplan derart geändert, daß nun hauptsächlich Mikrowelle und Dampfgarer zum Einsatz kommen. Wenn auf Gas gekocht wird, kann man das Wasser mit dem Elektrokocher erhitzen bis es brodelt. Als Fleisch gibt es Frikadellen, die man beim Fleischer vorgebraten kaufen kann, Leberkäse, der auch kalt schmeckt, Brokkoli, Kartoffeln, Wurzelgemüse, Sellerie, Nudeln, Reis lassen sich auch im Dampfgarer zubereiten. Ebenso Nudeln aus Linsen und Kichererbsen. Haushaltstips sozusagen.

Und wer meint, das sei lachhaft: Verdunkelungsanweisungen in England 1939 waren es auch nicht. Es steht zwar nicht zu befürchten, daß wir morgen von Putin bombardiert werden, weil dies auch Putins Ende bedeuten würde, aber wir sind in einem Wirtschaftskrieg mit Rußland. Und diesen kann nur bestehen, wer auch verzichtet. Der Nachteil an einem Wirtschaftskrieg: niemand merkt ihn, außer im Portemonnaie, und das eben macht diesen Krieg so schwierig zu begreifen. Erst wem Bomben auf den Kopf fallen, weiß daß Krieg und Krise da ist und besinnt sich vielleicht, da Menschen solches Grauen nur in der Gemeinschaft durchstehen, wenn sie zusammenhalten und solidarisch sind. Gut wäre es, wenn heute schon diese Besinnung anfinge und wenn Scholz jene Rede hält, die sagt was ist: Die fetten Jahre sind vorbei. Wir sind in einem Krieg mit Rußland. Ja, es wird schwierig werden; und wer mit Gas heizt, wird sich heute schonmal ein paar Wollpullover zulegen und vielleicht noch einen Radiator. Das freie Eruopa muß zusamenstehen und wir können das, wir können uns gegenseitig helfen und diese Solidarität ist unsere Stärke gegenüber einer Diktatur wie Rußland. Wir sind in Europa viele. Rußland ist in Europa allein. Und ein kleines Manöver von NATO-Kampfverbänden um die Enklave Königsberg erinnert Putin vielleicht daran, daß das Spiel auch anders herum geht und diese Region im Zweifelsfall besetzt werden kann.

Putin lebt von der Angst des Westens und benutzt sie als Waffe – zumal er weiß, daß er hier im Lande Helfer hat wie Sahra Wagenknecht, die sogenannten neue „Friedens“bewegung, die Nach“denk“seiten und Verschwörungsschwätzer und Haßredner wie Tom J. Wellbrock, Ken Jebsen, Dirk Pohlmann, Uli Gellermann und Mathias Blöker. Demokratien haben es, anders als Rußlands Diktatur, deutlich schwieriger: sie müsen auch mit Widerstand und mit Sabotage aus dem Inneren in einer angemessenen Form umgehen. Dies haben bereits die Querdenkerproteste dieser Leute gezeigt. Es sind übrigens dieselben, die heute dann auf Putins Schoß hocken und dessen Lied hier singen.

Diese beiden Twitterkommentare bringen die Sache gut auf den Begriff.

22 Gedanken zu „Lektion für Putin

  1. Ganz gute Tips, ich etwa koche mit Gas, sonst brauche ich keines. Bei mir wird noch mit Kohle geheizt (nur in meiner Wohnung, ich saß die Sanierung des Hauspomplexes damals aus, beharrte auf dem alten Berliner Kachelofen); nur krieg ich grad meinen Kohlehändler nicht an die Strippe. Möglicherweise ist es auch bei ihm schon sehr eng. Andererseits habe ich – nein, nicht „vorausschauend“, sondern einfach, um zu gucken, wie es ist und ob ich es durchhalte – drei Winter hintereinander ganz ohne zu heizen verbracht. Bei unseren mittlerweile durchgezogenen-November-Wintern wird’s ja nie wirklich mal kalt, ist halt nur dauernd klamm. Wirklich hart war schließlich nur morgens der kurze Weg vom Bett ins Bad und unter die Dusche. Den sprintete ich halt. Danach zog ich für den Schreibtisch einen dicken Pullover über Hemd und Krawatte, dann irgendwann noch einen, dann einen dritten; nur selten warn es am Abend vier. Geht alles und wird irgendwann sportlich – woraus sich dann wieder, erreicht man das Ziel, ein ziemlich zufriedenes Selbstgefühl einstellt. Denn das Gefühl, schwach zu sein, schwindet. So daß ich nach ein oder zwei wieder geheizten Wintern, noch einen vierten nicht geheizten eingelegt habe. (Läßt sich fein in Der Dschungel lesen). – Ich kann nur beteuern, wir haben es selbst in der Hand. Nachts braucht man übrigens sowieso keine Heizung, überhaupt keine; es schläft sich im Kalten viel besser (sofern die richtige Decke da ist). Bei mir steht selbst im Winter das Oberlicht nachts (meist auch tags) immer offen. – Das mit den Berliner Gaslaternen ist bizarr. Lesen Sie mal heute im Tagesspiegel-Checkpoint die offizielle Begründung. Wenn dieser Quatsch weiter bedient wird, wie, bitte, sollen dann Leute begreifen, daß gespart werden muß? Und daß man über die Festbeleuchtung repräsentativer Gebäude überhaupt noch spricht! Das ist ein Hintertreppenwitz. Oder auch, bei mir im HInterhaus hat der Vermieter die flächendeckend gewachsenen Weinmatte von der gesamten Wand reißen lassen, von über zwanzig Meter Höhe – obwohl bekannt ist, daß solch ein Bewuchs bis zu einem Drittel der Energiekosten spart. Es ist unfaßbar; mein Protest bei der Hausverwaltung fiel nicht in taube, sondern hilflose Ohren: „Wir wissen ja, wir wissen ja, finden es auch furchtbar. Aber was sollten wir tun? Er ist der Hauseigentümer. Und wenn der etwas sagt …“ – Ich, in solche Fälle, wäre tatsächlich für Enteignung – oder eine drakonisch berechnete Ordnungsstrafe, die für Energiesicherung verwendet werden sollte.
    Dampfgarer, nun jà, den müßte ich erstmal kaufen. Indes, wovon? Und die Mikrowelle ist ein heikler Ratschlag; erstens wird die Struktur der Nahrung angegriffen und zum zweiten ist nicht heraus, ob es nicht doch gesundheitliche Risiken gibt. Ich kann es nicht beurteilen, die einen sagen Hü, die anderen Juchhe; also bin ich mindestens vorsichtig.

  2. Danke für diese Ihre Eindrücke. Ich würde jetzt zwar nicht für alle ein Plädoyer für die Kälte halten wollen. Alte und Kranken brauchen schon noch warme Wohnungen. Aber im Prinzip haben Sie recht, es geht auch mit weniger. Allerdings wird sowas dann kontraproduktiv, wenn anderswo eben Gebäude in Staatsbeleutung erhellt sind. Eine Stadt kann, bis auf die Straßenlaternen, ab 21 Uhr auch dunkel sein. Das Thema Lichtverschmutzung ist ja noch ein weiteres.

    Mikrowelle ist nicht so dolle, und es ist, das habe auch ich beobachtet, eine andere Hitze, die die Nahrung nicht unbedingt leckerer macht. Ein selbstgekochter Eintopf, der in der Mikrowelle dann warmgemacht wird, schmeckt in der Tat anders und öder. Hier muß der Gasherd her oder im Zweifelsfall eben eine Elektroplatte.

    Was die Enteignungen betrifft, sehe ich es ähnlich, wenn hier eklatant gegen das Gemeinwohl verstoßen wird. Was in Ihrem Falle den Bewuchs angeht, muß man freilich noch fragen, ob der Vermieter dafür Gründe angegeben hat, etwa die Schädigung des Mauerwerkes.

    Dampfgarer sind eine gute Sache. Gedünsteter Fisch etwa ist bekömmlicher, und Gemüse verliert beim Dämpfen viel weniger Vitamine, so zumindest heißt es.

  3. Wären wir nicht so ohnmächtig, so zaghaft, so blind gewesen, hätten wir 2015 begonnen, die Ukraine aufzurüsten oder Nato-Truppen auf ukrainischem Boden stationiert, und sei es auch nur als Ausbilder. Dann hätte Putin diesen Krieg nie riskiert.

    Die USA bilden seit 2014 ukrainisches Militär aus, sowohl dort als auch in den USA, Polen und Grafenwöhr (ja, das passierte da auch schon vor einigen Jahren, nicht erst 2022). Auf Bitten der ukrainischen Armee ermöglichten die Vereinigten Staaten auch die Ausbildung ukrainischer Offiziere an Militärakademien in den USA. Der ehemalige Oberkommandierende der US Army in Deutschland, Generalleutnant a.D. Mark Hertling, berichtete mehrfach auf Twitter über die Ausbildung ukrainischer Soldaten.

    Ebenfalls lesenswert:
    How U.S. Military Aid Has Helped Ukraine Since 2014 (December 18, 2019)

  4. Ich würde diesen Satz auch mehr auf Europa und auf die NATO beziehen. Es gab ja keine konzertierte Aktion der NATO. Die NATO Response Force ist fürs Baltikum ist viel zu klein gehalten. Immerhin bekommen wir bald schlagkräftige Partner im Norden hinzu, nämlich die Finnen. Klar, hinterher ist man immer schlauer und viele von uns dachten, man könnte es mit friedlichen Mitteln versuchen. Die Ukraine war bei vielen Menschen leider nicht besonders auf dem Bildschirm. Die Revolution der Freiheit auf dem Maidan gegen die Putinpuppe Janukowitsch wurde von einschlägigen Organen hier auch im Westen (gleichsam als Putin-Propaganda) als faschistisch teils bezeichnet. Am Ende aber hatten eben jene Medien wie der Spiegel recht, die bereits 2014 titelten: „Stoppt Putin jetzt!“

    Eine der wenigen Politikerinnen, die in der Ukraine diese Dinge immer auf dem Schirm hatte und sie auch klar Putin als Aggressor benannte, war Marieluise Beck. Sie wußte, daß es keinen Wandel durch Handel geben würde. Ich und viele andere in der Politk sahen all das nicht oder wiegelten ab. Und ich muß hier tiefe Abbitte bei Frau Beck tun. Spätestens im Sommer 2021 jedoch, nach Putins Schulaufsatz zur Ukraine bemerkte mancher, was vielleicht auf Europa zukommen könnte. So etwa Habeck, der für Defensivwaffen an die Ukraine plädierte.

    Die USA waren klüger. Sie taten seit langem das einzige, was richtig ist und sie sprachen die einzige Sprache, die Putin versteht: Härte, Gegenwehr, Ausrüsten, Aufrüsten. Und genau so muß es auch Europa in der Stunde höchster Gefahr halten.

    Putin läßt sich nicht durch Vehandlungen stoppen, sondern nur indem in der Rüstungsindustrie die Maschinen angeworfen werden. So wie das auch die Briten im Jahr 1939 taten. Wer den Frieden will, sollte sehr gut gerüstet sein. Diese Devise gilt jetzt noch viel stärker als vor 40 Jahren.

  5. Ebenso lesenswert ist der Beitrag von Nico Lange:

    Die Ukraine braucht Unter­stüt­zung für die neue Phase des Krieges

    Fazit: Der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukraine tritt in eine neue Phase. Auch Deutsch­land sollte sich ehrlich fragen: Was ist das Ziel unserer Politik? Was wollen wir mit der mili­tä­ri­schen Unter­stüt­zung der Ukraine errei­chen? Wollen wir weiter trop­fen­weise einige Waffen liefern, um vor den Part­nern nicht völlig im Abseits zu stehen und mini­male Bünd­nis­treue in EU und NATO zu bewei­sen? Oder wollen wir gemein­sam mit den Part­nern jetzt ent­schlos­sen das Nötige tun, damit die Ukraine mili­tä­risch eine Wende her­bei­füh­ren kann, die Initia­tive über­nimmt und schritt­weise in die Lage kommt, den Krieg zu beenden?

    Das Herumeiern von Olaf Scholz beschert Deutschland einen immensen Vertrauensverlust in Mittel- und Osteuropa und wird uns nicht nur geopolitisch auf die Füße fallen, sondern auch der deutschen (Rüstungs-)Industrie. Dazu dieser Austausch auf Twitter.

  6. Mist, ich habe wohl die Tags nicht richtig gesetzt. Die Passage von „Fazit“ bis „beenden?“ ist ein Zitat aus dem Beitrag von Nico Lange.

  7. Daß Deutschland in Mittel- und Osteuropa ein Gespött ist anstatt ein verläßlicher und guter Partner, wenn es um europäische Sicherheit geht, kommt noch hinzu.

  8. So auch hier, in diesem WELT-Artikel zu Rußlands Drohungen gegen Litauen, leider hinter einer Bezahlschranke, im Blick auch auf die Bundeswehr in Litauen, um das Land und die Suwalki-Lücke gegen die nun auch gegen Litauen agierenden Russen zu verteidgen:

    „„Wir alle versprechen, die Ukraine zu unterstützen und den Druck auf Russland zu erhöhen, aber wenn die Spannungen zunehmen, herrscht Verwirrung“, sagt ein litauischer Regierungsbeamter WELT. Die Enttäuschung über Deutschland scheint in Vilnius besonders groß zu sein.

    Zur Stationierung deutscher Soldaten in Litauen und der Sorge, dass sie in Kampfhandlungen verwickelt werden könnten, sagt derselbe Beamte: „Sie sind nicht hier, um die Kartoffelernte zu bewundern, sondern weil die Sicherheitslage so ist, wie sie ist.““

    https://www.welt.de/politik/ausland/plus239843549/Wie-Olaf-Scholz-in-Litauen-die-deutsche-Glaubwuerdigkeit-verspielt.html

  9. Ich halte es leider für ausgeschlossen, dass Putin diesen Krieg militärisch verlieren wird. Je länger der Krieg sich hinzieht und je heftiger und erfolgreicher der ukrainische Widerstand sein wird, desto brutaler werden die Mittel werden, die Putin einsetzt. Das wird dann irgendwann auf die komplette Einäscherung von Kiew hinauslaufen. Wenn das Fehlen von Gas als Prozesswärme für die deutsche Industrie zu Massenentlassungen in allen relevanten deutschen Industriebetrieben führt und gleichzeitig die Leute frieren sind in Deutschland soziale Unruhen zu erwarten. Und insofern müsste es zur Zielvorgabe „bis das Regime stürzt“ einen Plan B geben. Meines Erachtens wird Zelensky um die Verhandlungsposition Anerkennung der russischen Herrschaft über die Ukraine und Anerkennung der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk nicht herumkommen. Falls Putin sich damit zufriedengibt.

  10. Was in der Ukraine geschieht und wie die Position der Ukraine ist, werden vermutlich die nächsten Wochen und Monate zeigen. Wenn die Invasion gestoppt werden kann und der Vormarsch auch auf die Krim geht, sieht die Sache wiederum anders aus als wenn die ukrainische Armee immer weiter zurückgedrängt wird. Was die Ukraine jeweils tut, muß sie für sich entscheiden. Wir können ihr dabei nur helfen und sie mit Waffen unterstützen. Zudem ist ja auch das Modell von Söldnern denkbar. Die Frage ist zudem, inwieweit sich das Wirtschaftsembargo des Westens auf die russische Waffenproduktion auswirken wird, weil wesentliche Produktionselemente fehlen.

    Was Du zum Gas schreibst, ist zu bedenken, weshalb ich denke, daß es, wie Habeck richtig sagt, wichtiger ist, wenn die Industrie das Gas noch vor den Verbrauchern erhält. Und wenn Putin den Gashahn zuläßt, dann sollten wir schleunigst Radiatoren und Elektrokochplatten produzieren, um alles, was mit Gas heizen muß, auf Elektro umzustellen. Zwei oder drei Radiatoren pro Wohnung dürften ausreichen. Strom ist im europäischen Verbund immer noch eher verfügbar als Gas.

  11. Timothy Snyder schreibt unter Bezug auf Habermas:

    „We know that a humiliating defeat for Russia will not lead to nuclear war. Russia was defeated and indeed humiliated inthe Battle of Kyiv, but did not use nuclear weapons and did not escalate. Instead, it deescalated, as Russian propagandists reframed the story of the war on Russian television.Russian troops cannot be cornered, since they can retreat to Russia. Putin cannot be cornered, since he governs on the basis of a virtual reality created by a media he himself controls. We know that he can fail to attain his own announced goals in a war (as he did inUkraine in 2015) and simply change the subject. He can have his entire propaganda apparatus insist that a new invasion of Ukraine is impossible (as he did in 2021) and then order an invasion of Ukraine. If he believes that he is losing in Ukraine, he will have his television channels announce a victory and change the subject. That is how Russian discourseworks, and Putin’s own rationality can be understood only within it.“

    https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/juergen-habermas-and-ukraine-germans-have-been-involved-in-the-war-18131718.html

    Deutsche Übersetzung hinter Bezahlschranke:
    https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/juergen-habermas-zum-ukraine-krieg-was-er-vergessen-hat-18000565.html

    Ich denke so muss man das verstehen; Putin betreibt eine Art Dekonstruktionismus der jede objektive Realität bzw. Wahrheit verneint und sie durch ein Narrativ ersetzt, das er gestaltet. Man sollte ich da nicht einschüchtern lassen.

    Je länger die Ukraine aushält und gar in die Gegenoffensive geht, dest näher rückt Putins Niederlage (die er dann natürlich als Sieg framen wird).

  12. Pingback: Lektion für Putin – #KUNST

  13. Das ist auf alle Fälle eine von Putins Taktiken: Drohen, Androhen, Erpressen und eben mittels seiner Propagandamittel hier in Deutschland von Nachdenkseiten bis RT: Zweifel streuen: „Kriegsverbrechen in Butscha? Nichts bewiesen!“ Klar, 50 Unterschiedliche Journalisten und diverse Einwohner denken sich mal eben im Nu Geschichten aus. Leider wird solche Propaganda immer noch von genügend Leuten hier geglaubt. Und das eben, diese Leute, sind auch im Westen Putins Faustfand. Und die AfD ist da noch ein weiterer Stein im Spiel, den Putin hier in Deutschland in Anschlag bringen kann.

    Insofern: nein, wir sollten uns von all dem nicht einschüchtern lassen.

  14. nach der bundesnetzagentur ist ab januar offensichtlich das wir konsequent 15% des verbrauchs von 2021 einsparen selbst im juni wo keine heizung läuft
    das ist eine gewaltige leistung in vorgriff auf vermutungen künftiger erdgaspreise

    wie teuer ist aber erdgas wirklich
    gucken wa mal an der börse und nicht nur den tagespreis also spotpreis sondern die termingeschäfte weit nach 2023
    aktuell ist das so:
    6,60 dollar (wird immer wie öl in dollar gerechnet) längerfristig günstiger
    höchststand war 9 dollar

    spotbillig
    was aber sauteuer ist: das verflüssigen in lng
    und die frachtcharter
    denn auf die nachfrage war natürlich keiner vorbereitet
    und wo das angebot nicht gemacht werden kann verdoppeln sich die preise
    das ist so logisch wie toten mannes kiste

    bis jetzt können wir aber nur minimalst lng über rotterdamm beamen weil die kapazitäten per pipeline nicht da sind selbst wenn wir alle flüssiggasschiffe gechartert hätten
    mit tankwagen von der bahn kommt man da nicht weiter

    so ist die lage natürlich prekär wenn putin einen lieferstop verfügt
    aber läge es in seinem interesse seine cashcow abzuschlachten?

    es gibt männer die sich den schwanz abschneiden
    aber das ist doch sehr selten wie wir alle wissen

    propagandistisch wird mit der angst gespielt und gegrinst
    faktisch kann der typ es sich noch nicht mal mehr mittelfristig leisten
    und mittelfristig sind unsere reserven zu 65% aufgefüllt

    also lass deine zwangsmassnahmen ruhen!
    wir sind besser dranne als medial dargestellt!
    (zum kochen sag ich später was wenn ich darf weil unter zwangsverwaltung gestellt)
    und

  15. Warten wir es ab. Wenn abgestellt wird, müssen Maßnahmen her. Aber das ist Aufgabe der Politik, hier Krisenpläne vorzubereiten. Ähnliches übrigens auch im Katastrophenschutz. Ich fürchte, auch da ist Deutschland schlecht vorbereitet.

    Richtig ist. Purin spielt mit unserer Angst. Der blutige Lurch braucht Angst als Nahrung. Ob er auf unser Gasgeld angewiesen ist, weiß ich nicht, Allerdings läßt sich Gas eben auch nicht von heute auf morgen umleiten. Was er vermutlich weiter machen wird: Den Durchlauf drosseln. Denn er kann sich ausrechnen, wieviel er nicht durchleiten muß, damit die Gasspeicher unzureichend gefüllt sind. Wie auch immer dem sei: Deutschland sollte sich schon jetzt gut vorbereiten. Vor allem sollten die Gelder, die in die Rüstung fließen, möglichst effizent eingesetzt werden und nicht wie bisher irgendwo im Nichts der Verwaltungsbehörden und des Beschaffungsamtes und im Vorschriftendschungel versickern.

  16. wenn er es wirklich fertig bringt nichts mehr zu liefern haut er auch wintershall russland und gazprom ins kontor
    dummheit is jedem gegeben aber so blöd wird er nicht sein

    die liefermengen auf 40% weiterhin zu beschränken trau ich ihm durchaus zu
    es ist nur so damit könnten wir die speicher auffüllen
    das hätte ihm eher einfallen müssen
    ich rechne nur die ersparnis ab januar bis in den dezember auf
    januar februar müssten wir an die reserven was uns nicht juckt
    ich sehe das positiv

    allerdings müsste bei vollabschaltung 10% noch eingespart werden sonst sind wir ab februar im arsch
    19 grad gibts bei mir ab 22 im februar ohne das jemand überhaupt was gemerkt hat
    das ist aber individuell sehr verschieden
    ich kann da im t-shirt herumgeistern
    andere rennen hier dann noch barfuss herum was ich nicht könnte

    es geht nicht darum das einer mangel leidet oder meint ertragen zu müssen sondern mal individuell feststellt welche wärme er denn so braucht

    zum kochen mit erdgas:
    bei mir hatten sie die leitung zur küche vergessen beim bau weil es in den köpfen drinne war das jeder normale mensch mit strom kocht
    so lag die dann nicht unterputz sondern davor was man aber nicht sieht und darum nicht so schlimm war
    kochen mit erdgas gibts bei altbau wenn nix renoviert ist was ich zur studentenzeit hatte
    war übrigens ein geiler altbau mit hochbett und so

    erst etwas später fing der hype mit gas zu kochen an mit küche wo in der mitte des raumes gekocht wird und die küche ist keine küche mehr sondern ein event
    natürlich keine kochtheke unter 20000 euro
    die laufen aber mit flüssiggas
    da hat putin nix mit zu tun
    da kann ich mit ikea nicht mithalten
    aber ich hab alles auf rollen gestellt
    zieh dann aber den gasschlauch hinterher und die stromleitung
    sehr zitterwölfisch
    auf 2 modulen von ikea von 50 euro
    ich fand es geil andere weniger
    aber extrem praktisch

    gas ist bei doppeltem preis immer noch billiger als den herd anzuschmeissen wenn man nur für wenige personen kocht
    die einzige effizienz hab ich nur bei extrem langen schmorgerichten festgestellt
    da ist ein schnellkochtopf nahezu perfekt
    der wenn er eine kleine grösse hat insofern ein problem darstellt das selbst die kleinste gasherdflamme zuviel energie liefert und er nach einer gewissen zeit abdampft und ausstellen und einstellen erfordert was nervt

    ich kann den verbrauch bei der therme abrufen und die differenz zum zähler ist eben das kochen und beides ist im flur sodass ich in den keller stiefeln muss
    es hat sich herausgestellt das alles so wie es bisher läuft im bezug zur heizperiode januar – märz zu vernachlässigen ist
    in dem zeitraum hilft dir ein kamin auch nicht weiter ausser man ist in not und brauch dann einen wärmeraum
    den optimiere ich noch für den worst-case
    der war ja nie zum heizen gedacht
    zum raclett machen oder so halt fun
    verhungern würde auch keiner
    läuft genug mit strom
    2 radiatoren hab ich noch vom bau für die arbeitszimmer

    wir sehen also in aller deutlichkeit:
    putin kann uns am arsch!

  17. Die Propheten
    werden nach einem Kriegsende
    ihre Weisheiten
    so oder so bestätigt wissen

    an: che2001

    Auch wenn der Kreml unter dem Segen von Cyril gewinnt. Wir müssen danach, die unteilbare Menschenwürde weiter verteidigen.

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