Von den Opferfiktionen und ausgedachter Vita – Zum Fall Read on

Neu ist dieses Phänomen nicht: daß sich Menschen, die keine Juden sind, eine jüdische Identität andichten, wie etwa kürzlich Wolfgang Seibert in dem Städtchen Pinneberg im Nordwesten Hamburgs. Seibert log über seine jüdische Herkunft. Oder es präsentierten Menschen sich als Opfer des Holocaust, obgleich sie es nicht sind – prominent etwa beim Fall Binjamin Wilkomirski zu sehen, der tatsächlich unter dem Namen Bruno Dössekker aufwuchs und nie in einem KZ saß. Unter dem Namen Wilkomirski dichtete er sich zum KZ-Überlebenden um und schrieb mit „Bruchstücke. Aus einer Kindheit 1939–1948“ eine bei Suhrkamp veröffentlichte Autobiographie. Ähnlich gelagert der Fall Misha Defonseca, die ihre Vita fälschte.

Nun ist freilich nichts dagegen zu sagen, wenn sich Menschen Geschichten ausdenken oder sich ein anderes Leben erfinden, mithin Fiktionen produzieren. Sofern jedoch die Fiktion als eigene Vita ausgegeben wird und solchermaßen ein Stück der faktischen Realität wird, dann fängt es an problematisch zu werden, insbesondere wenn daraus ein moralischer Mehrwert geschlagen wurde oder man mit seinem eignen Leben als Beispiel anderen eine Mahnung sein will. Gut gemeint vielleicht, aber schlecht gemacht. Daß das Spiel zwischen Literatur und Wirklichkeit durchaus auch eine literarische und damit auch eine ästhetisch legitime Dimension hat, indem bis ins Empirisch-Faktische hinein die Rollen von Autor, Romanfigur und Lebensensemble ins Schwimmen geraten, ist uns schon früh von der Literatur her bekannt, gehört zum Repertoire der Moderne, nicht nur der ästhetischen, man nehmen bereits im frühen 17. Jahrhundert den Don Quichotte oder dann im 20. Jahrhundert Flann O’Brian, Raymond Queneau oder Italo Calvino, wo Romanfiguren ihren Büchern entsteigen und sich sogar mit ihrem Autor anlegen, oder eben Woody Allens „The Purple Rose of Cairo“: ein Filmheld durchbricht die vierte Wand.

Freilich bleiben all diese Fälle in ihrem Medium. Selbst wer das Buch im Buch verläßt, tut dies im Buch. Gleiches beim Film. Und selbst in einem, wie man mutmaßen kann biographischen Roman wie „Vielleicht Esther“ bleibt es am Ende für die Lektüre unerheblich, ob Katja Petrowskaja hier tatsächlich die Vergangenheit ihrer Familie schilderte, tief in die deutsche Geschichte und damit bis nach Nazi-Deutschland reichend, oder ob das eine Fiktion ist. Petrowskaja betreibt kein Spiel mit den Ebenen, sondern sie erzählt uns eine spannende, verwickelte Geschichte. Auch zu den Fragen, was eigentlich Authentizität im Umgang mit unserer Vita bedeutet. Für das, was man in der Literatur den Plot bzw. den Inhalt nennt, ist der Bezug zur empirischen Wirklichkeit gleichgültig. Kann sein, daß die Geschichte tatsächlich so stattfand, kann auch nicht sein.

Primär geht es im literarischen Kunstwerk um ästhetische Stimmigkeit, um ästhetische Wahrheit und nicht um biographische Wahrhaftigkeit. (Das Thema „neuer Biographismus“ als Phänomen der Belletristik, also die Frage nach dem autobiographischen Schreiben bilden hier einen besonderen Bereich, intensiv diskutiert seinerzeit 2016 an den Phänomenen Knausgård, Melle und auch beim Popton von Stuckrad-Barre, führt aber von dem Thema fort, wieweit Fiktion in tatsächlich biographischen Texten oder Blogs erlaubt ist. Denn im Genre Literatur kommt es eben nicht auf faktische Wahrheit an, sondern deren Stimmigkeit ist eine andere. Selbst bei einem (vermeintlich) durch und durch autobiographischem Text wie Max Frischs „Montauk“, wo ein Autor es genau so schreiben will, wie es war.)

Anders sieht dieses Spiel mit der Referenz im Medium Internet aus, nicht nur, was die Kunst und künstlerische Inszenierungen betrifft. Dort finden wir eine neue Form von Darstellung, die den Begriff der personalen Authentizität ins Schwimmen bringt und kritisch hinterfragt. An solcher Stelle wird es postmodern, weil nämlich herkömmliche Unterscheidungen in den Zweifel gezogen bzw. auf ihren Grund befragt oder einfach simuliert oder parodiert werden. Wobei man freilich philosophiekritisch immer mit dazu sagen muß: zieht man die Differenz zwischen Schein und Wirklichkeit komplett ein und nimmt beides als unterschiedslos, so setzt bereits diese Entgrenzung bzw. das Vertauschen der Vorzeichen immer schon voraus, daß es so etwas wie eine Wirklichkeit gibt, die dem Schein entgegensteht und an der die Verschiebung gemessen werden kann. Ansonsten hätte der Begriff des Scheins keinen Sinn und auch der der Wirklichkeit nicht. Solche Spiele sind also dialektisch verfaßt.

Im Ästhetischen, das sich in die Lebenswelt als Trug, als Posse oder als schöne Lüge und sogar als reale Fiktion oder fiktive Realität einschleicht, ergibt das Spiel von Realität und Fiktion, von Schein und Wahrheit literarisch spannende Konstellationen und Geschichten. Prominent und als einer der erster Autoren, die dieses Changieren betrieben, ist Alban Nikolai Herbst und sein Blog „Die Dschungel.Anderswelt“ zu nennen. Bis heute hin wurde dieses Spiel zwischen realer Person, fiktivem Autor und literarischem Einschlag in seinem Blog und teils auch in seiner Literatur durchgehalten. Oftmals mit anregenden, klugen, witzigen Texten, die auch den Leser mit ins Spiel ziehen. Denn im Dschungel können wir Teil der Literatur werden. Herbst spricht, so etwa in seiner Heidelberger Poetikvorlesung, vom Kybernetischen Realismus. Parallelwelten, Echtzeitwelten, Schnittstellen.

Literatur darf das und wer sich auf Herbsts Blog einläßt, weiß auch, daß gespielt wird. Man wäre geneigt zu sagen: geschwindelt, aber es trifft dieser Begriff es nicht exakt. Literatur schwindelt nicht: ihr Fiktives ist real. Ähnliches seinerzeit mit der Schriftstellerin Aléa Torik (Claus Heck): eine junge rumänische Studentin, die in Berlin lebt. Ein spannendes Spiel der Ebenen zwischen ausgedachter Autorenvita und Roman, zwischen Leben und Netz, wo sich 2013 Leben und Literatur in einem seltsamen Strudel bewegten. (Meine Rezensionen zu ihren Büchern „Das Geräusch des Werdens“ und „Aléasʼ Ich“ finden sich hier im Blog.)

Langer Abschweif, kurzer Sinn: jetzt ist am Wochenende herausgekommen, daß die unter dem Namen Fräulein Read on bloggenden Historikerin Marie Sophie Hingst eine jüdische Vita sich ausdachte. Freilich war sie mir als Historikerin bisher nicht geläufig, sondern lediglich als Bloggerin. Mit Aplomb enttarnte der „Spiegel“ jenes Phänomen von biographischer Dichtung und genealogischer Wahrheit und konfrontierte sie in einem (fingierten) Interview mit den recherchierten Erkenntnissen. Leider wieder einmal in der stilisierten, typischen Spiegel- Dramaturgie, was in der Darstellung den üblichen Beigeschmack hinterläßt

„In die­sem Mo­ment muss Ma­rie So­phie Hingst er­kannt ha­ben, dass ihre Par­al­lel­welt nicht län­ger Be­stand ha­ben wür­de. Eine ge­fähr­li­che Si­tua­ti­on: für ihr Selbst­bild – das of­fen­bar mit der fik­ti­ven Iden­ti­tät fast de­ckungs­gleich ge­wor­den war –, für ihre In­te­gri­tät und na­tür­lich auch für ih­ren Job als Pro­jekt­ma­na­ge­rin ei­nes in­ter­na­tio­na­len IT-Kon­zerns in Dub­lin, den sie im ver­gan­ge­nen Au­gust an­ge­tre­ten hat.“

Hingst betreibt – oder besser: betrieb muß ich schreiben – den Blog „Read on my dear, read on“. Inzwischen ist der Blog geschlossen. Fräulein Read on wurde 2017 zur Bloggerin des Jahres gekürt. Was ich von solchen Preisen halte und auch von den unsäglichen Reden, die dort abgesondert werden, brauche ich hier nicht groß zu schreiben. Dennoch habe ich den einen oder den anderen Artikel in ihrem Blog gerne gelesen, etwa zur „Stasi am Küchentisch“, wo es um den Mißbrauch von Vertrauen ging: wenn der, der in deiner Gegenwart sitzt und dir zuhört, brühwarm es ans Ministerium berichtet.

Nun also das. Und wie immer die Frage nach dem Glashaus und nach den inhaltlichen Kriterien: die doppelten Standards. Darf man faken? Darf man das in einem Blog? Ja, grundsätzlich schon. Aber eben nur, sofern man gewisse Ansprüche und Standards durchhält. Beim Täuschen gibt es Grenzen. Nicht immer leicht auszumachen, fallabhängig oft. In diese Sache aber ist einiges gründlich schief gelaufen, eine Inszenierung lief aus dem Ruder, weil ihre Autorin auf der Wahrheit dieser Inszenierung pochte. Insbesondere deshalb hat die Sache mehr als nur eine Schieflage, weil mit solchem Judentum und einer Holocaust-Vita ein bestimmter Anspruch verbunden ist.

Ob ich mich als Ästhetiker Bersarin im Grandhotel Abgrund mit Riesling und Büchern oder als rumänische Schriftstellerin fiktionalisiere, tut in der Regel niemandem weh und richtet keinen Schaden an. Solange ich in meinem Blog bleibe, solange meine Realitätsansprüche bescheiden sind. Wenn ich schriebe, daß ich im Club Berghain heftigst abtanzte, so tut das niemandem weh, wenn ich in Wahrheit zu Hause im gemütlichen Ohrensessel saß, Apfelsaft trank und für die Berghaingeher nur Lachen übrig hatte. Hinter den Internet-Namen ist es wie unter einer Burka: es könnte dein eigener Onkel darunterstecken, wie einmal eine Afghanische Burka-Punkband kritisch gegen den Repressionsstoff ansang.

Nun also wieder ein ausgedachter Jude. Es wäre freilich, auch literarisch genommen, interessant, ob es ebenso den umgekehrte Fall gibt: Sich eine Täterfamilien-Vita zu stricken, als Nachkomme eines Täters zu bloggen, Lagerarztgeschichten von Opa, Polizeibataillon Ost. Jonathan Littels „Die Wohlgesinnten“, nur diesmal für den Blog und damit auch die Wirklichkeit. Ich habe solches Ausdenken von Nazi-Horror manchmal heimlich in der Phantasie zum Spaß gemacht und mir solche Dinge im Kopf zurechtgelegt. Aber solch Makaberes kann man nicht wirklich öffentlich erzählen oder am Ende sollte eben die Fiktion doch als solche irgendwie kenntlich sein. Also Literatur. Es scheint Grenzen zu geben, zumindest intuitiv, so empfinden wir. Es scheint in bestimmten Erzählungen auch eine moralische Schranke zu existieren.

Nein, neu ist dieses Phänomen in der Tat nicht, man sehe auf die oben geschilderten Fälle. Ich frage mich allerdings, was diese Bloggerin geritten hat und wie sehr man sich in seine eigene Geschichte verstricken kann. Ich las zwar bei „Read on“ selten, doch es war ein durchaus angenehmer Blog, teils gut geschriebene Texte, manchmal freilich zu zuckerig, wenn ich mich recht erinnere. Und ich frage mich, was jetzt in Fräulein Read on vorgehen mag. Wie sitzt man da, was denkt man? Das interessiert mich mindestens genauso wie die psychologischen oder biographischen Motivationen, sich eine solche Geschichte auszudenken. Es mag dies mit einer übermäßigen Opferidentifikation zu tun haben, vielleicht auch mit einer Selbsterhöhung oder einer missionarischen Ader, die Leute vor etwas zu warnen, vielleicht auch bezieht man einen hohen Teil seines Selbstwertgefühls aus solcher Mission. Viele Motive sind möglich, es bleibt Spekulation.

Doch das Davor scheint mir zumindest von der Struktur her klar: Jemand verstrickt sich in ein Netz aus Geschichten. Ein wenig auch Narzißmus, eine Geschichte, die langsam in den Kopf einsickert und man merkt nach den ersten Reaktionen der Leser: es fährt sich gut damit, die Leute wollen das. Relotius ist ebenfalls ein solcher Typus. Und man möchte nicht wissen, wie viele Juden, die keine Juden sind, sich in Foren wie haGalil bewegen und in moralischem Verve gegen den Goj, gegen den Schmock auftrumpfen. Aber was machen diese Leute danach? Was tun sie, wenn die Chose aufgeflogen ist? Was geht in Marie Sophie Hingst vor? Eigentlich bräuchten Hingst oder Relotius doch sofort eine professionelle Hilfe. Eine Welt, in der man bisher gut lebte, ist gebrochen. Für die Öffentlichkeit ist man unmöglich geworden. Weshalb ich, wo alle „Kreuzigt ihn!“ rufen, eine Tendenz zum Moderaten habe, sofern jemand sich im Gang der Dinge doch über seinen Fehlgriff klar wird. Ich finde das Danach sehr viel tragischer. Da beginnt für mich die eigentliche Geschichte. Manche schaffen es ja wieder nach draußen, ins Öffentliche. Tom Kummer etwa, der dieses Jahr in Klagenfurt lesen wird. Manche regt das auf, ich aber möchte schon noch die Ebenen unterschieden wissen. Und wenn für jemanden, der aus dem Knast kommt, gilt, daß er seine Strafe verbüßt habe, sollte dies auch für Personen gelten, die sich anderer Verfehlungen schuldig machten. Es gibt ein Recht auf Neuanfang.

Ich will damit das Verhalten nicht entschuldigen, denn willig sahnte man die Preise ab, ließ sich belobhudeln, sonnte sich im Glanz, der anderen eben nicht zuteil wurde: sei es Relotius, sei es Hingst – so unterschiedlich ihre Fälle ansonsten auch sind, der von Relotius ist zumindest für den Journalismus deutlich dramatischer und zeigt eine unheilvolle Tendenz, wie man in Redaktionsstuben gerne die Texte haben wollte, teils auch wieder in der Spiegel-Enthüllung zu lesen. Dennoch: beim Steine-Schmeißen macht es sich diese Gesellschaft viel zu leicht. All die Leser (oder zumindest viele) bekamen genau die Geschichten, die sie lesen wollten. Da hatten sich zwei gefunden. Rührseliger Opferschmonzes, so zumindest denkt man hinterher, dramatisch aufgepeppte Szenen. Texte fürs Gefühl – hätte ich in den Blog tiefer hineingelesen, wäre mir da ganz sicher aufgestoßen. Gegen den Kitsch der guten Gesinnung und das Eiapopeia mit Juden oder mit Negern bin ich grundsätzlich allergisch. Wir müssen lernen, kritisch zu lesen. Aber gegen Lügen, die glaubwürdig präsentiert werden, hat es eben auch das kritische Lesen schwer. Da lobe ich mir dann doch wieder die Literatur. Sie darf alles, sie kann alles. Nur eben darf sie nicht ästhetisch mißlingen.

52 Gedanken zu „Von den Opferfiktionen und ausgedachter Vita – Zum Fall Read on

  1. Bis auf den „Fall“ Aléa Torik sind alle von Ihnen genannten Beispiele dem Holocaust-Phänomen zuzuordnen. (Relotius liegt leicht anders) Offensichtlich besteht da eine große Sehnsucht nach einer „Opferidentität“ (warum ich das Wort in Anführungszeichen setze, später), einer Art von Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl. Und zwat sowohl bei Autoren als auch beim Publikum.

    Das hat viel mit der Authentizitätsanbetung der Literaturkritik zu tun. Und zwar mehr, als Sie in Ihrem Text darstellen. Bei Wilkomirski – dem drastischsten Fall der autobiographischen Fälschung – ist das deutlich: Als bekannt wurde, dass der Ich-Erzähler nicht identisch mit dem Autor ist (was dieser auch außerliterarisch wahrheitswidrig behauptete), schwenkte die Kritik um und verurteilte das Buch, dass sie vorher in den höchsten Tönen gelobt hatten. Als sei es außerhalb der Behauptung als naturalistische Erzählung nichts wert. (Zu diskutieren wäre, ob eine personale Erzählung ein ähnliches Echo hervorgerufen hätte.)

    Das hat zweifellos mit der Singularität des Holocaust zu tun: Hier wird besonders abgeklopft, ob es denn auch Roman mit Realität übereinstimmt. Denn es wird ein ungeheuerlicher Distiktionsgewinn in Aussicht gestellt. Wer hier reüssiert, hat es geschafft: Aufmerksamkeitsökonomie und literarische Anerkennung winken. Die Betroffenheitsmaschine wird bedient; alle Formen ästhetischer Kritik verbieten sich. Und alle folgen diesem Imperativ. Hinzu kommt, dass man immer noch fasziniert ist von der Monstrosität der Verbrechen der Großeltern. Daher glaube ich, dass Petrowskajas Roman ohne den Bezug auf die Nazi-Zeit nicht derart positiv und ausgiebig rezipiert worden wäre. Der wahre Leser braucht diese Verknüpfung nicht, um sich der Qualität der Prosa gewiss zu sein. Aber der Kritiker, der auch immer ein bisschen ein Pädagoge ist, ist stets dankbar um diesen Bezug.

    Daher auch die Wucht der Verdammung. Man fühlt sich doppelt hintergangen: zum einen wurde das ästhetische Urteil als reines Gesinnungsurteil enttarnt. Und zum anderen ist es die Enttäuschung, nicht Teil der großen Aufarbeitungsmaschine zu sein (wer will schon ständig die Dokus auf zdf.info anschauen?).

    Als ich auf Twitter (eher rhetorisch) frug, wer in der Jury zum „Blogger des Jahres“ gesessen habe, bekam ich die patzige Antwort von jemand, der wohl drin saß, dass man dort nicht den Wahrgeitsgehalt von Texten prüfe. Aber genau damit, mit einer gestohlenen Opferidentität (daher die Anführungszeichen), bekommt die Bloggerin erst die Aura, die sie im Auge der Juroren auszeichnungswürdig macht. (Dass einem solche Preise nicht interessieren, ist ja ganz gut. Aber sie zeigen eben an, was derzeit „angesagt“ ist.)

    Die Verdammung der Gefehlten ist deshalb so umfassend, weil sich die Lobredner, Schulterklopfer und Auszeichnenden hintergangen fühlen. (Ähnliches erkennt man übrigens bei politischen Renegaten, aber das ist ein anderes Thema.)

  2. Sicherlich gibt es historische Szenen, die einer (literarischen) Geschichte eine besondere Dramatik verleihen. Die Kindheit in den 70er Jahren in der BRD kann durchaus spannend erzählt werden, aber die historischen Gegebenheiten sind nicht für sich schon dramatisch, ebensowenig ein trister Büroalltag – wobei ich immer noch denke, daß man da ästhetisch mehr herausschlagen und Spannenderes schreiben kann als jeder Berlin-Hipster-Text, der qua Sujet, bisher zumindest, Selbstgänger ist.

    Anders die Hitler- oder Stalinzeit sie fasziniert und sie erschreckt zugleich in ihrem Grauen. Und Petrowskajas Buch hat sicherlich in seiner Wirkung auch damit etwas zu tun: mit diesem irrsinnigen 20. Jahrhundert. Aber das allein reicht eben nicht aus. Wenn die Sache schlecht gemacht ist, funktioniert es nicht. Der Hype um das Buch hat sicherlich auch mit dem Sujet zu tun. Andererseits ist eben auch nicht auszuschließen, daß er mit der Art der ästhetischen Behandlung dieses Themas ebenso zusammenhängen kann.

    Literaturkritik sollte über das (ästhetisch) Gemachte urteilen und nicht über die Wahrheit von Fakten: und selbst falsche Daten könnte ebenso ästhetisch motiviert sein. So wie das Smartphone in einem der letzten Mosebach-Romane, das Anfang der 90er zum Einsatz kam, als es sowas noch nicht gab. Eine Blogger-Jury jedoch, die sich mit Texten befaßt, die sich als Realität ausgeben, sollte auch einen Blick darauf werfen, wie plausibel diese Geschichten sind und ob sie eben auch wahr sind. In diesem Sinne war Ihre Frage völlig berechtigt, und an der Pampigkeit der Antwort mag sich auch so etwas wie ein schlechtes Gewissen zeigen, wenngleich man eben bei den Leuten nicht in den Kopf gucken kann. Vielleicht ist es auch einfach nur eine Abwehrreaktion.

    Andererseits ist es eben auch die Ungeheuerlichkeit eines Ereignisses, daß es zum Anlaß wird in allen Facetten und Varianten mit den Mitteln der Kunst bearbeitet zu werden. Kunst ist die Auseinandersetzung mit Welt und Wirklichkeit, wie prominent schon vor 200 Jahren es Hegel in seinen Vorlesungen zur Ästhetik darlegte. Im Kunstwerk zeigt sich zugleich der Geist einer Zeit.

    Andererseits wird eben bei solchen Themen Kitsch auch sanktioniert, wie etwa der Reaktion eines Teils der Literaturkritik auf Tarkis Würgers „Stella“ zeigte und im Feuilleton damals 1979 auch die Reaktion auf „Holocaust“. Es kommt also nicht per se jede Darstellungsform gut an. (Von Adornos scharfer Kritik an der sogenannten engagierten Literatur, die Geschichte im Modus eins-zu-eins widerspiegelt, ganz zu schweigen. Max Frischs „Andorra“ wäre ihm sicherlich ein Grau gewesen.

    Die Verdammung der Fälschungen hat ganz sicher auch etwas mit uns selbst zu tun. Aber eben auch mit dem Ernst und der Drastik, mit dem wir ein Thema belegen. Wer sich eine Biographie als Super-Angler ausdenkt, der Drei-Meter-Hechte in Flüssen fing, der wird sicherlich eher verwundert angeschaut werden und als läppischer Hochstapler am Ende entlarvt. (Der Furor wird vorher vermutlich in der heutigen Zeit eher von Tierschützern kommen, weil prinzipiell jede menschliche Tätigkeit von irgendeiner Seite her ein Erregungsfeuerwerk und großes Tamtam zur Folge hat.) Dort jedoch, wo mit der Eigendarstellung auch ein moralischer Mehrwert herausgezogen wurde, weil man zu den Guten gehörte, sieht es, berechtigterweise, anders aus. Ähnlich mit dem Umweltschutz: Wer anderen den Diesel verbieten will, aber beim Dauerfliegen angetroffen wird, zieht sich – ebenfalls zu recht – einen gewissen Zorn zu, weil derjenige mit zweierlei Maß mißt.

    Unterscheiden muß man auf alle Fälle literarische Auseinandersetzungen mit einem Thema wie Shoah, also Bücher von Primo Lévi, Louis Begley, Imre Kertesz, Robert Bobert oder Ruth Klüger etc., die explizit solche literarische Auseinandersetzungen sind, und solchen Texten und Äußerungen, die explizit eine personale Authentizität, also biographische Echtheit beanspruchen. Und da werden Lügen dann sehr eng. Zu tun haben diese Dinge sicherlich auch mit unseren Erwartungshaltungen und daß wie leicht „Hosianna“ rufen und bestimmte Themen mit einer gleichsam religiösen Verzückung aufladen – wobei diese Verzückungen eben auch wieder ein Index für eine gewisse Bedeutsamkeit sein können und eben auch dafür, daß uns insbesondere dieses Thema Shoah – geschichtlich verständlich – besonders bewegt. In diesem unheilvollen Sinne werden Täter und Opfer noch lange Zeit und solange direkt oder indirekt Betroffene leben, aneinander geknüpft sein, bis vielleicht ein historisch noch furchtbareres Ereignis über die Menschen hereinbricht.

  3. Die Frage nach den Motiven interessiert mich ebenfalls. Allerdings dürfte es schwierig sein, wenn man eine Person nicht kennt.

    [Da ich im Augenblick unterwegs bin und nur sehr sporadisch ins Internet gelange, schalte ich mal die gesamten Kommentare auf „Freischalten“.]

  4. Lea Rosh ist da auch so ein Paradebeispiel. Wobei ich die als hochgradig autoritäre und hart gegen links schießende Funkhausdirektorin beim NDR erlebte.

  5. Es gibt seltsame Menschen auf allen Seiten. Gegen links zu schießen, ist freilich ihr gutes Recht, (teils auch sehr verständlich beim Zustand der gegenwärtigen Linken.) Eine Gesellschaft ist plural. Worum es hier im Blogtext aber geht, ist das Vortäuschen einer Vita. Bei Lea Rosh weiß man zumindest um die Hintergründe und sie hat jüdische Vorfahren. Da liegt der Fall also noch ein wenig anders. Ob man sie mag oder nicht.

  6. The women as the Devil in Disguise. (cf. Bob Marley).

    Der Tyffl scheißt immer auf den großten Haufen! (Der gepfefferte Spruchbeutel, Aschaffenburg, 1855).

  7. Ja, das tut der Teufel, und auch zu recht. Einerseits fragt man sich, weshalb bei solchen Lügen nicht die automatische Selbstkorrektur einsetzt, denn in der Regel fliegen solche Geschichten in the long run auf. Andererseits sind die Mechanismen interessant, die zu solchem Selbstbetrug einladen

  8. Wenn man, wie die Stones z. B. empfehlen, oder der o. cit. Gepfefferte Spruechbeutel, der Teufelin mit etwelchem witz begegnet, kann man von ihr lernen. Zum Beispiel darüber, was tatsächlich der großte Haufen wäre.
    Triebgesteuerte Menschen verhalten sich nicht rational. Weitere Aufschlüsse hierzu bei Goethen – im Faust, aber auch sonst allenthalb (in den unerschöpflichen Maximen und Reflexionen.

  9. @Lea Rosh „Gegen links zu schießen, ist freilich ihr gutes Recht, (teils auch sehr verständlich beim Zustand der gegenwärtigen Linken.)“ —- Das war nicht die gegenwärtige sondern die 1990er Linke, und es ging um so etwas wie Alltagsrassismus unter deutschen Normalbürgern, der nicht thematisiert werden durfte weil das den „Aufstand der Anständigen“ gefährde, nach dem Motto die Neonazis sind die anderen, aber dass deren Rassismus unterschwellig auch von Normalos geteilt würde darf nicht gesagt werden. Bis hin zum Hinausmobben der Redakteurin die das trotzdem tat, für solche Leute gibt es den WDR oder Radio Bremen, aber im Heimatsender Hallo Niedersachsen ist dafür kein Platz.

  10. Ich kann mit dem Begriff Alltagsrassismus nichts anfangen. Es dient leider diese Worthülse zum Teil als Keule. Ich denke da immer wieder an Leute wie Noah Sow et al. Und zwar mit Schrecken.Und ich halte hier eine differenzierte Auseinandersetzung für hilfreich. Ohne Leute sogleich mit einer derart mächtigen Vokabel zu belegen. Zumal diese häufig dazu dient berechtigte Kritik einfach nur abzuwürgen. Ohne Frage gibt es eine rassistische Einstellung, dazu zähle ich Leute wie Horst Mahler, Udo Voigt und auch manchen Jedermann, der von Bimbos statt von Schwarzen spricht. Und es gibt Leute, die gegenüber Fremden skeptisch sind, vielleicht sogar ablehnend, oft auch mit rüden Worten, dazu zählen viele AfD-Wähler. Und trotzdem würden die keine Pogrome oder sowas wie in Solingen und Mölln gutheißen, trotzdem waren die halt skeptisch gegen Türken. Das alles unter den Begriff des Alltagsrassismus zu fassen, ist mir zu einfach. Ich halte in diesen Fragen eine Differenzierung für wichtig. Zumal man ansonsten das Kind mit dem Bade ausschüttet.

    Das erinnert mich an Leute wie Annalena Schmidt, die aus dem Westen, aus Hessen, als Grüne, nach Bautzen kommen und dann von Brown Under twittern. Wen wollen solche Leute erreichen? Das noch halbwegs gemäßigte Bürgertum in dieser Stadt? Dem Kampf gegen rechts – und der ist bitter nötig – tut man mit solchen Polarisierungen und auch mit dem Rassismusknüppel keinen Gefallen.

    Dazu sehr instruktiv ein Bericht von Anne Hähnig ZEITmagazin Nr. 22/2019, 22. Mai 2019:

    „Annalena Schmidt: ‚Auch ich habe irgendwann wegrennen müssen‘ Vor ein paar Monaten wurde Annalena Schmidt in Bautzen beschimpft, weil sie in der Stadt eine rechte Hochburg sieht. Nun kandidiert sie im Kommunalwahlkampf für die Grünen. Und macht ganz neue Erfahrungen“

    „Man hat den Eindruck, dass sie es ernst meint mit der Lokalpolitik. In viele Themen hat sie sich eingearbeitet. Ihre größten Gegner sieht sie in der AfD und dem Bürgerbündnis, das ein Unternehmer unterstützt. Schmidt hofft, dass viele ihr Engagement wichtig finden, „die das in Bautzen vielleicht nicht öffentlich sagen“. Dann würde sie das Richtige tun.

    Zu jenen, die daran zweifeln, gehört der Oberbürgermeister Alexander Ahrens von der SPD, ein schlanker Mann mit dunklem Bart, 53 Jahre alt. Er ist keines jener Stadtoberhäupter, die ihren Ort gegen jede noch so berechtigte Kritik verteidigen. „Wir haben ohne Zweifel ein echtes Problem mit einem weitverbreiteten und unreflektierten Alltagsrassismus. Ich finde es sehr gut, wenn sich jemand gegen Rechtsextremismus engagiert.“ Trotzdem sagt er über Annalena Schmidt: „Sie hat die bürgerliche Mitte verschreckt und verärgert.“ Genau diese Mitte brauche man doch. Die müsse man gewinnen, wenn man die Gesellschaft verändern und zu mehr Toleranz und Fremdenfreundlichkeit bewegen wolle. „Viele Leute haben das Gefühl, dass Annalena Schmidt die Stadt pauschal verunglimpft.““

    https://www.zeit.de/zeit-magazin/2019/22/annalena-schmidt-bautzen-die-gruenen-kommunalwahl

  11. PS: Mit dieser Kritik meine ich jetzt nicht Dich, che, sondern eine allgemeine Tendenz, die ich für kontraproduktiv halte. Was ich beim „Aufstand der Anständigen“ kritisiere, ist ein teils dort sich abspulender Gesinnungskitsch. Aber wenn diese Leute statt mit Kerzen um die Alster mit Fackeln vorm Asylheim stünden: Wäre das besser?

  12. Sigmar Gabriel ist nun für Mette Frederiksen und kann daher ab ovo – quatsch, ab sofort aus der SPD ausgeschlossen werden wg. Alltagsrassismus? – Oder wie, Che2001 – und weLT 2019? – Die weLT ist entsetzt – denn die Dänische Sozialdemokratie und nun auf einmal auch Sigmar Gabriel in deren Kielwasser bewegen sich eindeutig gefährlich nach rechts, lt. weLT.

    Es soll ein Ende haben mit dem ungeregelten Zuzug, sagt der beleibte Genosse Gabriel – nach seiner eigenen Logik von vor ein paar Monaten müsste er also bald ex-Genosse sein. Außer in der SPD ist von Däninnen zu lernen erlaubt. – Das wäre jedenfalls besser, als es der nicht minder beleibte ex-Vorsitzende der Ebert Stiftung, nämlich der ex-Vorsitzende der SPD selber und ex-Ministerpräsident von Rheinland Pfalz gefordert hat, als er Curt Cobain, quatsch, Jeremy Corbyn zum Vorbild erkor. Vielleicht haut der Sigi den vollkommen ungeeigneten Kurt Beck aus der Ebert-Stiftung raus, dann hätte er immerhin ein gottgefälliges konkretes Werk seinem Gesinnungswandel nachgeschickt – und wer weiß auch dem nicht ganz unerheblichen theoretischen SPD-Kopf Bernhard Schlink willfahren, der schon länger moniert, dass der Ebert-Stiftung der bitter notwendige Esprit abhanden gekommen sei. Mal sehn!

    (Verkehrte Welten, aber wirkliche Fortschritte im Sinne Pjotr – es gibt keine Pflicht zur nationalen Selbstschädigung – Sloterdijks, so will mir scheinen).

  13. Das ist zwar ein anderes Thema, aber über diese Fragen nachzudenken und neue Wege zu finden, ist sicherlich nicht verkehrt. Allerdings: jede Maßnahme hängt zum einen von ihrer Erforderlichkeit ab, zum anderen davon, ob sie nach dem Gesetz zulässig ist. Im Augenblick sind die Zahlen für Migration in die BRD erheblich gesunken. Dennoch müssen wir uns Gedanken machen, wie wir künftige Migration regeln wollen. Hinzu kommt, daß man zwischen Asyl und Einwanderung unterscheiden muß.

    Interessant dazu auch der Facebook-Kommentar von Boris Palmer, den ich gerne in Berlin als Bürgermeister hätte:

    „Ich bin ein Sozi. Zumindest wenn Sigmar Gabriel einer ist und wenn es nicht um Ökologie, sondern um Migration geht. Ich teile voll und ganz seine Analyse der Wahl in Dänemark. Ich wünschte mir, die SPD könnte ihm folgen. Meine Partei kann und soll das nicht. Sie müsste nur tolerieren, dass man auch so auf Migration blicken kann wie Mette Frederiksen, Sigmar Gabriel oder ich. Die SPD ist nämlich auch in der Falle, weil wir Grüne solche Positionen gesellschaftlich zu ächten versuchen. Das auszuhalten hat die SPD nicht mehr die Kraft. Helmut Schmidt oder Herbert Wehner hatten sie noch.

    Zitat Gabriel:

    Die Spitzenkandidatin Mette Frederiksen hatte bei ihrem drastischen Positionswechsel in der Migrations- und Zuwanderungspolitik keine Angst davor, in die Nähe der dänischen Rechtspopulisten zu geraten. Im Gegenteil: Sie wollte Menschen zurückgewinnen, die sich mit einer weniger stark gesteuerten Zuwanderungspolitik schlicht überfordert fühlen und zugleich täglich beobachten können, wie häufig Integrationsbemühungen scheitern. Sei es am mangelnden Willen, an fehlenden Ressourcen oder schlicht daran, dass zu viele Menschen mit zu hohen Integrationshürden das Land erreichen.“

    Das wäre insofern und dann richtig, wenn hier Migrationsquoten herrschen, die eine Gesellschaft überfordern. Unterscheiden sollte man allerdings zwischen dem Asylrecht und einem Einwanderungsgesetz. Für letzteres sollte ein Punktesystem wie in Kanada gelten. Am Ende wird sich nämlich nur ein wirtschaftlich erfolgreicher Staat Sozialausgaben für Migration leisten können. (Wozu allerdings auch gehört, daß man endlich den wirtschaftlichen Tricksereien wie Cum-ex-Geschäftemachern das Handwerk legt, um Millionen von Steuergeldern nicht in Privattaschen verschwinden zu lassen.) Was die Integrationspflicht betrifft, hat Gabriel recht, ebenso was die schnelle Abschiebung betrifft und ich füge noch hinzu, insbesondere auch für Straftäter. Gabriel schreibt:

    „Während sich in der deutschen Sozialdemokratie selbst bei den relativ harmlosen Initiativen der Bundesregierung zur schnelleren Abschiebung vollziehbar ausreisepflichtiger Ausländerinnen und Ausländer und gegen illegale Migration schon wieder Widerstand und innerparteilicher Protest regt, hat sich die dänische Sozialdemokratie auf eine gelinde gesagt „robuste“ Ausländer- und Asylpolitik festgelegt. Wo es in Deutschland um die Zurückweisung einer relativ kleinen Gruppe von Asylbewerbern an der deutsch-österreichischen Grenze geht, die bereits in einem anderen EU-Land ein Asylverfahren begonnen haben, wollen die dänischen Sozialdemokraten die Asylverfahren überhaupt nicht in Europa durchführen, sondern nach Möglichkeit bereits unter Beteiligung der Vereinten Nationen in sicheren Zentren außerhalb Europas.

    Der frühere deutsche SPD-Innenminister Otto Schily hatte das übrigens bereits vor mehreren Jahren vorgeschlagen. Im Gegenzug soll Dänemark bereit sein, bestimmte und mit den Vereinten Nationen abgestimmte Quoten von Flüchtlingen aufzunehmen. Es geht also keinesfalls um eine totale Abschottung Dänemarks, aber um eine bewusste Steuerung, die ein „zu viele in zu kurzer Zeit“ verhindern soll. Die Entwicklungshilfe Dänemarks an z.B. afrikanische Länder soll gekoppelt sein an eine Mitwirkung dieser Länder an der Migrationspolitik Dänemarks. Soll heißen: auch an deren Rücknahmebereitschaft für Bürgerinnen und Bürger ihres Landes. Dazu kommen klare Integrationsverpflichtungen gegenüber Zugewanderten: Kindergartenpflicht, Integrationspflicht am Arbeitsmarkt und anderes mehr.“
    https://app.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-die-spd-sollte-sich-am-erfolg-der-daenischen-genossen-orientieren/24428330.html?

    Will man solche Maßnahmen umsetzen, ist es wesentlich, daß sie, wie ich oben schrieb, rechtlich gedeckt sind. Und man muß dazu eben politische Mehrheiten finden: das ist entscheidend. Eine SPD mit dieser Ausrichtung und einer sozialpolitisch geänderten Agenda, hätte da sicherlich einige Chancen. (Würde aber von großen Teilender Presse doch hart angegangen werden. Aber diesem Sturm sollte man sich einfach mal aussetzten. Das wäre spannend.)

    Ebenso kann man über den Vorschlag nachdenken, das Asylverfahren auszulagern, insbesondere, wenn das den Effekt hat, daß jene so oft tödliche Fahrt über das Mittelmeer und durch die Sahara möglicherweise dann vermieden werden kann. Auch hier aber sind geltende Gesetze das Maß oder man muß solche Gesetze schaffen, sofern das die Situation erfordert. Sicherer wäre dieses Verfahren auf alle Fälle insbesondere für solche Migranten, die durch ein gutes und kluges Einwanderungsgesetz in der BRD eine Chance auf ein neues Leben hätten.

  14. Palmer hat recht – Herbert Wehner und Helmut Schmidt und Otto Schily und Oskar Lafontaine – : –
    Waren in der Tat haargenau auf der Linie Thilo Sarrazin, Sigmar Gabriel (neu), Michael Klonovsky, Mette Frederiksen, David Goodhart (Prospect), Steve Sailer (Steve Sailer.com), David Murray (Spectator), James Thomson (James Thompson.com), Heiner Rindermnann (Chemnitz), Jonathan Haidt, Jordan Peterson, Frank Böckelmann (Tumult), Hans Magnus Enzensberger, Rolf-Peter Sieferle, Roland Tichy (!) , David Berger (philosphia perennis), Hans-Magnus Enzensberger, Bernhard Raffelhüschen, Hans-Werner Sinn, Don Alphonso, und – hehe, Kay Hailbronner, Dieter Grimm, Bernhard Schlink, Udo di Fabio, Ulrich Vosgerau (!) und, und, und – die NZZ!
    Gegen diese Linie sind derzeit die gesamten Deutschen Stadttheater („aufstehen!“), der Verband Deutscher Schriftsteller (!), Hollywood und die New York Times und der Guardian, überhaupt die Qualitätspresse (mit Einschränkungen bei der FAZ und der Zeit und der weLT (die sich Don Alphonso und Henryk Broder und Dirk Schümer – ganz am am Rande (!) leistet)), die Öffis, Die Linke, die Antifa, Die Grünen, die SPD, die CDU /CSU, der deutche Heilpraktikerverband, Bayern München, der DfB, die großen christlichen Kirchen und die Gewerkschaften und die EU und der EuGH sowie Die Partei.

    Cum ex ist ein nicht ganz alltäglicher, weil ziemlich großer Betrugsfall.

  15. Hilfreich und sinnvoll ist es eben nicht, alles in einem Eimer zu verrühren und dabei die spezifischen Differenzen zu tilgen, um eine Einheitsfront zu erzeugen, die es in der Sache nicht gibt. Damit machen Sie nämlich genau den Fehler, den viele Linke ebenfalls betreiben: Alles über einen Leisten zu schlagen. Und Palmer ist natürlich nicht auf der Linie von Sarrazin. Er würde sich damit nämlich in puncto Fakten der Lächerlichkeit preisgeben. Dafür ist einer wie Boris Palmer zu klug. Auf alle Fälle aber ist Palmer ein vernünftiger Mann, der politisch heiße Eisen anpackt und auch unangenehme Wahrheiten ausspricht, ohne unsinnige Unterstellungen und Dumpfvokabular wie Kopftuchmädchen. Im Unterschied zu Sarrazin ist Palmer nämlich keineswegs gegen Flüchtlinge.

  16. Sarrazin fordert gewiss nix anderes als Mette Frederiksen und Otto Schily. Mette Frederiksens Maßnahmen stehen bereits als Forderungen in Deutschland schafft sich ab – nicht zulezt unter Verweis auf u. a. Necla Kelec.

    Über die Kopftuchmädchen sind sich Seyran Ates, Fawzia Zouari (Le Corps de ma Mère), Alice Schwarzer, Hamed Abdel Samad, Necla Kelek und Thilo Sarrazin vollkommen einig. Wenn ich recht sehe, werfen Sie Sarrazin vor, was Sie bei Seyran Ates et. al. goutieren – nämlich die Kritik an der Islamischen Kultur – nicht zuletzt wegen der Behandlung der Frauen, ja der Mädchen bereits. Merkwürdig. Ich erinnere übrigens auch keine Krik an Sarrazins ironischem Ausdruck Kopftuchmädchen bei diesen IslamkritikerInnen.

  17. Die Frage ist immer, wie man diese Kritik inhaltlich setzt und welche Ansprüche man mit ihr verbindet. Wollen oder können Sie diese spezifischen Differenzen nicht sehen? Oder geht es Ihnen darum, ganz bewußt rassistische und ebenso auch nicht-rassistische Islamkritik (wie die von Hamed Abdel Samad, Seyran Ates) in einem Topf zu werfen, um sozusagen jene vom Rechtsaußenranzrand, also den späten Sieferle z.B. und Sarrazins kreuzdummem Zeug zum Islam, eine weiße Weste zu verpassen. All jene von Ihnen genannten Namen haben mit Sarrazin nichts zu tun. Necla Kelel und Alices Schwarzer stehen so dazwischen. Und es gibt zudem nicht die islamische Kultur, darauf wurden Sie hier schon mehrmals hingewiesen, aber Sie wiederholen das in Dauerschleife ad nauseam. So wie es auch nicht die christliche Kultur gibt. Und nicht einmal in einem kleinen Land wie Deutschland gibt es die deutsche Kultur.

    Versuchen Sie es einfach mal mit einem etwas differenzierterem Denken, dann kommen Sie der Sache nämlich sehr viel näher als in pauschalen Plattitüden.

  18. Bersarin, es geht mir um den Kontext Ihrer starken Behauptungen („rassistisch“). Die Islam-Kritik von Seyran Ates und Hamed Abdel Samad usw. lassen Sie gelten. Beide benutzen den Ausdruck islamische Kultur und beide sind nicht der Ansicht, dass Sarrazins Islam-Kritik nicht legitim sei. Necla Kelec und Alice Schwarzer dito.

  19. Ja, Sieferle bedient in seinem späten Werk rassistische Narrative – in der Tat. Und auch bei Sarrazin finden wir diese. Und um hier nicht alles in einen Topf zu schmeißen, wie das eben auch eine bestimmte Linke macht, die Hamed Abdel-Samad als islamophob und als rassistisch labbelt: es geht in der Tat um inhaltliche Unterschiede. Seyran Ates betreibt in Berlin eine Moschee, sie ist also Teil der islamischen Kultur. Und Sie machen hier auf eine billige Weise die Aktion weiße Weste und glauben Sie wirklich, die Leute hier sind so dumm und bemerken Ihren Trick nicht, daß Sie durch eine Analogisierung unterschiedlicher Personen für Leute einen Freifahrschein erwirken wollen, die diesen nicht verdient haben, sondern deren Positionen ganz im Gegenteil kritisch geprüft werden müssen.

  20. Und in diesem Sinne wollen Sie mit der Gleichsetzung so unterschiedlicher Positionen wie der von Sieferle und von Enzensberger oder von dem AfD-Klonovsky, Sarrazin und im Gegensatz dazu die liberale Syran Ates den Lesern weißmachen, daß das alles irgendwie eine Soße ist.

    Nachlesen kann man diese Unterschiede aber schon, wenn man dieses Interview von Syran Ates sich zur Hand nimmt.

    http://www.planet-interview.de/interviews/seyran-ates/35768/

    In diesem Sinne ist es von Ihnen eine Unverschämtheit solche Positionen in einen Topf zu rühren und kluge bzw. differenzierte Kritiker wie Syran Ates und Hamed-Abdel Samad mit teils rechtsextremistischen Positionen wie Klonovsky, Sarrazin, Sieferle und Peterson zusammenzubringe und hier weißzuwaschen.

  21. Prüfen Sie kritisch, Bersarin, und bringen Sie Argumente, wenn Sie welche haben. Grazie.

  22. So, Dieter Kief, es reicht mir jetzt. Sparen Sie sich hier Ihre Agenda und Ihre durchschaubaren Manöver, rechtsextreme Ansichten wie die von Sieferle mit denen von Atey oder Abdel-Samad zu analogisieren. (Der Unterschied ist zu finden bereits in dem von mir genannten Interview mit Ates und darin äußert sie explizit ihre Kritik an den rassistischen Thesen Sarrazins.) Sie stellen hier Behauptungen auf, werfen undifferenziert und in einer auf dumm spielenden Art unterschiedlichste Namen, die für ganz unterschiedliche Positionen, auch im Blick auf die Kritik am Islam stehen, in einen Topf und glauben, daß man Ihnen diese gequirlte Scheiße, die da entweder realiter oder als rhetorischer Trick in ihren Kopf schwabbelt und verrührt wird, abkauft. Ich habe Ihnen gezeigt, wo und wie das nicht funktioniert. Wenn Sie selbst nicht einmal den Unterschied zwischen diesen Namen bemerken, so ist das traurig für Sie.

    Es gibt hier also nur zwei Möglichkeiten und beide sind gleichermaßen schlimm: Entweder Sie wissen es wirklich nicht besser und glauben Ihren eigenen Stuß. Das wäre dann Dummheit. Oder Sie wissen es besser und wollen hier bewußt Rechtsaußen-Positionen mit kritischen bürgerlichen Positionen analogisieren. Das wäre dann Hinterhältigkeit und Durchtriebenheit.

  23. Und jemanden wie Steve Sailer, der sich nicht entblödet, Sätze zu schreiben wie Feminism = Superstition mit Ates in der Kritik gleichzusetzen: Für wie dämlich halten Sie eigentlich die Leserinnen und Leser hier?

  24. Seyran Ates‘ Position von 2013 ist schon sehr nah‘ an Sarrazin – das von Ihnen verlinkte Interview birst vor lauter Zustimmung zu Sarrazins/Frederiksens/Sieferles Positionen z. B.in Sachen Sozialstaat und Immigration oder der Warnung vor feindlichen z. B. islamischen kriminellen Clans.

    – Seyran Ates redet nicht gegen den Ausdruck Kopftuch-Mädchen in diesem Interview, nota bene. Aber die Seyran Ates von 2013 ist nicht die von 2019. – Ihre Moschee steht immer wieder unter Polizeischutz: Nicht wegen rechts oder gar wegen Sarrazin, – sonden wegen der Feindschaft aus der islamischen Kultur heraus. Diese Feindschaft hat Ates übrigens beinahe das Leben gekostet.
    Peterson schenk‘ ich Ihnen.

    Seyran Ates‘ pauschale 2013er Einwände gegen die quantitative Methode in den Sozialwissenschaften sind unsachlich und falsch. Ich weiß nicht, ob sie die noch vertritt. Wenn ich Seyran Ates wieder sehe, spreche ich sie darauf an. Der Hinweis auf Goethes Wertschätzung der Vernunft zumal liegt hier in der Luft.

    Enzensberger schätzt Böckelmann. Das einzige Suhrkamp Buch, das in Tumult beworben wurde, ist – von Enzensberger. Zufall? Bisschen viel Zufall, wenn Sie mich fragen. – Ach, und haben Sie nicht auch zustimmend über Tumult geschrieben?

  25. Wg. Sailer, Besarin:
    Es gibt Feministinnen, die in der New York Times (!) sagen, dass das Übersinnliche (superstition) den Feminismus kennzeichne und ausmache, und auf diese Feministinnen weist Sailer in kritischer Absicht hin. Sie bringen da was durcheinander.

    Sailer habe ich genannt, weil er, wie Seyran Ates – und Sie, der Ansicht ist, dass ein Sozialstaat keinen unbegrenzten Zuzug verträgt. Aber auch, weil er, wie Don Alphonso, ne, die irrationalistischen Auswüchse des Feminismus kritisiert, ok, deswegen auch…

  26. Auch das sind wieder Ihre Suggestionen. Sarrazin und Ates kritisieren auf ganz unterschiedliche Weise den Islam. Das Halbrassist Sarrazin mit seiner Vererbungslehre macht das pauschal, indem er nicht einmal die basalen Differenzen auf den Tisch bekommt, während Ates und Abdel-Samad Teilaspekte und eine bestimmte Ausprägung kritisieren. Übrigens kritisieren diesen Islam, der die Moschee von Ates bedroht, auch Leute wie Ramona Pop, Angela Merkel oder Michael Müller und noch viele andere. Auch dieser Vergleich von Ihnen und die daran anknüpfenden Suggestionen, sind wieder derselben Minderleisterdenke entsprungen, alles über einen Leisten zu schlagen und die spezifischen Differenzen unter den Tisch zu kehren.

    Sie schaffen es auch auf der logischen Ebene nicht einmal, die einfachste Differenzierungen, zu leisten: Weil Person A und Person B einen Sache X kritisieren, heißt das nicht daß beide die gleichen Argumente benutzen und es bedeutet noch nicht einmal, daß beide dieselben Aspekte einer Sache X kritisieren. Diesen Unterschied haben Sie entweder nicht begriffen oder sie setzen ihn bewußt als rhetorischen Trick hier außer Kraft. Gauland und Trittin kritisieren beide gleichermaßen die Politik Merkels und es käme wohl keiner, der irgendwie bei Verstand ist, auf die Idee, beide in einem Atemzug zu nennen.

    Stimmt Peterson ist geschenkt. Da ist der Unterschied derart eklatant, daß es sogar jemandem wie Ihnen aufzufallen scheint. Immerhin.

    „Seyran Ates‘ pauschale 2013er Einwände gegen die quantitative Methode in den Sozialwissenschaften sind unsachlich und falsch.“

    Nein, das sind sie nicht, und das zeigen Ihnen gerne auch die Experten für Qualitative Sozialforschung. Sarrazins Zahlen wurden übrigens auch auf der quantitativen Ebene widerlegt. Der Statistiker Hans Wolfgang Brachinger nannte Sarrazin einen Laienstatistiker: statistischer Analphabetismus, so sagte er. Also mithin: Es wird etwas geraunt und suggeriert, was der eigenen extremistischen Agenda dient. Ähnlich wurde er auch von Islamforschern im Blick auf sein letztes Buch bezeichnet.

    Es ist bei Ihnen, Dieter Kief, immer das gleiche Spiel: erst produzieren Sie haltlose und dumme Thesen, von denen Sie meinen, daß sie irgendwie bei den Leserinnen und Lesern hängen bleiben, dann rudern Sie zurück und kommen mit etwas anderem. Und dann müssen Sie plötzlich feststellen, daß zwischen dem Rechtsextremisten Sailer und Ates und auch zwischen Sarrazin und Ates wohl doch einige Unterschiede bestehen. Übrigens selbst in der Hinsicht einer Kritik am Sozialstaat. Und auch den Sozialstaat und dessen Möglichkeiten Geld zu generieren, kann man auf ganz unterschiedliche Weise kritisieren.

    Ich bin, ehrlich gesagt, Ihre dümmlichen Pauschalisierungen inzwischen leid. Genauso hätten Sie schreiben können, Merkel, Trittin, Habeck, Seehofer, Wagenknecht, Sarrazin, Sieferle, Voßkuhle, Prantl, Bahners, Don Alphonso kritisieren alle den Islam. Ja, das tun sie. Aber sie kritisieren ihn in ganz unterschiedlichen Ausprägungen.

    Ärgerlich ist, daß Sie mir mit Ihrem kruden Unsinn meine Zeit rauben. Wenn es wenigstens intelligente Kritik wäre, so kann man es als Herausforderung begreifen. So aber ist es als würde man dem Hornochsen die Metaphysik erklären wollen.

  27. Und da findet sich bei Ihnen schon wieder das gleiche Unvermögen:

    „dass das Übersinnliche (superstition) den Feminismus kennzeichne und ausmache, und auf diese Feministinnen weist Sailer in kritischer Absicht hin.“

    Davon einmal ab, daß ich selten einen solch dummen Stuß über Feminismus gehört habe, ist die Aussage „Feminism = superstition“ eine All-Aussagen, die pauschal und nichtig ist. Wer einen Beitrag mit solchen Floskeln überschreibt, der muß sich diesen Käse dann halt auch zurechnen lassen. Oder man formuliert eben als denkender Mensch anders. Aber dazu reicht es bei Sailer halt nicht. Was dabei das ärgerliche ist und weil all das meine kostbare Zeit in Anspruch nimmt. Immer wieder kommen Sie mir hier mit der gleiche Ausreden-Scheiße. Ich habe dieses dumme Gewäsch nun langsam satt Dieter Kief. Bitte verkaufen Sie anderswo Leute für dumm, aber nicht hier. Wenn Sie irgendwann einmal wieder etwas Substantielles, Gehaltvolles wie auch Begründetes beitragen, können Sie wiederkommen.

  28. Don Alphonso bezeichnete Sarazin als Neoconnard und Herrenmenschen, wo sollte zwischen den beiden Übereinstimmung sein?

  29. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich zu solchem Unfug sagen soll. Na ja, immerhin schärft es für einen selbst das Vermögen zur Differenzierung zwischen einer pauschalen Kritik an dem Islam oder eben an bestimmten Ausprägungen, die aber eben nicht das Ganze meinen. Und das gilt ja auch für all die unterschiedlichen, hier lebenden Muslime. Und in diesem Sinne ist eben inzwischen der Islam auch ein Teil Deutschlands und gehört mit dazu.

  30. Es ist einfach, che2001 – sowohl Don Alphonso als auch Thilo Sarrazin sind klar der Ansicht, dass der ungeregelte Zuzug das hiesige Gemeinwesen schädigt.
    Weitere Gemeinsamkeit: Sowohl Don Alphonso als auch Thilo Sarrazin sind der Ansicht, dass der ungeregelte Zuzug die Lage auf dem Wohnungsmarkt erheblich negativ beeinflusst, und sie sind beide zudem der Ansicht, dass die aktuellen Verstaatlichungsideen schlecht seien. Wer Verstaatlichung sagt, schrieb Don Alphonso, muss auch Gulag sagen. Ich denke, das ist sehr deutlich.

    Bersarin – die Gleichsetzung von Feminismus mit dem Spiritismus hat Steve Sailer aus einem New York Times Artikel von Pam Grossman vom 6. Juni diesen Jahres in kritischer Absicht zitiert! – Sie hauen den Überbringer der Botschaft, weil Ihnen die Botschaft nicht passt. Sehr unfair.

  31. Bei Sailer finden sich andauernd diese Art von unseriösen und eben damit auch dummen Überschriften, die suggerieren sollen. Noch einmal „Feminism = superstition“ ist eine All-Aussage und es soll mit dieser Art von Überschriften eine bestimmte Richtung insinuiert werden, in dem von einige auf alle geschlossen wird und irgendein unsinniges Beispiel aus einer Vielzahl feministischer Denkansätze – die sich teils gegenseitig nicht einmal grün – herausgegrapscht wird. Und genau diese Botschaft soll auch beim Leser hängenbleiben: Feminismus = Aberglaube. Ebenso Überschriften wie „The Camp of the Saints Comes to San Antonio“. Damit schon soll bewußt eine semantische Stoßrichtung gesetzt werden. Von Leuten, die ansonsten andauernd über die Sprachpolizei winseln und selbst eigentlich mit der Sprache nichts anderes betreiben. Inszenierte Tabubrüche sozusagen. Und da man das kritisiert, sind diese Leute dann viral auch im Gerede. Zur Gegenprobe: Man setze über einen Artikel die Überschrift „Christentum = Päderastentum“, weil der Artikel den Kindesmißbrauch in der katholischen Kirche zum Thema hat. Soviel zur Seriosität und Rhetorik solcher Überschriften. Man kann sie so machen. Aber man kann auch das Schmiermichel-Gehabe, das dahintersteckt, aufzeigen. Das ist ja das gute daran.

    Sie meinen vielleicht, daß man etwas, das nach brauner Soße riecht, ein Rosenbeet nennen sollte und wenn man solche Leute dann auch noch mit Ates, Dieter Grimm, Enzensberger oder Hamed Abdel-Samad zusammenbringt, daß solche Typen damit nobilitiert wären. Dem ist aber nicht so. Sondern ein Misthaufen, der stinkt, sollte auch so genannt werden: nämlich brauner Mist. Und Leute wie Steve Sailer gehören zu dieser Kategorie. Während es sich bei Sarrazin um jemanden handelt, der (bewußt oder unbewußt) biologistisches Rassedenken reproduziert. Genaueres wird Ihnen gerne che erläutern, wie diese Aspekte zusammenhängen. Wir haben da einen Experten, der über diese Diskurse nämlich promovierte und sich insofern mit solchen Diskursmustern auskennt. (Er hat es Ihnen hier auch schon einmal nachgewiesen, weshalb das so ist.)

    Noch einmal: Im Sinne der Differenzierung ist es unbedingt geboten, zwischen Islamophobie/Islamhaß und berechtigter Kritik an bestimmten Ausprägungen des Islam zu unterscheiden. Sie aber machen genau das, was man ansonsten einer bestimmten Sorte Linken vorwirft: Nämlich alles über einen Leisten zu schlagen und inhaltlich wie auch argumentativ völlig unterschiedliche Positionen in eins zu setzen. Mit dem willkommenen Nebenefffekt, daß man Rassisten und Minderleister wie Sarrazin und Sailer auch nur als Irgendwie-Kritische einsortiert. Die spezifischen Differenzen unterschlagend. In unbewußter oder eher, wie ich vermute, bewußter Absicht als Diskursschwindel. Aber wie gesagt: Das Untermogeln funktioniert in diesem Blog nicht.

    Zu Don Alphonso: Schon wieder dasselbe Spiel, Dieter Kief. Wollen Sie es nicht verstehen oder liegt da tatsächlich ein objektives Unvermögen vor?: Zunächst einmal wechseln Sie hier gerade den Gegenstandsbereich. Es ging nicht um den Wohnungsmarkt, sondern um die Bewertung des Islam und da unterscheiden sich Don Alphonso uns Sarrazin basal.

    Mich nerven Ihre hier Troll-Spielchen zunehmend, immer wieder die Positionen und die Ebenen zu vertauschen. Weiterhin gebe ich Ihnen zu bedenken: Dieser Blog hier ist kein Meinungsforum, wo Sie irgendwelche leeren Behauptungen immer wieder ausgießen können.

  32. Bersarin, Sie haben den Überbringer der Botschaft gehauen, weil Ihnen offenbar die Botschaft nicht gefällt. Die aber stammt nicht von Steve Sailer, sondern ist eine Selbstauskunft der Feministin Pam Grossman aus der NYT vom 6. Juni: Feminism = Superstition. Wer das bezweifelt und Bersarins und meine Argumente überprüfen möchte, ist eingeladen, in der New York Times oder auf isteve.com nachzulesen.

    Nichts zu Ihren früheren Bezugnahmen auf Tumult – aaa so rechd.

    Thilo Sarrazin und Don Alphonso teilen wichtige Überzeugungen, nichgt zuletzt im Hinblick auf die muslimischen Zuzüger, like it or not.
    che2001 – Sie haben Ihr Zerwürfnis mit Don Alphonso hier öffentlich gemacht – tut mir leid, ich kann mit derlei nicht dienen.

  33. „Wer das bezweifelt und Bersarins und meine Argumente überprüfen möchte, ist eingeladen, in der New York Times oder auf isteve.com nachzulesen.“

    Ich habe beides gelesen (Sailer und Grossman). Bersarin hat nicht nur richtig und anschaulich, sondern auch logisch vollständig gezeigt, dass Sailer unvertretbaren Unsinn schreibt.

    Die Gleichsetzung von Feminismus mit Aberglaube stammt von Sailer (feminism = superstition), nicht von Grossman. Außerdem ist die ursprüngliche Intention Sailers eine andere: Er verteidigt die Vererbungslehre gegen die Tendenz der Presse, diese als „beklagenswerte Rassenwissenschaft“ zu geißeln. Astrologie und Hexenkunst erwähnt er dabei beispielhaft als herabwürdigendes rhetorisches Mittel gegen „Intersectionals“, welche seiner Ansicht nach „respektable Meinungen in anti-wissenschaftliche Richtungen“ treiben. Bei Grossman ist davon nichts zu lesen.

    Dieter Kief meint aus zunächst unerfindlichen Gründen, dass es Feministinnen (Plural!) gebe, die in der New York Times sagen, dass das Übersinnliche (superstition) den Feminismus kennzeichne und ausmache. Nichts davon, was Kief erzählt, hat im unmittelbar nachlesbaren Text Grossmans eine Entsprechung.

    Dieter Kief meint, „superstition“ mit „Übersinnliches“, später mit „Spiritismus“ übersetzen zu dürfen. Dafür kassierte er in der Englischklasse ein „Nicht Genügend“. Wer indes Kiefs zahlreiche Einlassungen auf unz.com gelesen hat, findet keinen rechtfertigenden Anlass, an dessen englischer Sprachkompetenz zu zweifeln. Damit muss bewusste Manipulationsabsicht Kiefs in den Fokus rücken, womit sich der Kreis „Zum Fall Read on“ gewissermaßen schließt. Man bastelt an Narrativen. Über Hingsts Interessenslage äußere ich mich nicht, wenngleich ich unschöne Vermutungen hege.

    Der Name „Dieter Kief“ dagegen steht für politisch und rassistisch motivierte Desinformation. Davon habe ich mich in zahlreichen direkten Auseinandersetzungen bis zur moralischen Gewissheit überzeugen können. Ich erinnere z.B. an meine Auseinandersetzung mit ihm zur Bedeutung des IQ hier auf diesem Blog.

  34. Dieter Kief, hören Sie hier mit Ihren inzwischen schon ins Dümmliche gleitenden Insinuationen auf. Das steht so bei Steve Sailer. (Davon ab, daß Zitate in Anführungszeichen gehören.) Steve Sailer wird man bei hinreichender Recherche natürlich auch noch andere Entgleisungen aufzeigen können, wie z.B. die zitierte andere Überschrift. All diese Entgleisungen und Insinuierungen von Sailer sollte man hier vielleicht nachliefern, damit wir sehen, mit was für einer Gestalt wir es zu tun haben. Und wenn andere ebenso solchen Unsinn über Feminismus schreiben, wird dieser Unsinn dadurch nicht besser. Siehe mein Beispiel zu den Christenpäderasten und meinen Hinweis zu All-Sätzen, die Sie hier wiederholt ignorieren, weil Sie immer dann, wenn es weg vom Insinuieren und willkürlichem Assoziieren geht, das Thema umlenken oder eben für Argumente in keiner Weise zugänglich sind.

    All das ändert freilich nichts daran, um wieder zum Ausgang zurückzukehren, daß Sie einen Rechtsradikalen wie Sailer und einen hoch problematischen und mit teils genetsich-rassischen Stereotypen operierenden Sarrazin, der von der Materie der Statistik, wie ihm Experten bescheinigten, von keiner Ahnung getrübt ist, hier mit Don Alphonso (den man in manchem kritisieren kann: aber ein Sarratzin ist er qua Argumentation eben nicht), Ates oder Enzensberger in einem Schwung nennen. Es geht Ihnen also darum, explizit rassistische Diskurse bzw. ein völkisch-biologistisches Weltbild zu normalisieren und mit ganz anderen Kontexten qua Islamkritik über einen Leisten zu schlagen.

    Vielleicht werden Sie uns demnächst auch noch die Ähnlichkeiten zwischen Steve Bannon und Le Pen mit Enzensberger hier verkaufen wollen.

    Weshalb zwischen Sarrazin und Don Alphonso in bezug auf den Islam unterschiedlich argumentieren und auch unterschiedliche Auffassungen von Zuwanderung und Islam haben, zeigte ich Ihnen oben mehrfach. Wieder unterschlagen Sie bewußt die spezifischen Differenzen und können nicht erfassen, daß es bei den spezifischen Unterschieden um die Argumentationsmuster geht, mit denen ein Sarrazin und ein Don Alphonso Einwanderung kritisieren. Davon einmal ab, daß es im ursprünglichen Kommentar um den Islam ging und nicht um Einwanderung per se. Sie hingegen verrühren völlig unterschiedliche Positionen zu einem Brei.

    Ich habe Ihnen nun dreimal gesagt, daß ich Ihre Insinuierungen, Ihre MInderargumentation sowie Ihr Trollverhalten, immer wieder dasselbe zu wiederholen, wenn man Sie schon lange wiederlegt hat, hier im Blog nicht dulde. Ich werde Sie nun in den Block auf die Trollwiese schicken. Sobald Sie Substantielles von sich geben, können Sie gerne mitdiskutieren. Solange das nicht der Fall ist und sie ad nauseam hier Ihren immer gleichen Salms abseiern, werden Sie gesperrt. Vor allem weil mich dieser Blödsinn, den Sie hier schreiben, meine Zeit kostet. Sofern Sie hier Argumente und Belege für Ihre Behauptungen bringen, können Sie hier kommentieren, sofern das nicht ist, lösche ich Ihre Kommentare.

  35. Herzlichen Dank an Sie, h.z., für diese luzide Klarstellung sowie die Arbeit im Detail. Denn nur mit Argumenten kann man am Ende zeigen, was da bei Dieter Kief schief läuft und welche Agenda dort gefahren wird.

  36. Nachklapp hierzu: Dass ich meinen Bruch mit Don Alphonso hier beschrieben hatte und das dergestalt erläuterte dass wir hinsichtlich Feminsmus und Migration nicht übereinstimmen ist eine Sache. Daraus aber abzuleiten, Don Alphonso hätte Übereinstimmung mit Sarrazin ist so kühn, wie zu sagen, weil Bakunin mit Marx und Trotzki mit Stalin gebrochen hatte seien Bakuninund Trotzki Antisozialisten gewesen die mit Bismarck und Chrurchill Gemeinsamkeiten hätten. Auf der gleichen Ebene bewegt sich das Phantasma einer Übereinstimmung Peterson mit Zizek. Am Ende stimme ich noch mit Dieter Kief überein weil wir eine Nase im Gesicht haben.

  37. Ich bin hier nicht Hausherr, nur ein Leser. Die intellektuelle Schärfe und Klarsicht der Beiträge bewundere ich zuweilen sehr. Ich möchte ebenso die Engelsgeduld besitzen, in den Kommentaren Selbstverständlichkeiten noch einmal auszudrücken und argumentativ zu begegnen.

    Aber ist es nicht irgendwie bezeichnend, dass man nach 6 Kommentaren vom tatsächlichen Thema derart in andere Gefilde abdriftet, dass man sich fragen muss, worum es eigentlich wirklich geht? Was hat „Alltagsrassismus“, was haben Sarrazin und die rechtsnationalen Denker, was haben Peterson und Zizek mit dem Thema des Beitrags zu tun? Nichts gegen fruchtbare Abweichungen, ebenso nichts gegen erhellende Analogien dort, wo man sie nicht vermutet hat. Aber das kommt nicht, naja: kaum mehr vor (ich weiss, wovon ich rede). Die Frage, die sich mir aufdrängt: Warum?

    Und ja, ich bin jetzt selber ein Abschweifer; Herumschwätzer. Und noch einmal: Kein Vorwurf an den Hausherrn hier. Nur die ehrlich gemeinte Frage warum inzwischen die Reste der Blogkommentatoren, die man so zusammenbekommt nicht in der Lage oder, eher, nichts willens sind, am Thema zu verbleiben, wo dieses doch relativ interessant ist. Seufz.

  38. Das ist blogmäßig und bei irgendwie ins Politische spielenden Themen immer der Fall. Im Grunde muß man als Blogbetreiber, sobald das Thema zu weit ausweicht, den Kommentar sperren und dem Schreiber die Möglichkeit geben, es noch einmal neu zu formulieren. Denn läßt man es treiben, kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen und damit am Ende irgendwann zu den Schuhbändern der Queen Victoria und der Außenpolitik von David Lloyd George sowie den gegenwärtigen musikalischen Darbietungen von Madonna. Es ist manchmal nicht leicht. Ich werde aber Ihren Einwand mal zum Anlaß nehmen, meine Blogpolitik zu überdenken.

    Und recht haben Sie ja auch damit: Wir Blogger sind inzwischen eine kleine Gemeinde, deren Hochzeiten längst vorüber sind. Man muß aufpassen, nicht zu verschwinden. In der Wand, wie das Ich in „Malina“. Und das war dann kein Mord, sondern bloße Unachtsamkeit und den Geist der Zeit verschlafen zu haben.

  39. Nun ja, das liegt auch an der Konkurrenz von Twitter, Whatsapp und Co, die leider den Filterblasenisolationismus immer weiter vorantreiben. So im Zeitraum 2005-2012 hatten wir mal Kommentarfolgen im Fünfminutentakt, 123 Kommentare unter einem Thread und ich auf meinem Blog 10.000 Leser am Tag. Long Time ago.

  40. Wie einsam wohl jemand wie sie sein muss, diese Geschichte(n) zu erfinden und dann über die Jahre immer weiter auszubauen, bis hin zu kleinsten Details wie die in einem Vortrag erwähnte tätowierte Häftlingsnummer ihrer das Konzentrationslager überlebt habenden und dort 8 Sprachen erlernt habenden Großmutter (einen europäischeren Ort als Auschwitz habe sie, so die Großmutter, nie wieder erlebt, wie sie, die Enkelin, einmal in einem Vortrag erwähnte)? Ich stelle mir vor, dass sie kaum Freunde hat(te) und falls ja, dass dann auch dort eine Scheinwelt existierte, wo sonst aufrichtiger Austausch stattfindet. Fast nichts von dem, was sie als Erzählung in die Welt geschrieben und gesagt hat, ist wahr, und sie steht jetzt wahrscheinlich vor einem gewaltigen Nichts. Sie wollte die persönliche Einsamkeit ihrer anfänglichen Irlandzeit überwinden und steht nun wieder – stelle ich mir vor – recht einsam da, welche Ironie. Mit wem bespricht man solche Vorgänge? Wohl kaum mit denen, die man getäuscht hat. Indes kommt mir aber Mitleid mit ihr auch nicht in den Sinn. Bis zuletzt scheint sie noch die Hoffnung gehabt zu haben, den Artikel im Spiegel mit Hilfe einer anwaltlichen Stellungname zu relativieren bzw. abzumildern. So fest also steckte sie in ihrer Scheinwelt. Aufzufliegen war nicht vorgesehen, oder anders formuliert, es war wohl nicht so, dass sie froh war, nun endlich aufgeflogen zu sein und die Lügereien ein Ende haben konnten. So sehr brauchte sie dieses Scheinleben anscheinend. Aber nun braucht Sie zunächst einmal professionelle Hilfe und es wird wohl eine nicht kurze Zeit dauern, bis sie diese Situation bewältigt haben wird.

    Interessant sind andererseits die Begleitumstände des Falles, dass z.B. die von ihr veröffentlichten Artikel und gegebenen Interviews über ihren sexualkundlichen Unterricht für geflohene Männer auch den „richtigen“ Zeitgeist in den Köpfen der Redakteure von ZEIT, FAZ, DLF und Co. getroffen haben, man hat das zu jener Zeit, als sich die Kritik wegen der Flüchtlingspolitik in Deutschland verfestigte und bereits zunahm, nur zu gerne aufgegriffen, ob’s stimmt, hat man allenfalls oberflächlich geprüft, was wiederum den Rechten Anlaß zu Einwänden an d e n Medien gibt. Und wieder einmal muss man dort kleinlaut zugeben, nicht richtig hingeschaut und überprüft zu haben.

    Eine andere Frage ist die, warum sie ausgerechnet als ausgebildete Historikerin, die ja nun mit Quellenarbeit vertraut sein müsste, nicht damit gerechnet hat bzw. gar nicht auf die Idee gekommen ist, dass man ihre Familienchronik in zugänglichen Stadtarchiven nachprüft und so der Schwindel ganz schnell auffliegen könnte. Aber vielleicht stellt man solche Überlegungen nicht (mehr) an oder verdrängt sie, wenn das eigene Kartenhaus derartige Ausmaße angenommen hat: man kann nicht mehr zurück. Was für eine Ent-Täuschung, auch was das Trinity College betrifft, das nun offenbar den Namen ihrer ehemaligen Studentin aus Artikeln und von Veranstaltungensseiten tilgt statt irgendwie Stellung zu beziehen.

  41. @che: In der Tat sind das vergangene Zeiten, und zudem ist die Konkurrenz in den sozialen Medien, auch durch so unterschiedliche Kanäle wie Instagram und Twitter – Facebook, so sagt man, benutzen die jüngeren kaum noch – groß geworden. Wobei ich eigentlich immer kleine, aber konstante Zugriffszahlen habe.

    @chairborne: Daß Hingst dies der Frau Hingst als ausgebildeter Historikerin nicht in den Sinn kommt: es könnte die Geschichte auffliegen, das ist auch mir ein großes Rätsel. Aber ich denke, das bei solchen Geschichten irgendwann der Sinn für die Realität verschwindet und die Welt im Kopf ersetzt die reale. Ich würde es ja gerne von ihr selbst hören, vermute aber, daß da nur weitere Rationalisierungen kommen. Seltsames Phänomen.

    Was das Trinity College betrifft, so finde ich dieses Herausoperieren ebenfalls traurig. Eigentlich sollte man als Arbeitgeber auch eine gewisse Fürsorgepflicht haben und vielleicht sehen, daß da einer ist, der Hilfe braucht.

    Interessieren würde mich zudem, was ihre Familie davon wußte. Hätte denn niemand eine Notbremse ziehen können, frage ich mich bei solchen Fällen immer wieder. Egal ob Relotius, Tom Kummer oder eben dieser Fall, der freilich noch ein wenig anders gelagert ist.

  42. Mit Facebook, diesem völlig unüberschaubarem Medium habe ich mich nie so richtig anfreunden können, für den Großteil meines alten Freundeskreises, Jahrgänge 1960-1970, existiert noch nicht einmal die Bloggosphäre weil sie der Meinung sind alles was online existiert sei nur die Wiedergabe von Gedrucktem, viele lesen zwar SPON und vergleichbares, die Wenigsten haben sich aber jemals in den Kommentarbereich niedergelassen. Diejenigen die bei mir kommentieren, Leute wie netbitch, tuc, are, hessenhenner, workingclasshero sind da schon die New-Media-Avantgarde. Der größte Teil meines Bekanntenkreises liest nur Zeitungen aus Papier, und Diskussionen sind Diskussionen die von Leuten geführt werden die gemeinsam in einem Raum sitzen.

  43. Ich gehöre eigentlich auch zur letzten Kategorie. Ich habe keine Online-Abos, außer „Zeit“, als Ergänzung zum regulären, so kann ich leichter Texte exzerpieren. Ich lese gedruckte Bücher. Debatten sind live besser zu führen als im Netz, es gibt dort so schnell kein Getrolle. Dennoch: Das Internet ist ein gutes Ausdrucksmedium, es bietet Möglichkeiten, die es bisher nicht gab.

    Zwar sind Facebook und Twitter Ressourcenvernichter. Debatten verschwinden im digitalen Nirwana. Schon Diskussionen, die vor einem halben Jahr stattgefunden haben, sind kaum noch zugänglich, weil sie im digitalen Strang verlorengehen und von Neuzugängen nicht mehr wiedergefunden werden können. Wer scrollt schon bei einem Fb-Vielschreiber ein halbes Jahr zurück? Beim Blog hingegen gibt es die Suchfunktion und auch auf Google sind Blogs immer noch erstaunlich gut gelistet. Dazu kommt eine Tag- und Schlagwortliste, wo man schauen kann.

    In diesem Sinne können Blogs schon eine gute Alternative sein, zumal man nicht, wie früher, für die Schublade schreibt. Ich hätte für meinen Texte in gedruckter Form nirgends sonst ein Medium gefunden. Allenfalls hätte ich mich einer jener Alternativ- und Klein-Zeitung anschließen können oder selbst ein Blättchen herausgeben können. „Fliegende Wochenschriften zur Ästhetik“ oder sowas. Da ist das Bloggen schon komfortabler und in diesem Sinne sehe ich das Internet als klaren Vorteil. Anders als bei Twitter, Facebook, Instagram. Dort sieht man aber immerhin manchmal schöne Weiber, die ihre Titten, Bauch, Arsch in die Kamera halten. Immerhin ein weiterer Vorteil des Internets.

  44. Versuch einer nachdenklichen Antwort auf die Frage Gregor Keuschnigs,
    Zitat: „[Nichts gegen fruchtbare Abweichungen, ebenso nichts gegen erhellende Analogien dort, wo man sie nicht vermutet hat. Aber das kommt nicht, naja: kaum mehr vor (ich weiss, wovon ich rede).] Die Frage, die sich mir aufdrängt: Warum?“

    Vorweg stimme ich der Aussage G.Ks. hinsichtlich der intellektuellen Schärfe und Klarsicht der hier erscheinenden Beiträge zu – mit der vielleicht nicht nur auf mich zutreffenden Ergänzung, dass diese Schärfe zuweilen und in der Tendenz auch einschüchternd zu wirken vermag.

    Dieser eher unangenehmen Empfindung der Einschüchterung kann individuell mit unterschiedlichen Strategien begegnet werden. Die verbreitetste scheint mir stilles Aushalten zu sein. In anderen Strategien überwiegt anscheinend der Kompensationscharakter, namentlich im Namedropping, Zitateschleudern und forcierten Derailing/Ablenken.

    Mit dem stillen Aushalten ist möglicherweise auch G.K. in seinem Blog konfrontiert, was wohl gleichen Ursachen (Schärfe/Klarsicht) geschuldet ist. Ich stelle aber – mit aller gebotener Zurückhaltung – auch fest, dass in den Kommentaren kaum nachgefragt wird; entweder zur Präzisierung oder zum grundlegenden Verständnis. Hier vermute ich auch einen losen Zusammenhang mit dem hohen Niveau der durchaus noch zahlreichen Einlassungen, welches seinerseits eine beachtliche Hürde darstellen kann, Unwissen zum, bzw. Unerfahrenheit mit dem Thema in Nachfragen zu offenbaren.

    Ob interessierte Annäherungen an vorgegebene Themenstellungen willkommen oder gar erwünscht sind, bleibt natürlich dem (archetypischen) Blogbetreiber vorbehalten. Wie er sich dazu verhält, ergibt sich meist aus der „Tonalität“ seiner Antworten. Für mich ist nachvollziehbar, dass Überempfindlichkeit hinsichtlich einer [missverstandenen] Reaktion eines Blogbetreibers zu einem voreiligen Rückzug aus Achtung vor der Sphäre des Blogbetreibers führen kann: Eine Form der übersteigerten sozialen Selbstkontrolle, wenn man so will, was bedauerlich ist. Denn auch mit Verständnisfragen werden Themenbereiche aus Perspektiven beleuchtet, welche selten als irrelevant sogleich zu verwerfen sind.

    Ich stellte mir früher Blogbiotope (Blogbetreiber & Kommentatoren & stille Leserschaft) gerne idealisierend als fruchtbare und sich ausweitende Symbiosen vor. Dagegen steht allerdings eine reale, libertäre gesellschaftliche Grundströmung, welche stellenweise in offene Feindseligkeit abgleitet (mag vielleicht bloß mein eigener überkritischer Eindruck sein). Die reale alltägliche Umgangserfahrung unbewusst in die Blogbiotope zu tragen, könnte daher eine Ursache für G.Ks [nochmals zu bestätigende] Beobachtung sein. Die Entwicklung nahm meiner Überlegung und Erfahrung nach ihren deutlich erkennbaren Anfang mit den ausgreifenden Konsequenzen der Finanzkrise 2008/09 und beschleunigte sich atemberaubend mit den Fluchtbewegungen seit 2014/15.

    Über die anfangs erwähnten Kompensationsstrategien (Namedropping, Zitateschleudern und forciertes Derailing/Ablenken) kann im Kontext der Fragestellung G.Ks. ebenfalls eine Aussage gewagt werden. Offene Geister erkennen solche Strategien und deren destruktiven Charakter schon intuitiv. Um das Phänomen nicht zu dramatisieren, möchte ich die Analogie zur Fuchsjagd bemühen. Jagdfieber bricht aus und bringt den konstruktiven Diskurs vorläufig zum Erliegen. Jagdfieber macht ja auch Spaß – wer das Gegenteil behauptet, naja, erntet ungläubiges Lächeln.

    Allerdings zeigt die Erfahrung, dass der Fuchs sich nicht hinlegt, wie sich’s im zivilisierten Spiel geziemt, sobald er argumentativ, meist mehrfach sogar, „tödlich“ getroffen wurde. Das Spiel endet in dem Moment jäh. In den Vordergrund rückt der offensichtliche Bruch mit sozialen Normen, der wie Gift für das [Blog]Biotop wirken kann. Wenn Achtung für soziale Normen und intellektuelle Redlichkeit verweigert werden, kommt wohl jeder Blogbetreiber, aber auch jeder Kommentator rasch ans Ende seines Lateins. Zwar kann mit harschen Maßnahmen wieder für oberflächliche Ruhe gesorgt werden. Unangenehme Auswirkungen auf das [Blog]Mikroklima scheinen mir dabei allerdings unvermeidbar zu sein. In der Folge dünnt das Biotop aus.

  45. @H.Z:: Stimmt alles, bis auf eins: „Die Entwicklung nahm meiner Überlegung und Erfahrung nach ihren deutlich erkennbaren Anfang mit den ausgreifenden Konsequenzen der Finanzkrise 2008/09 und beschleunigte sich atemberaubend mit den Fluchtbewegungen seit 2014/15.“ —- Das mag international oder für Österreich gelten, in Deutschland war das Jahr 2005 enbtscheidend, als sich ein Bündnis aus liberalen, konservativen, antideutschen und rechtsradikalen Blogs aufmachte mit einer gemeinsamen, gegen die Linke gerichteten Agenda die deutsche Bloggosphäre aufzumischen (ein Überbleibsel dieses Bündnisses ist die Achse des Guten), womit das bis dahin allgemein verbreitete sehr freundliche und vertrauensvolle Klima in der deutschen Bloggosphäre unwiederbringlich vergiftet wurde.

  46. @h.z.: Den meisten Beschreibungen von Ihnen stimme ich zu. Und ich versuche es in der Antwort mal kurz zu halten und die Details zu sparen. In der Tat ist es richtig, daß man oft durch Nachfragen und mit der Bitte um Präzisierung manches Mißverständnis vermeiden kann. Allerdings ist es bei mir auch so, daß ich eigentlich bei manchen Themen gar keine Lust habe, es noch weiter auszuwalzen, als das Thema eh schon ausgefahren wurde. Zumal man zuweilen in Debatten halt auch sagen muß: We agree to disagree. Ich werde dann unwirsch irgendwann, ich werde auch unwirsch, wenn dogmatische Behauptungen aufgestellt werden, wenn ungut assoziiert wird, so wie in diesem Falle oben, und sehr unterschiedliche Positionen in bezug auf eine Kritik am Islam über einen Leisten geschlagen werden. Ich gehöre zu jenen, die Religion allgemein in ihren autoritären Ausprägungen kritisieren, ich kritisiere bestimmte Ausprägungen des Islams in Deutschland, aber ich möchte mich nicht mit Sailer oder Sarrazin in einem Bett befinden. Weder von links gelabelt, noch von rechts oder liberal oder liberalrechts oder linksliberal: Wie auch immer. Ich habe die Details oben ausgefahren.

    Ich gehöre nicht zu den Menschen, denen die Sanftheit geschenkt wurde. Man muß sich mich in etwa so wie Don Camillo vorstellen, der mir zwar nicht vom Aussehen aber vom Typ sehr nahe ist. Hinzu komm, da ich hier der Hausherr bin, bin ich der Meinung, daß jeder, der hier kommentiert, auch das Recht hat, vom Blogbetreiber eine Antwort zu erhalten: ich glaube von mir sagen zu können, daß ich bei ca. 97 % der Kommentare auch etwas entgegne. Auch das kostet mich Zeit. Zeit, die ich im Augenblick eigentlich nicht habe. Und da ärgert es dann manchmal, wenn ich mich mit Dingen herumschlagen muß, die eigentlich überflüssig sind: wenn ich mich an die Arbeit machen muß, die Metaebene und Rhetoriken freilzulegen, um zu zeigen, was an einer Aussage nicht funktioniert. Also nicht einmal mehr inhaltliche Debatten zu führen, sondern falsche Voraussetzungen, dogmatische Setzungen oder Fehlschlüsse und voreilige Assoziationen anzugehen.

    Ein anderer Punkt in Debatten und deren Abschweifen oder deren Entgleisung ist, daß es oftmals nicht mehr darum geht, gemeinsam in einem Gespräch, gleichsam wie auf einer griechischen Polis, ein Ergebnis zu erzielen, sondern seine eigene Sicht durchzudrücken. Auch ich bin davon nicht frei. Zwar habe ich in der Regel meistens recht und liege richtig, weil ich so kluch bin, aber man muß das halt auch nicht immer so heraushängen lassen. Doch Spaß beiseite: Oft liegen in unseren Kopf die Dinge bereits fix und fertig vor und wir sind wenig bereit abzurücken.

    So, und nun will ich zum Ende mal jemandem ein dickes Lob geben und ihm meinen großen, ganz großen Dank und Respekt aussprechen: Und der geht an den inzwischen langjährigen Weg- bzw. Bloggefährten che2001. Dem ich für seine Ruhe, seinen Willen, immer und immer wieder zu argumentieren danke. Und das, obwohl wir politisch in manchem nicht ganz dicht beieinander liegen. Die Ruhe, die er bei X und Y (ich nenne jetzt keine Bloggernamen) aufbrachte, habe ich nicht. Bei mir startet zuerst einmal, wenn ich mich ärgere, die Luftlandekavallerie, und ich bin ein Polemiker und auch ein Wutbollen wie es auch Winston Churchill war, wenngleich mein Leibesumfang zum Glück beachtlich geringer ist. Wie che das angeht, gefällt mir sehr gut. Und auf diese Weise kann auf alle Fälle eine angenehme Blog-Atmosphäre entstehen.

  47. Das Lob geht zrück an jemaden der auch immer bereit war sich auf diese Diskussionen, das Hinterfragen, das Faktenchecken einzulassen, was bei vielen anderen Blogbetreibern, darunter einem gewesenen Freund halt nicht der Fall war. Bei all dem spielt sicherlich eine Rolle, dass nach Studium und Promotion ich eine Zeit lang Pädagoge, eine Zeit lang Pressesprecher war und Handelsvertreter bin und von daher Kommunikation mit verschiedensten Leuten – im aktuellen Job: Vom Konzernvorstand bis zur HartzIViererin, vom Sozialarbeiter bis zum Zuhälter – mein täglich Brot ist.

  48. Als Eigenschaft und in Blogs ist solche Kommunikationsfähigkeit nicht unwichtig. Und Debatten gehen nun einmal nur so, in dem man sich auf Argumente einläßt. Klar, hängt manches immer auch an Lebenshaltungen, der eine wohnt gerne ländlich, der andere in der Stadt, der eine hat es gesellig gerne, der andere lieber in Abgeschiedenheit. Dennoch sollte man immer sehen, daß man den anderen überzeugt und eben nicht überrumpelt oder moralisch zwingt, sondern daß man aufzeigt, wo es im manchmal im Denken klemmt.

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