Es soll ja nicht der Verdacht entstehen, dies sei ein nekrophiler Blog, welcher nur noch zu Nekrologen fähig ist, aber es ist nun einmal so eingerichtet, daß heute der 25. Todestag von Michel Foucault ist. Da aber noch einige Texte zu anderen Themen ausstehen, so der zweite Teil des Habermas-Essays, der dann zum ersten Juli-Wochenende folgt, und die Lektüre von Nietzsches Aufsatz „Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne“ aus der Misreading-Nietzsche-Reihe bisher nicht geschrieben wurde, so will ich eine Foucault-Würdigung erst einmal nach hinten setzten. Oder vielmehr: ich will schon würdigen, aber heute lediglich mit zwei Zitaten von Foucault selbst, das ist vielleicht sogar besser als kommentieren:
„Die Philosophie, was ist sie, wenn nicht eine Weise, nicht so sehr über das, was wahr oder falsch ist, zu reflektieren als über unser Verhältnis zur Wahrheit. Man beklagt sich manchmal, daß es in Frankreich keine herrschende Philosophie gibt. Umso besser. Keine souveräne Philosophie, das stimmt; aber immerhin eine Philosophie oder besser: Philosophie als Aktivität. Denn Philosophie ist eine Bewegung, mit deren Hilfe man sich nicht ohne Anstrengung und Zögern, nicht ohne Träume und Illusionen von dem freimacht, was für wahr gilt, und nach anderem Spielregeln sucht. Philosophie ist jene Verschiebung und Transformation der Denkrahmen, die Modifizierung etablierter Werte und all der Arbeit, die gemacht wird, um anders zu denken, um anderes zu machen und anders zu werden als man ist.“
„Das einzige Gesetz über die Presse, das einzige Gesetz über das Buch, das man aufstellen sollte, wäre zu unterbinden, daß der Name des Autors zweimal verwendet wird, und zusätzlich sollte dem Autor das Recht auf Anonymität und aufs Pseudonym gewährt werden, damit jedes Buch für sich selbst gelesen werden kann. Es gibt Bücher, bei denen die Kenntnis des Autors ein Schlüssel zu Verstehbarkeit ist. Aber von wenigen großen Autoren abgesehen, nützt diese Kenntnis bei den meisten Autoren überhaupt nichts. Sie dient als Schirm. Für jemanden wie mich, der ich kein großer Autor bin, sondern lediglich jemand, der Bücher produziert, wäre es wünschenswert, daß sie für sich selbst gelesen werden, mit ihren Schwächen und ihren möglichen Qualitäten.“